Kommentar
12:40 Uhr, 05.07.2018

Gegenwind für US-Aktien: Hat das jemand auf dem Schirm?

Es wird viel über Geopolitik und Handelskonflikt gesprochen. Andere Faktoren fallen in der Diskussion unter den Tisch. Dabei sind diese Faktoren teils wichtiger für Aktien.

Zunächst wird gerne vergessen, was überhaupt die Kurse macht. Es sind ganz einfach die Gewinne, die Unternehmen schreiben. Fallen die Gewinne, sinken auch irgendwann die Kurse. Ausnahmen gibt es zu dieser Regel kaum. Es kann im Einzelfall vorkommen, dass die Kurse wenig fallen, obwohl die Gewinne sinken. Das liegt an den Umständen, die zum Gewinnrückgang führen.

So wurde etwa 2015-2016 ein Gewinnrückgang verzeichnet. Dieser war vor allem auf die Schwäche auf dem Rohstoffmarkt zurückzuführen. Den Sektor hat dies stark belastet, den Gesamtmarkt nur moderat. Wieso sollte man auch die Aktie von Facebook verkaufen, wenn der Ölpreis niedrig ist?

Aktuell schnellen die Gewinne nach oben. Die Steuerreform in den USA macht es möglich. Im ersten Quartal 2018 verzeichneten S&P 500 Unternehmen ein Gewinnwachstum von 25 % auf Jahressicht. Das ist schon enorm, wird sich aber natürlich so nicht ewig fortsetzen. Die Steuersenkung ist ein Einmaleffekt.

Was Aktien unterstützt, sind Aktienrückkäufe. Wird die Anzahl an Aktien reduziert, erhöht sich der Gewinn je Aktie, selbst wenn der Gewinn stagniert. Bei der aktuellen Rückkaufwut der Firmen sorgt dies für ein automatisches Wachstum der Gewinne je Aktie von 2-3 % pro Jahr. Langfristig ist dieser Effekt nicht zu unterschätzen. Es ist wie ein Zinseszinseffekt.

Viele interessiert nicht so sehr wie es langfristig aussieht, sondern auf Sicht von Monaten und Quartalen. Hier gibt es für US-Aktien etwas Gegenwind. Der Dollar wertet seit Jahresbeginn auf. Im Vergleich zu Juli 2017 ist der Dollarindex noch immer im Minus. Bleibt der Kurs jedoch dort, wo er ist, wird daraus in den kommenden Monaten ganz automatisch eine Aufwertung auf 12-Monatssicht.


Die Entwicklung des Dollars und die Entwicklung der Gewinne verläuft dabei parallel (Grafik 2). Ein erheblicher Teil der Umsätze und Gewinne der S&P 500 Firmen wird im Ausland erwirtschaftet. Wertet der Dollar auf, drückt dies den Wert der Auslandsgewinne in Fremdwährung. In Dollar umgerechnet wird es weniger.

Viele Analysten gehen von weiterhin sprudelnden Gewinnen aus. Per se widerspreche ich dem nicht. Das Wachstum wird jedoch überschätzt. Die Steuerreform verliert mit der Zeit ihren Einmaleffekt. Auch andere Faktoren wie ein wieder hoher Ölpreis haben die Gewinne kurzfristig stark steigen lassen. Beides wird sich so nicht wiederholen. Stattdessen wird die Dollarentwicklung das Gewinnwachstum in den kommenden Quartalen um 2-5 Prozentpunkte drücken, je nach Branche. Auf dem Radar haben das wenige, wodurch negatives Überraschungspotential entsteht.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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