Kommentar
08:39 Uhr, 08.07.2016

Goldige Zeiten für Aktien?

Gold steigt und steigt, doch nicht nur Gold dürfte in den kommenden Monaten gut performen. Entgegen aller Befürchtungen könnten vor allem US-Aktien bis Jahresende kräftig zulegen.

Die Stimmung ist schlecht. Der Brexit bringt viel Unsicherheit und die Notenbanken denken schon über die nächsten geldpolitischen Lockerungsschritte nach. China wird derweil eine Krise, wie sie die USA ab 1929 erlebt haben, vorausgesagt. Das alles sind keine Argumente für eine Sommer- und Herbstrallye an den Märkten.

Man kann nicht bestreiten, dass die aktuelle Ausgangslage etwas düster wirkt. Doch während viele vor einer Katastrophe nach dem Brexit-Votum warnen, kann man die Lage auch von der positiven Seite sehen. Zuallererst ist da der Brexit selbst. Die Mehrheit der Analysten geht von negativen Effekten aus. Das muss allerdings nicht so sein.

Die Argumente, weshalb der Brexit schlecht für die wirtschaftliche Entwicklung sein soll, leuchten ein. Unsicherheit um die Zukunft Großbritanniens hemmt Investitionen und Konsum. Die Wirtschaft schwächt sich ab. Das betrifft nicht nur Großbritannien, sondern die ganze EU. Es kann jedoch auch ganz anders kommen.

Die Unsicherheit ist hoch. Daran kann man kaum rütteln, doch noch ist Großbritannien in der EU. Es ändert sich vorläufig also gar nichts. Obwohl sich faktisch noch nicht viel geändert hat, hat das britische Pfund gegenüber den meisten Währungen weltweit stark abgewertet. Das stärkt die Exportwirtschaft Großbritanniens, denn die Unternehmen, die nach wie vor freien Zugang zum gemeinsamen Binnenmarkt haben, können nun sehr günstig in die EU exportieren.

Der zu erwartende Exportboom wird die negativen Folgen des Votums nicht vollkommen wettmachen, aber abfedern. Entgegen vieler Prognosen kann die britische Wirtschaft einer Rezession durchaus entgehen. Darüber hinaus beginnt in Großbritannien gerade erst der Diskurs über den EU-Austritt. Es wäre zwar besser gewesen, die Diskussion vor der Abstimmung zu führen, doch die sich mit Populismus überbietenden Politiker waren vielmehr damit beschäftigt, Horrorszenarien beim Verbleib in der EU zu erfinden, als sich an der Sachlage zu orientieren.

Persönlich kann ich mir gut vorstellen, dass Großbritannien und die EU relativ bald (ist wirklich relativ zu sehen – vor Ende 2017 ist damit nicht zu rechnen) eine Rahmenvereinbarung treffen. Auf dieser Basis wird es eine neue Abstimmung geben und Großbritannien tritt letztendendes dann doch nicht aus.

Das sind eher mittelfristige Perspektiven. Kurzfristig hellt sich die konjunkturelle Lage in anderen Teilen der Welt auf. Der US-Einkaufsmanagerindex der Industrie (ISM-Index) stieg vergangene Woche auf den höchsten Stand der letzten 12 Monate. Grafik 1 zeigt den Zusammenhang von ISM-Index und US-Aktienperformance.

Sofern sich die US-Wirtschaft und der Aktienmarkt in den vergangenen Monaten nicht komplett neu ausgerichtet haben und dem Zusammenhang nach wie vor eine hohe Relevanz beizumessen ist, dann stehen US-Aktien vor einer großen Rally. Gemessen am S&P 500 müsste dieser von derzeit ca. 2.100 auf mindestens 2.200 bis 2.300 Punkte steigen können.
Ein bullisches Szenario wird auch vom Sentiment unterstützt. Grafik 2 zeigt den S&P 500 sowie den Spread zwischen Bullen und Bären (Anteil Bullen weniger Anteil Bären) unter US-Privatanlegern. Im mehrwöchigen Durchschnitt liegt das Sentiment immer noch sehr niedrig und unter den Werten aus dem vergangenen Sommer. Sowohl im September 2015 als auch im Februar 2016 ergab sich aus diesem Spread ein hervorragendes Kaufsignal.

Die Brexit-Panik erscheint mir übertrieben. Die große Krise kann nicht nur ausbleiben, sie wird höchstwahrscheinlich auch ausbleiben. Ich halte es für durchaus möglich, dass sich der Markt in den kommenden Monaten nicht nur erholt, sondern insbesondere in den USA kräftig steigen kann.

Die Wachstumsdelle in den USA scheint überstanden und man kann davon ausgehen, dass die zuletzt eher schlechten Arbeitsmarktberichte Ausreißer waren. Das Bild hellt sich auf, doch Anleger sind nach wie vor tief besorgt und tendenziell bärisch eingestellt. Beides kann für eine positive Überraschung sorgen.

Clemens Schmale

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33 Kommentare

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  • 1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Die Bildschirmjunkies , festgefrohren an ihre Statistiken und Kurven scheinen derweil jeden Realitaetsssinn verlohren zu haben. Das Ganze erinnert derweil an die fruehere TAFT Haarspraywerbung.

    13:16 Uhr, 08.07.2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Lieber Herr Schmale.

    Schauen Sie ab und an mal nach dem Handelsdefizit in den USA und dem enorm wachsenden Schuldenberg? Offenbar gehoeren Sie auch zu den Ausblendern der Realitaet.

    13:10 Uhr, 08.07.2016
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Der offene Beginn des inneren Terrorismus in den USA wird einfach ignoriert. DA muesst ihr mal die twitters und Kommentarfunktionen dazu lesen, da geht euch ein Licht auf. Es steht ein innerer Konflikt in USA an ....und ALLE sind bewaffnet.

    13:08 Uhr, 08.07.2016
  • bullischerbär
    bullischerbär

    Wobei DAX um die 6.000 wäre ja auch schön, um mal wieder ordentlich langfristig kaufen zu können! :-))))))

    12:54 Uhr, 08.07.2016
  • bullischerbär
    bullischerbär

    "Also ehrlich lest ihr Nachrichten?? Ihr blendet einfach alles aus und hofft auf die Zentralbanken.."

    Der gesamte Markt verält sich so... deswegen könnte es auch den gesamten Markt in einiger Zeit "zerfetzen"! Das Volk der Lemminge ist wieder da...

    PS: Wobei ich jetzt gerade der WiWo nicht alles glauben würde :)))))

    12:41 Uhr, 08.07.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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