Kommentar
08:43 Uhr, 12.04.2019

GOLD und die Zentralbanken: Wer kauft da und warum?

Seit einigen Jahren kaufen Zentralbanken wieder Gold, nachdem sie es jahrelang verkauften. Was steckt dahinter?

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Mit dem Ende des Goldstandards gab es für Zentralbanken kaum noch Gründe, an ihren Goldbeständen festzuhalten. Nachdem sie lange Zeit immer nur Gold kaufen, begann eine vier Jahrzehnte dauernde Phase, in der verkauft wurde. Zwischen 1989 und 2007 wurde in keinem einzigen Jahr der Goldbestand der Notenbanken ausgebaut. Stattdessen sank dieser Jahr um Jahr. Die Zeit nach 2008 sieht da ganz anders aus. Es wird wieder gekauft. Die Goldbestände wachsen so schnell wie zuletzt in den 50er Jahren.


Das schürt Spekulationen. So mancher vermutet eine Verschwörung, die Wiederbelebung des Goldstandards oder sonstige suspekte Machenschaften. Tatsächlich aber ist der Grund für den Trend ein ganz anderer.

Betrachtet man die Entwicklung der Goldbestände einzelner Länder (Grafik 2), wird schnell klar, was geschieht. Bis 2008 gab es einige große Verkäufer auf dem Markt. Zu nennen sind hier vor allem die Schweiz und Frankreich. Die Schweiz besaß einmal mehr Gold als Italien, entschloss sich aber für Verkäufe.


1.500 Tonnen Gold (ca. 60 Mrd. USD beim aktuellen Preis) wurden veräußert. Frankreich verkaufte knapp 600 Tonnen. In dieser Zeit gab es kaum Käufer. Die meisten Notenbanken hielten ihren Goldbestand einfach konstant.

2008 hörten Zentralbanken mit den Verkäufen auf. Dafür begannen China und Russland, ihre Käufe zu beschleunigen. China kaufte just in dem Moment, in dem die Verkäufe stoppten, 400 Tonnen Gold. Russland wiederum verdoppelte zuletzt die jährlichen Käufe von 100 Tonnen auf 200 Tonnen.

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Im Vergleich zur Wirtschaftsleistung sind die Goldreserven dieser beiden Ländern immer noch klein, insbesondere in China. Chinas Wirtschaft ist drei Mal so groß wie die Deutschlands, besitzt aber ein Drittel weniger Gold.

Russland hat ein anderes Interesse. Da Russland vom Westen zunehmend isoliert wird, sind Anlagen in ausländischen Wertpapieren ein Risiko. Russland verkaufte praktisch alle US-Anleihen. Diese hatten einen Wert von mehr als 100 Mrd. Wegen Sanktionen muss Russland aber befürchten, dass dieses Geld irgendwann eingefroren werden könnte.

Der Binnenmarkt gibt zu wenig her, um hunderte Milliarden anzulegen. Zudem ist es ein Risiko, wenn die Notenbank ihre Reserven nur in staatlichen Schuldverschreibungen parkt. Die Unabhängigkeit könnte gefährdet werden. Aus Mangel an Alternativen wird eben Gold gekauft.

Für den Goldmarkt sind diese Käufe nur bedingt relevant. Angebot und Nachfrage sind mehr oder minder im Gleichgewicht (Grafik 3). Die größte Nachfrage ist immer noch die nach Schmuck. Die Käufe der Zentralbanken fallen da kaum ins Gewicht.


Dass sich Zentralbanken insgesamt wieder für Gold interessieren, stimmt so streng genommen nicht. China und Russland interessieren sich für Gold. Alle anderen (westlichen) Notenbanken rühren ihre Bestände nicht an. Die ganze Sache ist ziemlich unspektakulär.

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2 Kommentare

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  • The Secessionist
    The Secessionist

    Chinas Goldreserven nur 2/3 Deutschlands ....... LOL. Die offiziell deklarierten vielleicht ....

    07:36 Uhr, 20.04.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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