Kommentar
08:43 Uhr, 29.12.2021

Gold: Große Enttäuschung im kommenden Jahr?

Zum Jahreswechsel werden oft Prognosen zur lukrativsten Anlage des nächsten Jahres gewagt. Gold gehört nicht dazu. Es dürfte sich eher am anderen Ende des Spektrums befinden.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.804,66000 $/oz. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.804,66000 $/oz. (FXCM)

Geht es nach den Preisprognosen von Investmentbanken, könnte Gold im nächsten Jahr zum schlechtesten Investment von allen gehören. Im besten Fall gehen Banken von stabilen Preisen aus. Viele halten allerdings auch Preis im Bereich von 1.500 Dollar je Unze für möglich.

2023 soll es auch nicht besser werden. Gold könnte sogar einen Preis von weniger als 1.300 Dollar erreichen. Der Konsens ist damit recht eindeutig. Mit Gold sind keine Kursgewinne zu erzielen, sondern vielmehr Verluste. Im Normalfall haben Kurszielprognosen eher Zufallscharakter. Das gilt zumindest für Aktien. Bei Gold steckt etwas mehr als nur Zufall dahinter.

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Der Goldpreis folgt dem Realzins. Sinkt der Realzins, steigt der Goldpreis (Grafik 1). Derzeit sind die Zinsen niedrig und die Inflation ist sehr hoch. Der Realzins ist also bereits sehr niedrig. Es fällt schwer, an noch tiefere Realzinsen zu glauben. Vielmehr ist es wahrscheinlicher, dass der Realzins in den kommenden Quartalen wieder langsam ansteigt.

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Für den Goldpreis bedeutet dies nichts Gutes. Kursgewinne werden unwahrscheinlich. Kursverluste sind hingegen deutlich wahrscheinlicher. Eine Hintertür für höhere Goldpreise kann man jedoch offenlassen. Trotz Gegenwind durch den Zinstrend hat sich die Investitionsnachfrage nach Gold stabilisiert.

Der Goldbestand von physisch besicherten ETFs stabilisiert sich seit Monaten (Grafik 2). Das unterscheidet die aktuelle Phase zum letzten Bärenmarkt von 2011 bis 2015. Damals sank der Goldbestand in ETFs Monat um Monat. Aktuell ist das nicht der Fall. Der Goldbestand bleibt stabil. Anleger kehren Gold nicht den Rücken.

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Dieser Unterschied zu 2011-2015 lässt sich vermutlich damit begründen, dass auch die Umstände in Bezug auf Inflation andere sind als damals. Der Realzins, dem der Goldpreis folgt, ist ein vom Markt bestimmter Zins. Ablesen kann man ihn anhand der Rendite 10-jähriger inflationsgebundener Anleihen.

Die Rendite dieser Anleihen liegt derzeit bei -1 %. Das ist angesichts einer Inflationsrate von über 6 % relativ hoch. Die Rendite von herkömmlichen 10-jährigen Staatsanleihen liegt bei 1,5 %. Zieht man die Inflationsrate davon ab, müsste der Realzins eigentlich bei mindestens -5 % liegen. Anleger taxieren ihn über inflationsgebundene Anleihen allerdings auf lediglich -1 %.

Das spiegelt die Erwartung wider, dass die Inflationsrate bald und schnell wieder sinkt. Diese Erwartungshaltung kann sich erfüllen. Anleger könnten sich aber auch irren. Bleibt die Inflation längere Zeit so hoch wie jetzt, besteht ein enormer Anpassungsbedarf bei inflationsgebundenen Anleihen. Sinkt die Rendite von -1 % auf -3 %, kann das den Goldpreis regelrecht in die Höhe katapultieren.

So bleibt Goldbullen die Hoffnung, dass der Anleihemarkt falsch liegt. Es würde zu der Entwicklung des Goldpreises in den 70er Jahren passen (Grafik 3). Der Goldpreis hätte in diesem Fall noch sehr viel Luft nach oben. Wahrscheinlicher ist das erste Szenario. Gold ist aber eine Versicherung. Gerät die Inflation außer Kontrolle, sind die Aussichten blendend.

Gold-Große-Enttäuschung-im-kommenden-Jahr-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-3

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6 Kommentare

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  • mariahellwig
    mariahellwig

    Und das alles noch auf Basis der schön gerechneten Inflationszahlen. Die Berechnungsmethodik wurde mehrfach angepasst und immer kamen danach niedrigere Zahlen heraus. Nach der Methodik die bis 1990 angewendet wurde, läge die Inflation nicht bei 6% sondern bei 10%. Mit der Methodik von vor 1980 sogar bei 15%, was die Inflationszahlen Anfag der 80er fast schon niedlich aussehen läßt.

    Der Goldpreis auf mehreren Ebene künstlich gedrückt. Besonders aber durch größere Verkaufsorders zu volumenschwachen Zeiten morgens um 10:00 New Yorker Zeit.

    10:27 Uhr, 30.12. 2021
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Ich denke, dass Gold in den nächsten Jahren positiv überraschen wird.

    14:46 Uhr, 29.12. 2021
  • mariahellwig
    mariahellwig

    Gegen einen Preisverfall spricht auch, dass Gold massiv unterbewertet ist. Seit 2011 stagniert der Preis. Der faire Preis sollte bei 2300 USD liegen.

    10:43 Uhr, 29.12. 2021
    1 Antwort anzeigen
  • mkgeld
    mkgeld

    Die Prognosen der Banken gehen bei Gold immer nach unten. War noch nie anders und auch die Zentralbanken die Gold kaufen haben kein Interesse an steigenden Preisen. Gold wird daher nur langsam steigen damit der Kontrollverlust der Zentralbanken nicht so gravierend erscheint.

    09:22 Uhr, 29.12. 2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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