Kommentar
16:56 Uhr, 07.07.2021

Generation Z: Alle spekulieren auf Kredit und sind voll investiert

Anlegen ist in der Krise zum Volkssport geworden. Das reicht vielen nicht. Es wird auch immer mehr auf Kredit spekuliert.

Je jünger die Anleger sind, desto eher spekulieren sie auf Kredit. Ein Unternehmen der LendingTree Gruppe führte dazu eine Umfrage in den USA durch. Unter den Befragten der Generation Z gaben 80 % an, dass sie Kredit fürs Anlegen aufgenommen haben. Bei den Millenials sind es 60 % und bei Generation X immerhin noch 28 %. Hierbei handelt es sich nicht um Kredit im weitesten Sinne, also Hebel über Optionen, CFD usw., sondern um effektive Kredite. Anleger haben sich Geld bei Banken, der Familie, Freunden oder über Kreditkarten beschafft. Verspekulieren sich diese Anleger, müssen sie die Schulden über Einkommen abtragen. Auch wer über z.B. CFD mit Hebel spekuliert, kann theoretisch mehr verlieren als Geld auf dem Depot ist. Meist werden die Positionen jedoch liquidiert, bevor Anleger mehr Geld verloren haben als auf dem Konto ist. Bei Krediten bei Banken ist das nicht der Fall.

Wie repräsentativ einzelne Umfragen sind, sei dahingestellt. Alle Informationen zusammengenommen, seien es Hypeaktien wie Gamestop, Umfragen oder harte Fakten, es deutet auf eine gewisse Übertreibung hin. Wer nach harten Fakten sucht, findet sie bei der Notenbank.

Jedes Quartal werden Daten zu den Bilanzen der Haushalte, Unternehmen und des Staates erhoben. Diese Financial Accounts der USA zeigen, wie viel in Aktien investiert wird. Aktuell ist so viel in Aktien investiert wie noch nie (Grafik 1). Je höher der Aktienmarkt, desto höher ist auch die Aktienallokation.


Ein Teil der höheren Allokation lässt sich auf höhere Kurse zurückführen. Steigen die Kurse, steigt der Wert der Anlagen. Die meisten anderen Anlagen werten für gewöhnlich langsamer auf, sodass die Gewichtung von Aktien im Gesamtportfolio steigt. Das ist jedoch nur ein Teil der Erklärung. Es wird auch effektiv mehr in Aktien angelegt.

Das geschieht prozyklisch. Steigt der Markt, sind Anleger eher ermuntert zu investieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine Phase, in der Anleger Aktien für sich entdeckten. Mehrere Bärenmärkte in den 70er Jahren traumatisierten Anleger und die Allokation wurde deutlich zurückgefahren.

Es dauerte 15 Jahre, bis sich Anleger wieder in den Markt trauten, dann aber gleich richtig. Die Aktienallokation stieg auf ein neues Hoch. Die Internetblase lockte viele Anleger in den Markt. Jeder wollte dabei sein, wenn Unternehmen gleich am ersten Handelstag eine Kursverdopplung zeigen.

Dann platzte die Blase und es dauerte bis 2011, bis das Trauma abgearbeitet war. Nun ist es endgültig vorbei und die Allokation erreicht ein neues Allzeithoch. Das Kernproblem dieser hohen Allokation ist ein offensichtliches. Wenn alle Anleger gekauft haben und selbst Kredite verwenden, wer bleibt dann noch übrig, um die Kurse weiter nach oben zu treiben?

Keiner weiß, wann die Allokation ihr Maximum erreicht hat. Sie kann auch nochmals um fünf Prozentpunkte steigen. Die Frage ist, wann das Maximum erreicht ist. Es ist hingegen keine Frage, was geschieht, wenn es erreicht ist. Der Markt performt nicht mehr. Alle haben bereits gekauft. Tendenziell wird verkauft. Der Markt stagniert bzw. fällt jahrelang, führt zu einem neuen Trauma mit sinkender Allokation usw.


Die erwartete Rendite des Aktienmarktes ist daher langfristig negativ (Grafik 2). Die Rendite sollte nun langsam zu sinken beginnen und Anfang der 30er Jahre negativ sein. Das sagt nichts darüber aus, wo der Markt morgen oder in einem Jahr steht, sondern war geschieht, wenn man in 10 Jahren zurückblickt. Anleger sollten den aktuellen Bullenmarkt genießen, solange er anhält. Besser wird es danach für viele Jahre nicht mehr.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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