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08:16 Uhr, 15.10.2010

Genossenschaftsbanken winken Vorteile bei Basel III

Hamburg (BoerseGo.de) - Einem Medienbericht zufolge müssen die genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ Bank und WGZ Bank künftig voraussichtlich weniger Liquidität für Krisenzeiten vorhalten als andere deutsche Kreditinstitute. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" (FTD) aus Bankenkreisen haben mehrere Länder, darunter Deutschland, Frankreich, Brasilien, Italien und Japan, ein Diskussionspapier erarbeitet, demzufolge weltweit für Spitzeninstitute, die in Verbünden agieren, laxere Liquiditätsregeln gelten sollen als für andere Banken. Das Papier soll am Dienstag vom international für Bankenregulierung zuständigen Baseler Ausschuss besprochen werden, der in Seoul im Rahmen des Treffens der G20-Finanzminister und -Notenbanker tagt.

Seit Monaten berät der Baseler Ausschuss über schärfere Regeln für Banken weltweit. Mitte September hat er bereits neue Eigenkapitalvorschriften verabschiedet. Über die neuen Liquiditätsregeln dagegen streitet das Gremium noch. Laut FTD wird in Finanzkreisen allerdings gehofft, dass kommende Woche eine Einigung gefunden wird. Banken sollen künftig mehr und höherwertigere Liquidität vorhalten, damit sie in schweren Marktkrisen jederzeit zahlungsfähig sind.

Die nun vorgeschlagene Ausnahmeregel ziele auf Zentralinstitute der Genossenschaftsbanken ab, die es in vielen Ländern gibt. In der Krise habe sich länderübergreifend gezeigt, dass die regionalen Genossenschaftsbanken ihre Gelder nicht in starkem Ausmaß von ihren Spitzeninstituten abzögen, heißt es in Finanzkreisen. Ganz im Gegenteil: Da viele Kunden in der Krise ihr Geld zu Volks- und Raiffeisenbanken trugen, da sie sie für besonders sicher hielten, hinterlegten diese immer mehr Kapital bei DZ und WGZ. Diese wiederum sind im Verbund verpflichtet, die Gelder anzunehmen, und hatten daher keine Liquiditätsengpässe. Daher soll es den Instituten laut dem Vorschlag erlaubt sein, einen geringeren Mittelabfluss in Krisenzeiten zu unterstellen als anderen Banken. In Bankenkreisen hieß es, man sei zuversichtlich, dass der Vorschlag vom Baseler Ausschuss angenommen wird.

So, wie das Papier formuliert ist, würde der Vorteil aber auch für Landesbanken gelten, die typisch deutsch sind und in der Krise teilweise in schwere Schieflagen geraten waren.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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