Kommentar
17:55 Uhr, 15.09.2021

Gibt es noch Schnäppchen am Aktienmarkt?

Wer den Bärenmarkt im März 2020 oder die Korrektur im September 2020 verpasst hat und jetzt noch Aktien kaufen will, tut sich schwer. Alles ist hoch bewertet. Wo soll man da noch kaufen?

Die wichtigste Frage, die sich ein Anleger stellen muss, bevor er Aktien kauft, ist folgende: Was will ich mit dem Kauf erreichen? Hinter dieser einfachen Frage steht eine Reihe an Überlegungen, an denen Anleger nicht vorbeikommen. Bevor man am Aktienmarkt etwas kauft oder verkauft, muss man sich darüber im Klaren sein, was man will. Will man die Aktien jahrelang liegenlassen? Hält man einen Bärenmarkt nervlich aus? Sollen möglichst schnell Kursgewinne erzielt werden? Braucht man das Geld möglicherweise in einigen Monaten und darf deswegen keine Verluste anhäufen? Für Anleger, die diese Fragen nicht beantworten können, ist jeder Rat falsch....

Der eine Analyst sieht bei Wachstumsaktien viel Potential. Diese Aktien sind tendenziell sehr volatil. Vielleicht kann man damit hohe Kursgewinne einfahren, muss aber immer wieder Rückschläge von 30 % hinnehmen. Für jemanden, der das Geld möglicherweise bald benötigt, sind Wachstumswerte daher vielleicht nicht die erste Wahl.

Die zeitliche Dimension, die man für eine Anlage vor Augen hat, ist eine der wichtigsten. Viele Anleger wollen zwar langfristig anlegen, schaffen es aber nicht. Langfristige Anlage heißt, dass man kauft und dann lange Zeit nichts tut. Nichtstun liegt den meisten Anlegern nicht.

Eine andere Dimension ist der Anlagestil. Einige Anleger favorisieren Zukunfts- bzw. Wachstumswerte wie Tesla, Zoom und Amazon. Wer hier einen Blick auf die Bewertung wirft, dem wird schwindelig. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse dieser Aktien sind teils dreistellig.

Mit diesen Aktien kann man trotzdem Kursgewinne einfahren. Nur weil etwas hoch bewertet ist, bedeutet das nicht, dass der Kurs nicht noch steigen kann. Tesla war auch schon bei einer Marktkapitalisierung von 300 Mrd. hoch bewertet. Trotzdem hat sich der Kurs noch einmal mehr als verdoppelt.

Man muss sich darüber im Klaren sein, was man handeln will. Momentumaktien wie Tesla passen nicht dazu, wenn man billige Aktien kaufen möchte. Ein Anleger muss wissen, ob er nach Bewertung oder Momentum anlegen will. Ohne diese Klarheit wird kein Anleger glücklich.

Persönlich kaufe ich lieber Aktien von Unternehmen, die kein dreistelliges KGV haben. Wer nach Bewertung handelt, findet immer Schnäppchen. Manchmal hat es jedoch gute Gründe, weshalb das KGV tief ist. Unternehmen, die gar nicht wachsen, sind oft tief bewertet und bleiben es auch. Kursgewinne sind kaum zu erwarten. Eine tiefe Bewertung allein garantiert keine Kursgewinne.

Aktuell gibt es ein ganzes Segment, das im Vergleich zum Gesamtmarkt (gemessen am S&P 500) anständig bewertet ist. Die Gewinne von Large und Small Caps wachsen seit einem Jahr ungefähr gleich schnell und sollen dies auch bis Ende 2022 weiterhin so tun (Grafik 1).

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Die Kurse von Small Cap Aktien stagnieren seit einigen Monaten. Die Gewinne wachsen jedoch schnell. So kommt es, dass das KGV inzwischen unterhalb des KGV vom S&P 500 liegt. Grafik 2 zeigt die Entwicklung seit 2008. Man kann auch in die 90er Jahre zurückgehen und findet das gleiche Bild. Normalerweise sind Small Caps höher bewertet. Sie wachsen auch schneller.
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Damit gibt es hier eine historische Bewertungsdifferenz. Small Caps sind im Vergleich zum S&P 500 billig. Niemand weiß, wann die Kurse wieder anspringen und diese Lücke schließen. Historisch geschieht dies immer wieder. Small und Large Caps tendieren langfristig zu einer ähnlichen Performance (Grafik 3).
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Small Caps laufen vor allem nach dem Ende einer Rezession besonders gut (Grafik 4). Das war auch dieses Mal zu beobachten. Mit dem Alter eines Konjunkturzyklus nimmt diese Outperformance ab. Da Small Caps derzeit jedoch deutlich günstiger bewertet sind als Large Caps, besteht Kurspotential.
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Saisonal stehen schwierige Monate an. Im vierten Quartal sind oft Large Caps die Outperformer. Dafür können Small Caps in den ersten Monaten eines jeden Jahres Large Caps deutlich schlagen. Zusammen mit der niedrigen Bewertung ist das ein Schnäppchen, das man bei Rücksetzern bis Jahresende kaufen kann und dann zumindest einige Monate liegenlässt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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