Kommentar
09:20 Uhr, 21.07.2023

Gibt es so etwas wie Qualitätsblasen?

Euphorie am Aktienmarkt assoziieren Anleger nicht unbedingt mit etwas Positivem. Muss Euphorie immer negativ enden?

Erwähnte Instrumente

  • NVIDIA Corp.
    ISIN: US67066G1040Kopiert
    Kursstand: 455,200 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Microsoft Corp.
    ISIN: US5949181045Kopiert
    Kursstand: 346,870 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • NVIDIA Corp. - WKN: 918422 - ISIN: US67066G1040 - Kurs: 455,200 $ (Nasdaq)
  • Microsoft Corp. - WKN: 870747 - ISIN: US5949181045 - Kurs: 346,870 $ (Nasdaq)
  • Super Micro Computer Inc. - WKN: A40MRM - ISIN: US86800U3023 - Kurs: 302,950 $ (Nasdaq)

Übertreibungen am Aktienmarkt gibt es immer wieder. Allein in den vergangenen 25 Jahren lassen sich mehrere Übertreibungen identifizieren. Die erste, die einen Großteil des Marktes erfasste, war die Dotcom-Blase. Der Nasdaq 100 vervierfachte sich innerhalb von zwei Jahren.

Es war bei weitem nicht die einzige Blase der letzten Jahre. In den meisten Fällen wurde jedoch nicht der ganze Markt erfasst. Oftmals sind es einzelne Sektoren, die kurzfristig die Fantasie der Anleger beflügeln. Zu diesen Sektoren gehörten etwa der 3D-Druck, Wasserstoffaktien oder die Hoffnung, dass Cannabis bald weltweit legalisiert wird. So schnell wie die Übertreibungen kamen, gingen sie auch (Grafik 1).

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Die einzelnen Blasen unterscheiden sich kurzfristig kaum. Das Schema ist immer das gleiche. Es kommt zu schnellen Kursgewinnen. Ein Großteil der Gewinne ist am Ende auch wieder verloren. Nicht immer kehren die Kurse wieder zum Ausgangsniveau zurück. In manchen Fällen pendeln sich Kurse auf etwas höherem Niveau ein, in anderen Fällen geht es deutlich tiefer.

Zumindest langfristig gibt es Qualitätsunterschiede, selbst wenn sich die Kurse kurzfristig in jeder Blase sehr ähnlich verhalten. Viele Anleger vermuten bei künstlicher Intelligenz (KI) eine solche Qualität. Die Euphorie ist gut begründet. Es ist praktisch undenkbar, dass KI langfristig verschwindet oder sich die Hoffnungen nicht erfüllen. Es ist einfach nur eine Frage der Zeit.

Das war es auch beim Internet. Anleger, die schlechtes Timing hatten und im März 2000 kauften, mussten bis 2015 warten, um die Verluste wieder wettzumachen. Es hat lange gedauert, aber die Wette auf das Internet hat am Ende funktioniert. Dies gilt zumindest für die Anleger, die auf einen Index und nicht auf Einzelwerte gesetzt haben.

Wer sich von der Euphorie bei KI oder einem anderen Thema nicht zurückhalten kann und unbedingt dabei sein muss, ist mit Indizes besser bedient als mit Einzelwerten. Wieso das so ist, zeigt die Historie des Computers. Erst war es der Mainframe, dann der PC, der Anlegerherzen höher schlagen ließ. Der Euphorie folgten jeweils schmerzhafte Korrekturen. Langfristig war die Anlage aber ein Gewinn (Grafik 2).

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Der langfristige Aufwärtstrend ist dabei nicht allen Unternehmen gleichermaßen zuzuschreiben. Die Aktien vieler Hersteller stehen heute bestenfalls dort, wo sie vor über 20 Jahren standen. Der Erfolg des Sektors ist wenigen Unternehmen zuzuschreiben und diese Unternehmen sind alles andere als lediglich Computerhersteller. Man denke dabei an Apple (Grafik 3).

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KI ist vermutlich eine „Qualitätsblase.“ Das Thema wird nicht verschwinden und das Potenzial wird sich wie beim PC oder Internet langfristig zeigen. Kurzfristig kann sich die Blase noch weiter aufbauen. Mittelfristig wird sie wie jede andere in Enttäuschung und Verlusten enden. Langfristig (möglicherweise mehr als zehn Jahre) wird es einige Gewinner geben. Diese jetzt korrekt zu identifizieren, ist fast unmöglich. Von Wetten auf Einzelwerte ist abzuraten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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