Gold: Ende des schönen Scheins?
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Ratingen (BoerseGo.de) - Er fällt... und fällt... und fällt – Der Goldpreis steht unter Druck. Was steckt dahinter? Eine platzende Spekulationsblase, eine nötige Korrektur oder doch eine Verschwörung? Was sagen Experten? Und wie geht’s weiter? Antworten von Vermögensverwaltern, Fondsmanagern und Strategen.
„Absturz hin oder her: Es bleibt dabei, Gold gehört zur Beimischung in jedes gut strukturierte Vermögen. Es hat einen gewissen Absicherungs-Charakter als „Krisenwährung“. Bei den jüngsten Turbulenzen kann man sich die berechtigte Frage stellen, in wieweit das tatsächlich funktioniert, wenn sich im Markt immer mehr Spekulanten tummeln, die auf oder gegen Gold wetten. Bestes Beispiel ist die jüngere Nachrichtenlage rund um Eurokrise, Staatsverschuldungen, schwacher Wirtschaftslage und Arbeitsmarktdaten in Europa und den USA. Das sorgt für Unsicherheit an den Finanzmärkten und wäre genau eine der Phasen, in denen der Goldpreis gewinnen sollte – eigentlich. Stattdessen beschleunigte sich der Preisverfall des Edelmetalls sogar noch. Wir sehen Gold aktuell in einer ähnlichen Risikoklasse wie Aktien; da muss auch das einkalkuliert werden. Der aktuelle Kursrückgang dürfte in erster Linie durch automatisierte Verkäufe begründet sein. Ein Großteil des Handels findet virtuell statt, also in Form von Future-Kontrakten. Dass Zypern sich von seinen Goldreserven im Volumen von 13,9 Tonnen getrennt hat, dürfte allenfalls einen psychologischen Effekt gehabt haben. Ein handfester Grund ist das sicher nicht gewesen. Wir gehen davon aus, dass sich der Goldpreis jetzt wieder beruhigen wird, es also nicht zu einem extremen Verfall kommt. Die Volatilität wird jedoch bleiben und auch das Potenzial nach oben ist begrenzt. Aufgrund der defensiven Ausrichtung unseres Multi-Asset-Fonds haben wir uns zeitweise komplett von unserer Goldposition getrennt. Wir können uns jedoch vorstellen, bei niedrigeren Kurse wieder einzusteigen – jedoch nur zur Beimischung“, sagt Anja Welz, Vorstand der Laureus AG Privat Finanz.
„Nach der nun zwölfjährigen Hausse beim Gold scheint sich ein Trendwechsel abzuzeichnen, zumindest sollten deutliche Kursgewinne schwieriger werden. Was uns grundsätzlich skeptisch macht, ist die Tatsache, dass Gold zuletzt nicht so recht von der wieder in den Fokus der Marktteilnehmer gerückten Schuldenkrise und anderen Belastungsfaktoren für die Kapitalmärkte profitieren konnte – wo doch der Status des „sicheren Hafens“ eigentlich ein oft genanntes Argument für Gold ist“, meint Thomas Metzger, Leiter Portfolio-Management Bankhaus Bauer.
„Die Argumente um die Veräußerung von zypriotischen Goldbeständen sind wohl die gängigsten, wenn es darum geht, den dramatischen Preisverfall des Edelmetalls zu erklären. Doch auch die sogenannten Programm Trades, die bei der Unterschreitung bestimmter Limits greifen, ist weit verbreitet. Am Ende wird sich die Ursache wohl erst in einigen Wochen klären. An den Fundamentaldaten für den Kauf von Gold hat sich trotz des Kurssturzes nichts geändert. Die Zentralbanken drucken bis auf weiteres munter neues Geld. Auch das langfristige Verhältnis von Angebot und Nachfrage bleibt wie es ist. Der Preisverfall könnte sogar langfristig dafür sorgen (wenn der Kurs auf diesem niedrigen Niveau bleibt), dass die Minenunternehmen noch weniger investieren oder die Förderung vorübergehend ganz einstellen. Die Gesamtkosten für die Gewinnung einer Unze Gold werden im Branchendurchschnitt auf zwischen 1100 und 1300 USD geschätzt. Daher sollte man sich von der aktuell herrschenden Verunsicherung nicht anstecken lassen. Vielmehr könnte der Preisverfall aus den letzten Tagen eine Gelegenheit zum Kauf sein“, kommentiert Christoph Leichtweiß, Geschäftsführer der Ypos Consulting GmbH.
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