Kommentar
19:40 Uhr, 14.02.2022

Gold: Letzte Chance für das Edelmetall?

Trotz steigender Zinsen hält sich der Goldpreis wacker. Bahnt sich da etwa eine Chance auf einen Ausbruch an?

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  • Gold
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  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.866,69000 $/oz. (FXCM)

Man könnte fast glauben, dass Gold nun doch noch auf die Inflation reagiert. Erst kamen am vergangenen Donnerstag unerwartet hohe Zahlen aus den USA, dann legte der Goldpreis am Freitag deutlich zu. Wer sich nun aber freut und denkt, dass Gold endlich mit der Inflation nach oben zieht, sollte sich nicht zu früh freuen.

Das bisherige Allzeithoch bei Gold wurde im August 2020 erreicht. Der Preis stieg auf fast 2.100 Dollar. Die Inflationsrate stand damals bei 1,3 %. Nun steht sie bei 7,5 % und der Goldpreis liegt bei 1.870 Dollar. Offenbar hat das mit dem Inflationsausgleich bisher nicht funktioniert. Das liegt nicht etwa daran, dass Gold keinen Inflationsausgleich bietet. Dieser findet statt, nur nicht unbedingt zeitgleich.

Die Inflation kann steigen und Gold fallen und umgekehrt. Wenn beides zeitnah geschieht, wie vergangene Woche, sind die Hoffnungen allerdings groß. Der Grund für den Goldpreisanstieg am Freitag und heute war wohl aber ein anderer. Die Ukrainekrise spitzte sich erneut zu. Der Goldpreis reagierte eher auf Geopolitik als auf Inflation. Am Donnerstag, als die Zahlen veröffentlicht wurden, schloss der Goldpreis sogar mit Verlusten.

Dennoch gibt es ermunternde Signale. Das Zinsumfeld wird für Gold ungünstig und dennoch kann der Preis zumindest seitwärts laufen. Global hat sich etwa das Volumen von Staatsanleihen mit negativer Rendite rasant verkleinert. Noch vor wenigen Monaten rentierten Anleihen im Volumen von mehr als 15 Billionen Dollar im negativen Bereich. Aktuell sind es weniger als fünf Billionen (Grafik 1).

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Bis Ende 2021 verliefen Goldpreis und negativverzinste Anleihen parallel. Jetzt kommt ein Befreiungsschlag. Das gilt sogar, wenn man den Realzins dem Goldpreis gegenüberstellt (Grafik 2). Der Realzins entspricht der Rendite inflationsgebundener Anleihen und nicht z.B. dem Leitzins weniger Inflationsrate.

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Die Rendite inflationsgebundener Anleihen ist die beste Benchmark für Gold. Die Rendite beinhaltet das, was Anleger in Bezug auf Nominalzins- und Inflationsentwicklung erwarten. Diese mittel- bis langfristigen Erwartungen sind entscheidend für Gold.

Seit einem Monat scheint die Korrelation aufzubrechen. Der Realzins steigt. Das gilt übrigens nicht nur für die Rendite der inflationsgebundenen Anleihe, sondern inzwischen auf für andere Maßstäbe. Die Renditen von Anleihen sind über alle Laufzeiten seit Mitte Januar stark gestiegen, und zwar stärker als die Inflationsrate.

Der Goldpreis schiebt sich hingegen seitwärts bzw. nach oben. Ist das nun der große Befreiungsschlag und Loslösung von der Realzinsentwicklung? Das ist unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte die geopolitische Lage kurzfristig für Rückenwind bei Gold sorgen.

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Wer dennoch nicht auf Gold als Inflationsschutz verzichten will, sollte an Goldminenaktien denken. Diese sind nicht überteuert und die Dividendenrendite liegt je nach ETF bei 1,6 % bis 2,4 %.

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1 Kommentar

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  • mariahellwig
    mariahellwig

    Ich kann die nigative Stimmung zu Gold nicht nachvollziehen. Gold hat in den letzten 10 Jahren von sinkenden Zinsen nicht profitiert und hat die letzten 10 Jahre stagniert. Warum sollten jetzt steigende Zinsen ein Problem sein. Die Realzinsen werden weiterhin tief im negativen BEreich bleiben.

    Wenn negative Nachrichten keinen Effekt mehr haben, ist das ein klares Indiz dafür, dass alles eingepreist ist.

    Minenaktien bilden einen Goldpreis von ca. 1300USD ab, sind betriebswirtschaftlich kerngesund und historisch preiswert.

    08:14 Uhr, 15.02.2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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