Kommentar
08:43 Uhr, 17.06.2021

Gamestop, AMC und Co: Sind die Hype-Aktien gekommen, um zu bleiben?

Staatliche Eindämmungsmaßnahmen und der Handel von Optionen waren bis vor kurzem stark korreliert. Nahm die Mobilität zu, fiel das Handelsvolumen von Optionen und umgekehrt. Das führte zu der These, dass viele Kleinanleger aus Langeweile spekulieren. Irgendwie muss man ja die Zeit nutzen, die man durch den Lockdown „gewonnen“ hat. In den letzten Wochen kam es zu einem Bruch mit dem bisherigen Trend. Die staatlichen Maßnahmen fanden in den USA praktisch ein Ende. Die Mobilität ist wieder dort, wo sie vor Beginn der Krise war. Gleichzeitig stieg das Handelsvolumen von Optionen wieder. Damit scheint die Spekulationswut die Öffnung der Wirtschaft zu überleben.


Damit besteht die Möglichkeit, dass das Phänomen rund um Gamestop, AMC usw. Teil des Marktgeschehens wird. Bisher konnte man davon ausgehen, dass es nach der Krise einfach wieder verschwindet. Bleiben Kleinanleger hingegen ihrer Strategie der Koordinierung treu, verändert das den Markt grundlegend.

Für den typischen Privatanleger hat ein Fortbestehen des Trends wenig Bedeutung. Für Hedgefonds kann man das nicht behaupten. Einige Fonds haben ein Geschäftsmodell, welches auf dem Prüfstand steht. Als der Kurs von Gamestop im Januar von 15 auf fast 500 Dollar stieg, kamen einige Hedgefonds in Bedrängnis.

Das beste Beispiel ist Melvin Capital. Eigentlich ist Melvin Capital ein sehr erfolgreicher Fonds. Sie hatten einen guten Riecher bei Gamestop. Positionen müssen der Börsenaufsicht gemeldet werden. Die erste Position wurde Ende 2016 gemeldet. Damals hatte Melvin 400.000 Aktien leerverkauft.

Bei der nächsten Meldung waren es bereits 1,1 Mio. Aktien mehr. Der Kurs ist in dieser Zeit gesunken. Melvin nahm Teilgewinne immer wieder mit, baute die Shortposition grundsätzlich aber weiter auf. Sie taten genau das, was man eigentlich tun soll: Man baut die Position in einem intakten Trend aus.

Als Melvin mit den Leerverkäufen begann, stand der Kurs bei fast 30 Dollar. Bevor die Spekulation der Kleinanleger begann, lag der Kurs bei weniger als 3 Dollar. Dann stieg der Kurs allerdings sprunghaft an. Die Situation wurde falsch eingeschätzt. Man vermutete, dass der Kurssprung eine Gelegenheit ist, um die Position auszubauen.

Die Anzahl leerverkaufter Aktien stieg von 2,8 Mio. auf 6 Mio. Das ist genau das, was man eigentlich nicht tun soll. Anleger tendieren zu Nachkäufen, wenn ein Trade nicht aufgeht, anstatt einen Stop Loss zu ziehen. So wurden aus mehreren Dutzend Millionen Buchgewinn ein Verlust von knapp 2 Mrd. (Grafik 2).


Melvin erhielt nach dem Debakel frisches Kapital und scheint immer noch gegen Kleinanleger zu wetten. Die Performance ist weiterhin negativ. Hier wird nicht aufgegeben. Nun zeigen sich Kleinanleger aber äußerst ausdauernd. Bis Fonds wie Melvin nicht aufgeben, bleibt die Motivation hoch.

Persönlich gehe ich nicht davon aus, dass Kleinanleger ewig durchhalten werden. Das Ende der hohen Volatilität wird jedoch später erreicht als bisher gedacht. Das Phänomen bleibt uns noch eine Weile erhalten.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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