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12:51 Uhr, 28.03.2019

Green Bunds: Konjunkturmotor für Europa?

Zur „typisch deutschen“ Sorge um Ethik und Nachhaltigkeit würden Green Bonds – oder vielmehr „Green Bunds“ – nach Meinung von M&G-Fondsmanager Wolfgang Bauer perfekt passen.

London (GodmodeTrader.de) - Der Wirtschaftsaufschwung in Europa ist ins Stocken geraten. Angesichts schwächerer Konjunkturdaten und trüber Aussichten fürchten sich viele Beobachter wieder vor der „Japanisierung“ der Eurozone, in der Wachstum und Zinsen auf Dauer niedrig bleiben würden, wie Wolfgang Bauer, Fondsmanager des M&G (Lux) Absolute Return Bond Fund bei M&G Investments, in einem Marktkommentar schreibt.

Ein beliebter Lösungsvorschlag: Die Regierungen sollten ihre Haushaltsdisziplin aufgeben und die Konjunktur aktiv ankurbeln – allen voran Deutschland als Europas größte Volkswirtschaft und langjähriger Wachstumsmotor. Bei den aktuell unschlagbar günstigen Finanzierungskosten müsse daher der deutsche Staat, dessen Gläubiger sogar negative Zinsen in Kauf nähmen, möglichst viele Bundesanleihen emittieren, heißt es weiter.

Bauer hat jedoch eine bessere Idee: „Einen schuldengetriebenen Ausgabenrausch zur Ankurbelung der Wirtschaft in Europa würden wohl viele Deutsche vehement ablehnen. Dafür gibt es natürlich sachliche Gründe: Denn wenn Deutschland das Sparsamkeitscredo und die sprichwörtliche ‚schwarze Null‘ aufgibt, fehlen auch die Argumente, um von den anderen Ländern des Euroraums Disziplin zu verlangen. Und damit würde das Risiko steigen, in eine neuerliche Euro-Schuldenkrise zu geraten, gefolgt von teuren Rettungsaktionen und letztlich einer Schuldenunion.“

Die in Deutschland weitverbreitete Schuldenaversion habe aber auch eine emotionale Ebene – vielleicht sogar verstärkt durch die sprachliche Nähe der Begriffe „Schulden" und „Schuld". Viele Menschen seien zutiefst davon überzeugt, dass eine verantwortungsbewusste Regierung im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten agieren sollte. Die Aufnahme von Fremdkapital gehe ihrer Meinung nach auf Kosten zukünftiger Generationen, unabhängig von der Attraktivität der Finanzierungskosten oder der Verwendung von Erträgen, heißt es weiter.

„Genau diese Haltung eröffnet aber auch neue Chancen, und zwar sowohl für Emittenten als auch für Investoren. Denn zur ‚typisch deutschen‘ Sorge um Ethik und Nachhaltigkeit würden Green Bonds – oder vielmehr ‚Green Bunds‘ – perfekt passen. Grüne Anleihen würden ausgegeben, um Mittel für bestimmte umweltfreundliche Projekte bereitzustellen. Zuletzt habe etwa Telefónica Ende Januar einen Green Bond im Volumen von einer Milliarde Euro begeben. Damit solle die Energieeffizienz des Unternehmens durch die Umstellung von Kupfer- auf Glasfasernetze in Spanien verbessert werden, heißt es.

Grüne Anleihen seien natürlich nicht auf den Unternehmenssektor beschränkt. In den letzten Jahren hätten mehrere europäische Länder nennenswerte Volumina an Green Bonds emittiert. Frankreich sei bislang als größter Emittent dieses Segments in Erscheinung getreten, mit einem ausstehenden Volumen von 16,5 Milliarden Euro. Belgien habe erst kürzlich 4,5 Milliarden Euro über eine grüne Anleihe aufgenommen, und auch Polen zähle nach zwei Emissionen im Februar zu den größten europäischen Green-Bond-Adressen, heißt es weiter.

„Die Nachfrage der Investoren nach grünen Staatsanleihen ist hoch und der Markt groß genug, um neue Milliardenemissionen aufzunehmen. Und da Green Bonds speziell im Sinne einer ethischen Finanzierung und langfristiger Nachhaltigkeit konstruiert sind, könnten sie das passende Instrument sein, um die Schuldenbereitschaft in Deutschland zu erhöhen und mit Investitionen in umweltfreundliche Projekte das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Einige deutsche Emittenten, wie die KfW, haben bereits Green Bonds eingesetzt. Der nächste logische Schritt wäre die Ausgabe grüner deutscher Staatsanleihen: Green Bunds“, so Bauer.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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