Kommentar
11:13 Uhr, 07.07.2021

Geldregen für US-Banken

US-Großbanken schwimmen in Geld, gerade jetzt mehr denn je. Anlegern winken 140 Mrd. Dollar an Ausschüttungen.

Die Stresstests für Banken, ob in Europa oder den USA, finden kaum noch Beachtung. Als diese Tests nach der Finanzkrise eingeführt wurden, war die Nervosität vor Veröffentlichung der Ergebnisse hoch. Keiner wusste, welche Banken durchfallen würden. Die Ergebnisse waren wichtige Ereignisse für die Banken und den Aktienmarkt insgesamt.

Heute scheint es niemanden mehr zu interessieren. Bedeutung haben die Tests dennoch. Gleich zu Beginn der Pandemie wurde Banken in vielen Ländern verboten, Dividenden zu zahlen und Aktien zurückzukaufen. Sie sollten das Geld lieber beisammenhalten, um Verluste abzufedern.

Am Ende fielen bei den meisten Banken keine Verluste an. Der Gewinn wurde lediglich reduziert. Das ist auf mehrere Sonderfaktoren zurückzuführen. Insbesondere die massive staatliche Unterstützung verhinderte Bankrottwellen. Auf diese Unterstützung kann man nicht jedes Mal zählen.

Eine schlimme, aber im Vergleich zur Pandemie normale Rezession würde Banken stärker treffen. Die US-Notenbank geht dabei vor allem von einer zeitlich ausgedehnten Rezession aus. Die Arbeitslosigkeit würde auf über 10 % steigen und erst nach mehreren Quartalen ein Hoch erreichen. Während der Pandemie schoss die Arbeitslosenrate innerhalb von Wochen auf ihr Maximum und geht seither zurück (Grafik 1).


Das Wirtschaftswachstum würde nicht gleich bei -10 % liegen. Stattdessen ist es ähnlich negativ wie zur Zeit der Finanzkrise und langanhaltend negativ (Grafik 2).

Der Stresstest geht auch von fallenden Immobilienpreisen aus (Grafik 3). Während der Pandemie stiegen Hauspreise. Das ist eher die Ausnahme als die Regel.


Eine normale Rezession würde Banken stärker treffen als die Pandemie. Für die sechs größten US-Banken bedeutet es hohe Verluste. Grafik 4 zeigt dazu den Gewinn der Banken in den ersten drei Quartalen 2020. In diesen drei Quartalen bildeten Banken Rückstellungen für Kreditausfälle. Der Gewinn lag deutlich unter dem Vorkrisenniveau.

Banken konnten aber noch Gewinne ausweisen. Im Stressfall kommt es zu Verlusten. Je nach Großbank liegt dieser bei knapp 10 Mrd. bis 23 Mrd. Das Bild ist also ein ganz anderes als zu Pandemiezeiten.

Trotz dieser hohen Verluste bleiben die Kapitalquoten solide. Die Kernkapitalquote der meisten Banken liegt selbst nach diesen hohen Verlusten bei mehr als 9 %. Das Minimum liegt bei 4,5 %. Banken überstehen den Stress also ziemlich problemlos.

Für Anleger sind das erfreuliche Neuigkeiten. Banken unterliegen damit nicht mehr den auferlegten Einschränkungen bei Dividenden und Aktienrückkäufen. Die sechs Großbanken haben aufgrund ihrer guten Kapitalisierung die Möglichkeit, bis zu 140 Mrd. Dollar zusätzlich an Aktionäre auszuschütten. Das entspricht 10 % der Marktkapitalisierung der sechs Großbanken.

Das ist eine enorme Summe. Ein Großteil wird über Aktienrückkäufe an Anleger fließen. Das wird nicht nur die Kurse stützen, sondern sorgt auch für die Reduktion der ausstehenden Aktien. Der Gewinn je Aktie steigt dadurch.


US-Banken waren während der Krise immer noch Gewinnmaschinen. Nach dem Stresstest dürfen jetzt auch Anleger daran teilhaben. Der US-Bankensektor bleibt bei Rücksetzern interessant.
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Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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