Kommentar
10:47 Uhr, 26.10.2016

Gefahr für die Börsen? Einbruch des Konsumentenvertrauens!

In den USA ziehen dunkle Wolken auf. Die Stimmung der Konsumenten trübt sich ein. Das war für den Aktienmarkt bisher nie ein gutes Omen.

Mit nur einem Blick kann man sehen: Der Aktienmarkt steht vor Problemen. Grafik 1 zeigt den S&P 500 sowie das Konsumentenvertrauen wie es von der Uni Michigan erhoben wird. Bevor der Markt zur Jahrtausendwende drehte, markierte der Sentimentindex ein Hoch und begann zu sinken. Ähnlich verhielt es sich 2007/08. Es gab eine langanhaltende Divergenz zwischen Konsumentenvertrauen und Aktienmarkt, bis das Sentiment wieder ein halbes Jahr vor dem Markt komplett nach unten wegbrach.

Nun ist es wieder soweit. Das Sentiment erreichte Anfang 2015 ein zyklisches Hoch. Auch der Aktienmarkt brauchte nicht lange, um nach diesem Hoch zu korrigieren. Während der Markt die Korrektur wieder ausbügeln konnte, fiel das Sentiment jedoch weiter. Aktuell droht es regelrecht nach unten wegzubrechen. Man muss keinen Doktortitel in theoretischer Physik haben, um zu erkennen, dass der Markt ein Problem hat.

Die US-Wirtschaft ist stark vom Inlandskonsum abhängig. Zwei Drittel der Wirtschaftsleistung kommt aus diesem Bereich. Krankt es hier, dann krankt es praktisch überall. Dabei ist ein schwacher Konsum das letzte, was die USA nun brauchen. Die Investitionen sind bereits schwach und rückläufig. Flacht das Konsumwachstum nun ebenfalls ab, dann ist der Abschwung nicht mehr weit.

Die Alarmglocken sollten schrillen. Bevor man nun aber sein ganzes Depot leerräumt, lohnt ein Blick auf die längere Historie. Grafik 2 zeigt das Verbrauchervertrauen seit 1952. Oftmals markierte das Sentiment vor dem Markt ein Hoch und deutete eine größere Korrektur an. Das gilt jedoch keinesfalls ausnahmslos. Die Trefferquote liegt bei 75 %. Ein Rückgang des Konsumentenvertrauen bedeutet also nicht zwangsläufig auch eine Korrektur des Marktes. In 25 % der Fälle konnte der Markt auch ohne den Rückenwind des Sentiments weiter steigen.

Keiner kann mit Sicherheit sagen, ob wir gerade einen Fall erleben, der zu den 75 % gehört (Korrektur) oder zu den 25 % (keine Korrektur). Man kann es jedoch erahnen. Der Index der Uni Michigan ist nicht der einzige Sentimentindex und er ist bei weitem auch nicht der zuverlässigste.

Grafik 3 zeigt den Index der Uni Michigan und des Conference Board im Vergleich. Wer hier das Rennen macht, ist klar. Der Index des Conference Board ist sehr viel zuverlässiger. Die Trefferquote liegt praktisch bei 100 %. Derzeit hält sich der Conference Board Index auf hohem Niveau und läuft somit dem Sentiment Index der Uni Michigan entgegen. Im Zweifelsfall sollte man sich daran halten.

Es gibt viele Gründe, weshalb man mit Sorge auf den Markt blicken kann. Einige Analysten sehen das Konsumentenvertrauen nun als weiteren Belastungsfaktor an. Die praktische Erfahrung und der Vergleich zum Conference Board Index zeigen jedoch, dass diese Sorge unbegründet ist.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • amateur
    amateur

    Der Dow steht mit weniger als 3 % unter seinem ATH - ein "Lauf nach unten" sieht anders aus...

    20:16 Uhr, 26.10.2016
  • Put.in
    Put.in

    Man muß allerdings nicht mit Blindheit geschlagen sein, um zu erkennen, daß alle drei Indizes derzeit einen Lauf nach unten entwickeln, völlig egal in welcher "Höhe" sie sich gerade befinden - und das gilt es zumindest einmal zu beobachten. Unschwer ist in der Historie zu erkennen, daß es sehr wohl zu Einbrüchen beim CBI gekommen ist, wenn auch leicht verzögert, aber das ist eben mal so, daß nichts im Gleichlauf passiert!

    Also ich für meinen Teil kann nicht erkennen wo hier Entwarnung gegeben werden kann! Ganz im Gegenteil sollte jetzt erst recht eher auf weitere Indikatoren hingewiesen werden, die schöne Hinweise geben, ob sich gerade was Böses anbahnt: Warum hört man bei euch nie was von Coppock-Indikator? Auch der PMO findet hier eigentlich nie Erwähnung, ich wüßte es jedenfalls gerade mal nicht.

    Ich finde die Herren Charttechniker dürften uns ruhig mal etwas mehr von ihrem Wissen preisgeben... Danke.

    11:27 Uhr, 26.10.2016
  • bongo
    bongo

    toller Artikel...Danke

    10:54 Uhr, 26.10.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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