Globale Geldpolitik: Die Zügel werden nun schnell straffer
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Auf den ersten Blick hat sich die Geldpolitik der Notenbanken in den letzten Wochen genau so entwickelt wie erwartet. Die EZB reduziert die Wertpapierkäufe unter dem Pandemienotfallprogramm bis Jahresende leicht und wird das Programm wohl im März 2022 auslaufen lassen.
Die US-Notenbank ihrerseits wird wahrscheinlich im November den Beginn des QE-Ausstiegs ankündigen. Die meisten Notenbanker wollen QE bis Juni 2022 beendet haben. Der Aktienmarkt reagierte auf diese Ankündigungen kaum, denn alles kam wie gedacht. Eine negative Überraschung gab es nicht.
Wer zwischen den Zeilen liest, erkennt jedoch zunehmendes Unbehagen. Das Unbehagen dreht sich um die Inflationsrate. Die Gründe für die hohe Inflation werden immer noch als vorübergehend betrachtet. Irgendwann sollten sich unter anderem die Lieferengpässe wieder bessern.
Die Besserung kommt jedoch deutlich später als erwartet. Das erkennen nun auch die Notenbanken an. Jerome Powell bezeichnete das aktuelle Inflationsniveau sogar als unangenehm hoch. Er ist damit nicht allein. Auch die Bank of England (BoE) kam zu dem Schluss, dass die Inflation höher ausfallen wird als erwartet und auf diesem Niveau länger verharren wird.
Aus diesem Grund änderte die BoE ihren geldpolitischen Ausblick. Sie geht nun davon aus, dass eine geldpolitische Straffung notwendig sein wird. Aufgrund der Zinsentwicklung geht der Markt nun mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % davon aus, dass die BoE die Zinsen bis Ende März anheben wird.
Die BoE wäre damit die erste der größeren Notenbanken, die die Zinsen anhebt. Kleinere wie die norwegische Notenbank haben es bereits getan. Auch in Norwegen spielte die Inflation bei der Entscheidung eine wichtige Rolle.
Man kann den Trend weiter ignorieren. Man darf aber nicht überrascht sein, wenn der Aktienmarkt plötzlich auf den deutlich strafferen Ausblick reagiert. Liquidität ist für den Aktienmarkt relevant. Das Wachstum der globalen Geldmenge M2 korreliert stark mit der Performance des S&P 500 (Grafik 1).
Das Geldmengenwachstum wird in den kommenden Monaten deutlich sinken. Gleichzeitig kühlt sich die Wirtschaft ab. Das dürfte für Notenbanken jedoch nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Inflation ist das wichtigere Thema.
Zinsschritte im kommenden Jahr werden die Liquiditätssituation nicht verbessern. Zu allem Überfluss laufen die Konjunkturprogramme aus. In den USA ist der fiskalische Effekt auf das Wachstum nun negativ (Grafik 2). Für Anleger braut sich da eine unangenehme Mischung zusammen.
Notenbanken dürften die Geldpolitik nun deutlich schneller straffen als zunächst erwartet. Gleichzeitig schwächt sich das Wachstum ab (Stichwort Lieferengpässe), was von einem negativen fiskalischen Impuls spätestens Anfang 2022 noch verstärkt wird. Die Einbahnstraße der letzten 18 Monate am Aktienmarkt gehört bald der Vergangenheit an.
Clemens Schmale
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