Geniestreich: Durch Zinsanhebung die Geldpolitik lockern
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Es wirkt wie ein Widerspruch. Wie kann es bitte sein, dass die Geldpolitik gelockert wird, wenn die Zinsen steigen? Das ist doch vollkommen unsinnig – auf den ersten Blick, denn genau das ist vergangene Woche nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank geschehen.
Obwohl die Zinsen angehoben wurden, fielen die Zinsen entlang der Zinskurve. Grafik 1 zeigt die Reaktion des Finanzmarktes. Anleihen aller Laufzeiten gaben nach. Der Rückgang in Basispunkten wirkt nicht groß, doch die Wirkung darf man nicht unterschätzen. Die fünfjährigen Anleihen verloren mehr als 12 Basispunkte (0,12 %). Sie sackten damit von 2,12 % auf unter 2 % Rendite ab.
Der ganz kurzfristige Zins (der Leitzins) stieg natürlich. Er wird von der Notenbank festgelegt. Die Marktzinsen fielen jedoch durch die Bank weg. Das führte dazu, dass sich die Bedingungen auf dem Finanzmarkt insgesamt lockerten. Grafik 2 zeigt einen Stress Index. Positive Werte stehen für überdurchschnittlichen Stress, negative Werte für besonders geringen Stress.
Nach dem Zinsentscheid sank der Index weiter. Insgesamt hat sich, so kann man sagen, die Geldpolitik gelockert. Eigentlich hätte sie ja gestrafft werden sollen. Das war nicht der Fall. Ob das so beabsichtigt war, darf man bezweifeln. Der Sinn von Zinserhöhungen ist ja eine Straffung und keine Lockerung.
Die Notenbank will eine Überhitzung der Wirtschaft verhindern. Dazu muss die Geldpolitik gestrafft werden. Nun ist ihr das ganz offensichtlich nicht gelungen. Es ist ihr vor allem aus einem Grund nicht gelungen: der Ausblick bleibt stabil.
Seit der letzten Sitzung, bei der Projektionen veröffentlicht wurden (Dezember 2016), hat sich praktisch nichts verändert. Im Dezember hatte die Notenbank ihre Einschätzung noch angepasst. Im September hatte sie für 2017 zwei Zinsschritte vorhergesagt, im Dezember waren es schon drei.
Der Markt ging nun wohl davon aus, dass die Notenbanker ihre Einschätzung noch einmal verschärfen und vier Zinsschritte in diesem Jahr vorsehen würden. Dazu kam es nicht. Der Markt scheint also im Vorfeld mehr Straffung eingepreist zu haben und musste im Nachgang des Zinsentscheids seine Einschätzung wieder korrigieren.
Nun ergibt sich ein Dilemma für die Notenbank. Sie will die Geldpolitik straffen. Dies gelingt ihr jedoch nur, wenn sie die langsamen Zinserhöhungen beschleunigt. Sie muss dem Markt gegenüber mehr Zinsschritte in Aussicht stellen. Andernfalls bleibt die Geldpolitik locker, vielleicht zu locker.
Die Daten rechtfertigen keine Beschleunigung der Zinsanhebungen. Grafik 3 zeigt die Einschätzung der Notenbanker in Bezug auf das Wirtschaftswachstum. Die langfristigen Aussichten haben sich kontinuierlich eingetrübt, aber immerhin Ende 2016 stabilisiert. Solange das potentielle Wachstum nicht anzieht, gibt es keinen Grund die Zinsen schneller anzuheben als derzeit vorhergesagt.
Die Wirtschaft kann keine zu schnelle Zinsanhebung gebrauchen. Steigen die kurzfristigen Zinsen zu schnell, insbesondere ohne einen parallelen Anstieg der langfristigen Zinsen, droht dies die Wirtschaft abzuwürgen. Die langfristigen Zinsen dürften vom Markt jedoch nur nach oben gedrückt werden, wenn es höhere kurzfristige Zinsen gibt. Höhere Langfristzinsen sind es, die eine Überhitzung der Wirtschaft vermeiden können. Ich bin gespannt wie die Notenbank aus diesem Dilemma wieder herauskommt.
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Man darf gespannt sein, bis die Leute verstanden haben, dass in den Elfenbeintürmen der Zentralbanken keine Genies am Werk sind, sondern Lügner, Betrüger, und Bauernfänger...