Gold: Kursrutsch fundamental nicht zu begründen
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Hamburg (BoerseGo.de) - „An den positiven fundamentalen Aussichten für Gold hat sich überhaupt nichts geändert“, sagt Edelmetallexperte Nico Baumbach von der Hamburger Kapitalanlagegesellschaft Hansainvest Hanseatische Investment-GmbH. Nach dem Mini-Crash Mitte April sprechen seiner Ansicht nach jedoch sowohl charttechnische als auch psychologische Faktoren eher gegen eine schnelle Erholung beim Goldpreis.
Nach Beobachtung von Baumbach waren vorwiegend institutionelle Anleger für den Kursrutsch im April verantwortlich. „Der Druck auf den Goldmarkt ging von den US-Futuremärkten aus. Als bei rund 1.500 US-Dollar wichtige charttechnische Widerstände fielen, wurden Stop-Loss-Limite ausgelöst“, so der Fondsmanager der beiden Edelmetallfonds Hansagold und Hansawerte. Insbesondere der führende börsengehandelte Goldfonds SPDR Gold Trust habe enorme Bestände abgestoßen. Der amerikanische ETF gehört zu den weltweit größten Besitzern des Edelmetalls. Hier engagieren sich unter anderem auch große Hedgefonds, wenn sie auf steigende Goldnotierungen wetten. „Derzeit werden in den USA weiterhin jeden Tag mehrere Tonnen Gold auf den Markt geworfen“, beschreibt Baumbach die aktuelle Marktsituation.
Unmittelbar nach dem abrupten Preisrutsch unter die Marke von 1.400 US-Dollar für die Feinunze Gold sei allerdings die Nachfrage der Privatanleger deutlich angestiegen. „Vor allem in Asien standen die Verbraucher Schlange, um physisches Gold zu erwerben.“ Die Händler hätten der Nachfrage nach Krügerrand und ähnlichen Münzen zeitweise überhaupt nicht mehr nachkommen können. „Der Run der Verbraucher auf die Edelmetallhändler hat die Goldnotiz stabilisiert“, so Baumbach. „Diese Nachfrage verfügt aber nicht über die Kraft, um die starken Verkäufe der ETF-Halter zu kompensieren.“ Der Fondsmanager hält es daher für möglich, dass der Goldpreis auf kurze Frist weiter zur Schwäche neigt. Ein Nachgeben bis auf Werte um 1.200 bis 1.250 US-Dollar würde ihn angesichts der verschlechterten Stimmung für das Edelmetall nicht überraschen.
Nach Einschätzung Baumbachs reduzieren momentan viele institutionelle Anleger ihre Goldengagements, weil sie eher wieder Kursgewinne anstreben und sicherheitsorientierte Kapitalanlagen aktuell gering schätzen. „Die große Angst ist raus aus den Köpfen der Leute“, so der Fondsmanager. Daher zögen risikoreichere Anlagen wie Aktien wieder mehr Kapital an und boomten. Baumbach vermutet hier jedoch ein gravierendes Missverständnis. Gold sollte nicht primär unter dem Gesichtspunkt der Spekulation erworben werden. Auch wenn es grundsätzlich stark im Preis schwanke, stelle das Edelmetall ein nicht manipulierbares Zahlungsmittel außerhalb des Papiergeldsystems dar. Die Beimischung des Edelmetalls in Höhe von fünf bis zehn Prozent zur Stabilisierung des Portfolios gegen einen immer noch möglichen finanzpolitischen „worst case“ sei daher nach wie vor sinnvoll.
Baumbach hebt hervor, dass die Argumente für das Halten von Gold nichts an Gültigkeit eingebüßt hätten. Der Fondsmanager erinnert an die ungelöste Eurokrise und die ultralockere Geldpolitik führender Notenbanken. Momentan seien die hierdurch entstandenen Risiken jedoch in den Hintergrund getreten. Nun müsse etwas Zeit verstreichen, bis die Goldnotierung wieder kräftiger anziehen könne. Kurzfristig stünde die Marke von 1.400 US-Dollar zur Diskussion. Mittelfristig sei dann die Widerstandszone bei 1.500 bis 1.550 US-Dollar zu überwinden. In diesem Zusammenhang verweist Baumbach auch auf die prekäre Situation der Goldminen-Unternehmen. „Ein großer Teil der Bergbaugesellschaften arbeitet beim derzeitigen Goldpreis defizitär. Sollte das so bleiben, könnte dies mittelfristig zu einemdeutlich niedrigeren Angebot führen.“ Die Produktionskosten der Förderunternehmen waren in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Eine weitere Stütze für den Goldpreis stellt dem Fondsmanager zufolge die Nachfrage durch Notenbanken dar.
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