Kommentar
10:55 Uhr, 12.04.2018

GOLD - was ist da auf einmal los?

Gold steigt zur Wochenmitte zeitweise um knapp 2% an. Das grenzt schon fast an Panikkäufe, doch was treibt diese?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
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  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.348,450 $/Unze (Commerzbank CFD)

Wenn der Goldpreis sprunghaft ansteigt, dann hat das für gewöhnlich einen Grund. Dabei sind es immer wieder die üblichen Verdächtigen. Entweder kaufen Anleger Gold, weil die Unsicherheit groß ist oder sie kaufen es als eine Art Versicherung gegen die Geldentwertung. Nach einem neuerlichen Giftgasangriff in Syrien wartet die Welt nun gespannt, was die USA tun werden. Trump hatte per Twitter bereits angekündigt, dass es eine militärische Vergeltung geben würde. Russland hat daraufhin gleich reagiert und verlauten lassen, dass sämtliche Raketen abgeschossen würden.

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Gibt es also einen Angriff der USA auf das Assad-Regime, welches unter dem Schutz Russlands steht, sind plötzlich die USA und Russland mehr oder minder direkte Kriegsgegner – ein Horrorszenario. Die Angst vor einer solchen Auseinandersetzung hat bereits dem Ölpreis auf die Sprünge geholfen.

Der Verdacht liegt daher nahe, dass auch der Anstieg des Goldpreises etwas damit zu tun hat. Das hat er wohl nicht. Dazu sind Aktien zu stark. Anleger scheinen wegen des drohenden Konflikts nicht in einen neuerlichen Risk-off Modus zu gehen.

Bleibt die zweite Erklärung: die Teuerung. In den USA wurden Inflationsdaten veröffentlicht. Diese zeigen einen Preisanstieg von 2,4 % gegenüber dem Vorjahr (siehe Grafik 1). Das ist oberhalb der Zielmarke von 2 %, allerdings ist für die Notenbank mehr die PCE-Kernrate ausschlaggebend (Konsumentenpreisinflation).

Inflation und PCE verlaufen tendenziell parallel. Ein Anstieg der Inflation legt nahe, dass auch die Kernrate weiter ansteigen wird. Erbaulich ist auch, dass die Inflationsrate seit anderthalb Jahren oberhalb von 2 % ist. Es gab einen kurzen Dip darunter, doch der Trend scheint zu stimmen.

Die Inflation steigt und sie scheint nachhaltig zu steigen. Das hat auch wiederum mit dem Ölpreis zu tun. Dessen Preisniveau halte ich persönlich für übertrieben. Ich erwarte daher auch, dass wir in einigen Monaten auch wieder weniger Preisdruck sehen werden, wenn der Ölpreis erst zu sinken beginnt.

Nichtsdestotrotz reagieren Anleger nun erst einmal auf die steigenden Konsumentenpreise. Die Zinsen sind im Vergleich zur Inflation immer noch niedrig und es ist unwahrscheinlich, dass die Notenbank die Realzinsen deutlich steigern wird. Für den Goldpreis sind die Realzinsen ausschlaggebend.

Eine beschleunigte Zinswende kann man nicht erwarten. Das bevorzugte Inflationsmaß der Notenbank ist ja noch deutlich unter der Zielmarke von 2 % (Grafik 2). Die Rate nähert sich dem Ziel zwar an, doch ein Überschießen muss man zunächst nicht befürchten. Seit 2007 hat es die PCE Rate nicht mehr über 2 % geschafft. Man kann sogar sagen, dass seit fast 25 Jahren die Kernrate die 2 % Marke vor allem von unten gesehen hat und nicht von oben. Die Notenbank betont zwar die Symmetrie des Ziels, doch das ist Makulatur. Symmetrie suggeriert ein ausgeglichenes Verhältnis von Teuerungsraten oberhalb und unterhalb von 2 %. Tatsächlich ist die Oberseite seit 25 Jahren nicht mehr nachhaltig erreicht worden.

Wie dem auch sei, das bevorzugte Inflationsmaß sorgt für eine weiterhin gemächliche Zinswende. Dieses Maß spiegelt den nachhaltigen Preisdruck wider. Tatsächlich zahlen Konsumenten aber die höheren Preise, die durch die herkömmliche Inflationsrate angezeigt werden. Da diese Rate steigt, die Zinsen aber nur sehr gemächlich nach oben wandern, ist das ein Argument für Gold.

Nachhaltig ist die Kaufbereitschaft der Anleger vermutlich trotzdem nicht. Auch wenn ich selbst mittelfristig positiv für den Goldpreis gestimmt bin, scheint mir der heutige Preisanstieg eine Eintagsfliege zu werden.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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