Kommentar
15:29 Uhr, 19.02.2019

Gab es den Crash im US-Einzelhandel wirklich?

Der Umsatz im US-Einzelhandel soll im Dezember 2018 so stark eingebrochen sein wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Keiner glaubt das. Es ist aber mehr dran als viele denken.

Es war ein ganz schöner Schock. Die US-Einzelhandelsumsätze sind im Dezember gegenüber November um 1,2 % gesunken. Das hat kurzfristig auch die Börse nicht kalt gelassen. Schnell aber kamen Zweifel auf. Am Ende einigte man sich auf eine ganz spezielle Interpretation: die Datenbearbeitung ist fehlerhaft.

Die Umsätze werden erhoben, doch danach geschieht mit den Daten bis zur Veröffentlichung noch so einiges. Insbesondere geht es um die Saisonbereinigung. Die unbereinigten Daten sind sehr volatil. Es ist in der Realität nicht so, dass der Umsatz jeden Monat schön steigt. Im Dezember wird besonders viel gekauft. Weihnachten muss man ja irgendwie bestreiten.

Zu Jahresende steigen die Umsätze kräftig. Dafür wird dann im Januar gespart (Grafik 1). Im Dezember 2017 etwa wuchs der Dezemberumsatz gegenüber November 2017 um 13 %. Im Januar schrumpfte der Umsatz dafür um 22 %. Das ist die Realität.

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Dank der Saisonbereinigung fiel das offizielle Plus im Dezember mit 0,58 % bescheiden aus. Im Januar sank der Umsatz saisonbereinigt um 0,56 %. Zwischen diesen und den Originalwerten liegen Welten. Bei so großen Anpassungen kann schon einmal etwas schiefgehen. Genau das wird vermutet.

Die Bereinigung erfolgt aufgrund von Modellen, die unter anderem auch die Vergangenheit widerspiegeln. Ende 2017 war eine große Adjustierung gerechtfertigt. Nimmt man eine ähnliche Adjustierung für Dezember 2018 vor, kommt ein dickes Minus heraus, da der Umsatz insgesamt weniger stark gestiegen ist als ein Jahr zuvor.

2017 wurde der Originalwert um 12 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Macht man etwas ähnliches ein Jahr später, ist die Korrektur viel zu groß. Das klingt alles sehr plausibel und man ist versucht, die Daten wegzuwischen. So einfach ist es aber nicht. Ob man nun bereinigte oder unbereinigte Daten betrachtet, das Bild ist nicht schön (Grafik 2).

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Gegenüber dem Vorjahr ist das Wachstum kollabiert. Auf unbereinigter Basis ist es sogar noch deutlich als auf bereinigter Basis. Die Konsumfreude hat sich massiv eingetrübt. Daran ändert auch die möglicherweise fehlerhafte statistische Anpassung nichts.

Auch die nicht vom Staat erhobenen Daten zeigen eine deutliche Abkühlung (Grafik 3). Das Wachstum fällt in sich zusammen. Es war zuvor hoch und das absolute Niveau ist nicht besorgniserregend. Dafür ist der Rückgang des Wachstums so dramatisch wie zur Zeit der Finanzkrise.

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Man kann die Daten ignorieren, wenn man will. Man kann sie sich schönreden. Tatsächlich aber waren die Daten schlecht, Anpassung hin oder her.

Autor: Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • wizardmw
    wizardmw

    Die Daten wurden genau passend nur QE 4 Notwendigkeit gebastelt....

    18:39 Uhr, 19.02. 2019
  • Sideliner
    Sideliner

    Es gab jedenfalls eine bemerkenswerte Abwesenheit von Hurra-neuer-Rekord Meldungen der Einzelhändler, fühlte sich sehr nach "Sargnagel-Amazon" an, auch wenn das nicht für alle gilt, es gibt ja auch Shopify...

    16:26 Uhr, 19.02. 2019
  • Hansi2000
    Hansi2000

    Sind in den Daten auch die Onlineumsätze enthalten??

    15:40 Uhr, 19.02. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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