Analyse
05:56 Uhr, 03.03.2016

GOLD - Erholung abgearbeitet oder neuer Bullenmarkt?

2016 war bisher ein sehr gutes Jahr für Gold. In den ersten zwei Monaten war die Performance sogar so gut wie zuletzt 1974. Damals braute sich eine ein Bullenmarkt zusammen, der den Goldpreis von 100 auf 800 Dollar steigen ließ. Ist das ein gutes Omen?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.239,63 $/Unze (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.239,63 $/Unze (Deutsche Bank Indikation)

Bevor man sich Goldpreise jenseits der 5.000 Dollar-Marke ausmalt, muss man sich vor Augen halten, dass der gute Jahresauftakt 1974 nicht den sofortigen Startschuss für den Bullenmarkt gab. Nachdem sich der Goldpreis von 90 Dollar Ende 1973 auf 200 Dollar im Jahr 1975 verdoppelte, gab es eine lange Durststrecke für Anleger. Nach dem Hoch fiel der Goldpreis zwei Jahre lang und gab sämtliche Gewinne der Zeit von 1974 bis 1975 wieder ab. Erst nach dieser Ernüchterung startete der ganz große Bullenmarkt.

Ob die ersten Wochen eines Jahres etwas über den Beginn eines Bullenmarktes aussagen, sei dahingestellt. Man kann immerhin mit aller Deutlichkeit sagen, dass sich etwas tut. 2016 ist alles andere als ein durchschnittliches Jahr für Gold. Grafik 1 zeigt den bisherigen Jahresverlauf im Vergleich mit dem durchschnittlichen Jahresverlauf seit 1969. Man muss nicht lange über den Daten brüten, um zu erkennen, wie außergewöhnlich der Jahresstart war. Die Outperformance zum Durchschnitt liegt bei mehr als 10 %. Für gerade einmal 9 Wochen ist das nicht schlecht.

Der Jahresauftakt lässt auch daran zweifeln, dass sich Gold noch im Bärenmarkt befindet. Grafik 2 zeigt den Vergleich des bisherigen Jahresverlaufs mit dem durchschnittlichen Jahresverlauf eines Bärenmarktes. Gold ist saisonal zu Beginn des Jahres stark. Das gilt in Bullen- wie in Bärenmärkten. In Bärenmärkten beginnt jedoch bereits nach dem ersten Monat des Jahres ein kontinuierlicher Abwärtstrend. Davon ist 2016 bisher keine Spur.

2016 gleicht bisher sehr viel mehr der typischen Preisentwicklung eines Bullenmarktes. Der Vergleich ist in Grafik 3 dargestellt. Während der Jahresbeginn positiv verläuft müssen sich Anleger ab der zehnten Woche auf eine Konsolidierung einstellen. Diese Konsolidierung würde also jetzt beginnen.

Eine solche Konsolidierung dauert für gewöhnlich 7 bis 10 Wochen. Im März und im April sollte man demnach keine Luftsprünge mehr erwarten. Nach einer Rallye von über 15 % ist eine Verschnaufpause nicht weiter verwunderlich, sondern durchaus angebracht und gesund. Ob sich 2016 als Beginn eines neuen Bullenmarktes herausstellt, hängt vor allem davon ab, ob Gold zum Ende des zweiten Quartals neue Hochs erreichen kann. Gelingt dies nicht, dann muss man die Hoffnung auf einen Bullenmarkt wohl begraben.

Die letzte Grafik zeigt, wie sich Jahre nach den ersten zwei Monaten weiter gestalten können. Ein guter Jahresauftakt wie 2016, aber auch 1972, 1973, 1979, 1983 und 2008 bedeutet noch nicht, dass die Schäfchen im Trockenen sind. 2008 gewann der Goldpreis in den ersten drei Monaten des Jahres knapp 20 %, fiel dann allerdings mit der Marktpanik im September und Oktober deutlich zurück.

1983 ist ein interessantes Vergleichsjahr. Nach 3 Jahren Bärenmarkt gelang dem Goldpreis ein temporärer Rebound. 1983 konnten viele Rohstoffe nach dem Platzen der Spekulationsblase erstmals wieder zulegen. Zudem fehlten dem Jahr Schockereignisse. Das macht das Jahr zu einem guten Vergleichsjahr. 2008 zeigte zwar einen ähnlichen Jahresstart wie 2016, doch man kann das Jahr kaum als schockfrei bezeichnen...

Auch die frühen 70er Jahre waren von Schockereignissen geprägt. Dazu gehörte vor allem das Ölembargo, welches den Ölpreis auf bis dahin nie gekannte Höhen trieb. Der Ölpreis stieg von 3 Dollar je Barrel auf über 12 Dollar. Ende der 70er Jahre gab es eine zweite Rallye der Rohstoffpreise, wieder angeführt vom Ölpreis. Dieser stieg von 15 Dollar auf knapp 40 Dollar je Barrel.

Die Spekulationsblase bei Gold und allen anderen Rohstoffen platzte 1980. Wegen der hohen Preise wurde weltweit massiv in die Erkundung und Erschließung neuer Rohstoffgebiete investiert. Die Kapazitäten kamen dann Anfang der 80er Jahre auf den Markt und sorgten für einen Bärenmarkt bei allen Rohstoffen, der von 1980 bis 2002 anhielt.

Für Gold und andere Rohstoffe wäre es höchst ungewöhnlich, einen säkularen Bärenmarkt bereits nach 3 oder 4 Jahren wieder zu beenden. Im Gegensatz zu vielen anderen Rohstoffen stagnierte die Goldproduktion jedoch zuletzt und wird in den kommenden Jahren zurückgehen. Lagerbestände federn eine Goldknappheit auf absehbare Zeit ab.

Lagerbestände können nicht ewig eine hohe Nachfrage befriedigen. Spätestens in zwei bis drei Jahren sollte eine Verknappung des Goldangebots auch auf den Goldpreis wirken. Bis dahin ist ein Ende des Bärenmarktes bei Gold nur denkbar, wenn die Inflation zurückkehrt, ohne dass Notenbanken die Zinsen anheben. Ein solches Szenario kann man derzeit nicht von der Hand weisen.

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51 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    Ist hier das Hoose-Exil?? Voll die Geisterbahn, bähhh

    12:35 Uhr, 17.03.2016
  • 2 Antworten anzeigen
  • 2 Antworten anzeigen
  • amateur
    amateur

    Ja, die Goldjünger kommen so langsam wieder aus den Löchern...

    21:30 Uhr, 03.03.2016
  • Austrochris
    Austrochris

    Auch Zink und Kupfer arbeiten an einer Bodenformation ( beide eine schöne SKS )

    20:23 Uhr, 03.03.2016
  • Austrochris
    Austrochris

    Und wenn Donald Trump noch Präsident wird , dann wird's lustig !!

    20:20 Uhr, 03.03.2016
  • Austrochris
    Austrochris

    Barrick Gold dann wohl eher bei 100 Dollar pro Aktie !

    20:17 Uhr, 03.03.2016
  • Austrochris
    Austrochris

    Bleibe bei meiner Prognose und bekräftige sie : Gold bis 2020 bei 3- 5000 Dollar . Silber über 100 Dollar !

    20:16 Uhr, 03.03.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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