Fundamentale Nachricht
08:42 Uhr, 03.11.2015

Gewinnwarnungen deutscher Unternehmen nicht überbewerten

Die meisten Gewinnwarnungen resultieren nach Meinung von Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund, aus individuellen Problemen der Unternehmen und nicht aus branchenübergreifenden Entwicklungen.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 10.950,67 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Kronberg im Taunus (GodmodeTrader.de) – Im Zuge des schwächer werdenden Wachstums in China, der Situation bei VW und der verschobenen Zinserhöhung in den USA ist die Nervosität an den Börsen wieder gestiegen. Mehrere Gewinnwarnungen deutscher Unternehmen in den vergangenen Wochen haben diese Bedenken weiter befeuert. Warnungen kamen unter anderem von Leoni, Elring Klinger, Klöckner & Co, Hugo Boss, Biotest, Deutz, Hella, SHW, Drägerwerk und der Deutschen Bank, wie Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Daraus allerdings auf die gesamte deutsche Unternehmenslandschaft und ihre Aktien zu schließen, sei verfehlt: Die meisten Gewinnwarnungen kämen von Unternehmen, die in dieser Hinsicht keine Unbekannten seien. Und zum großen Teil resultierten sie aus individuellen Problemen der Unternehmen und nicht aus branchenübergreifenden Entwicklungen. Tatsächlich hätten im zweiten Quartal etwa 60 Prozent der deutschen Unternehmen, die im Prime Standard notiert seien, die Erwartungen übertroffen. Im dritten Quartal treffe das bislang sogar auf fast drei Viertel der Unternehmen zu. Deshalb hätten wir in Summe positive Gewinnrevisionen gesehen. Hervorzuheben seien qualitativ hochwertige Unternehmen wie Fresenius Medical Care, Continental, United Internet, ProSieben, Grenkeleasing oder Ströer, die ihre Ausblicke angehoben hätten, heißt es.

„Die Börse spiegelt diese gegensätzliche Unternehmensentwicklung deutlich wider: Während beispielsweise die Deutz-Aktie dieses Jahr rund 18 Prozent im Minus liegt, ist Grenkeleasing um 72 Prozent gestiegen. Auch in Zukunft muss differenziert werden: Während Unternehmen wie Siemens und BASF ohne Währungsunterstützung in diesem Jahr kaum gewachsen wären und auch das kommende Jahr mit Fragezeichen behaftet ist, sieht es bei Firmen wie Fresenius Medical Care, Symrise, United Internet oder CTS Eventim weiter nach solidem, profitablem Wachstum aus“, so von Engelbrechten.

Viele der aktuell im Raum schwebenden Risiken würden von den Marktteilnehmern überschätzt: China sehe eine Verlangsamung, keine tiefe Krise, und deutsche Unternehmen würden dort und in den Schwellenländern weiter wachsen. Vielen unserer wichtigen Handelspartner gehe es gut, allen voran den USA und Großbritannien. Und insgesamt werde das Weltwirtschaftswachstum bei 2,5 bis 3 Prozent auch in den kommenden zwölf Monaten vielen deutschen Unternehmen helfen. Zudem wachse der deutsche Konsum so schnell wie seit vielen Jahren nicht mehr, und die Unternehmensbilanzen seien insgesamt betrachtet so stark wie selten zuvor, heißt es weiter.

„Diese positive Ausgangslage spiegelt sich nicht in den niedrigen Bewertungslevels wider. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX liegt rund 20 Prozent unter dem historischen Durchschnitt, und deutsche Aktien handeln mit einem so hohen Abschlag zu europäischen Aktien wie seit 15 bis 20 Jahren nicht mehr. Bei den – auch im Vergleich zu anderen europäischen Märkten – positiven Gewinnrevisionen und der fundamentalen Stärke deutscher Unternehmen ist das eine Fehlbewertung und eine Chance für Investoren. Wie jedoch die Gewinnwarnungen einiger deutscher Unternehmen in jüngster Zeit gezeigt haben, gilt es zu differenzieren und auf ein erfolgreiches aktives Fondsmanagement zu setzen“, so von Engelbrechten.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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