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14:16 Uhr, 28.06.2019

G20: Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt treffen aufeinander

Das wahrscheinlichste Ergebnis der Handelsgespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping ist nach Einschätzung von Hervé Chatot, Multi Asset Fund Manager bei La Française AM, ein Waffenstillstand.

Paris (GodmodeTrader.de) - Der G20-Gipfel in Japan rückt an diesem Wochenende (28. und 29. Juni) in den Mittelpunkt des weltweiten Interesses, da die beiden größten Volkswirtschaften der Welt nach wie vor in einem anhaltenden Handelskrieg gefangen sind. US-Präsident Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping werden voraussichtlich am Samstag erstmalig nach Abbruch der Handelsgespräche im Mai zusammentreffen. Zuvor hatte die Regierung Trumps die Zölle auf rund 200 Milliarden Dollar chinesischer Importe von zehn Prozent auf 25 Prozent angehoben und China schlug daraufhin mit höheren Zöllen zurück, wie Hervé Chatot, Multi Asset Fund Manager bei La Française AM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Präsident Donald Trump habe auch damit gedroht, Zölle auf weitere chinesische Importe im Wert von 300 Milliarden Dollar zu erheben. Die Handelsverantwortlichen Chinas und der USA hätten bereits vor dem Trump-Xi-Treffen Gespräche geführt, was Hoffnungen auf eine Entspannung der Handelsbeziehungen wecke. Beide Volkswirtschaften hätten in jüngster Zeit zu schwächeln begonnen. Beide Länder wollten ein Abkommen, und Donald Trump wolle die US-Wirtschaft nicht vor den Wahlen 2020 schwächen, heißt es weiter.

„Die Einsätze sind eindeutig hoch. Dieser G20-Gipfel wird die zukünftige Richtung der Verhandlungen vorgeben und die Marktentwicklung sowie die Reaktion der Zentralbanken in den kommenden Wochen und voraussichtlich im zweiten Halbjahr bestimmen. Die Zentralbanker haben bereits signalisiert, dass sie bereit sind, bei Bedarf rasch zu handeln und die Geldpolitik zur Unterstützung des Wirtschaftswachstums weiter zu lockern. Hintergrund: Die Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft sind weiterhin hoch. Beispielsweise wird in den USA von der Fed erwartet, dass sie den Leitzins bei der nächsten Sitzung im Juli um 25 Basispunkte oder 50 Basispunkte (Quelle: Bloomberg) senkt. Das Ausmaß der Senkung wird vom Ergebnis des G20-Treffens abhängen“, so Chatot.

Was sei also zu erwarten? Was könnte das wahrscheinlichste Ergebnis und die Marktreaktion sein?

Chatot hat drei mögliche Szenarien identifiziert:

  • Ein Waffenstillstand (Aufschub der zusätzlichen Zölle): Beide Seiten einigten sich auf einen Waffenstillstand (für einen bestimmten Zeitraum oder nicht). Die Handelsgespräche würden fortgesetzt.
  • Ein Abkommen (Deeskalation): Die USA und China kämen überein, eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden, indem sie einen Teil oder die meisten der bestehenden Zölle schrittweise abschafften.
  • Eskalation: Handelsgespräche scheitern. Neue Zölle könnten von den USA auf die restlichen 300 Milliarden Dollar an chinesischen Importen im dritten Quartal ganz oder teilweise erhoben werden. Der Handelskrieg eskaliere.

„Ein Abkommen, das beide Länder zufriedenstellt, ist aus unserer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich. Wir verwerfen diese Möglichkeit, die wir für zu optimistisch halten. Sollte dies jedoch der Fall sein, könnte die Marktreaktion sehr positiv ausfallen, da sich die risikoreichen Anlagen (Aktienmärkte, sowohl Emerging Markets als auch entwickelte Märkte, High Yield Credit) sehr stark erholen und die Kernrenditen stark steigen, da die Anleger ihre Ansichten über die von den Zentralbanken formulierten gemäßigten Botschaften neu bewerten werden. Am meisten profitieren würden der chinesische Aktienmarkt und Anlagen in Schwellenländern“, so Chatot.

Das wahrscheinlichste Ergebnis sei ein Waffenstillstand, weil beide Seiten den Wunsch äußern würden, die Gespräche wieder aufzunehmen. Die USA verpflichteten sich, zusätzliche Zölle zurückzuhalten und die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Dieses Ergebnis bleibe marktgerecht, sei aber bereits vom Markt eingepreist. Der US-Aktienmarkt sei nahe seines Allzeithochs, heißt es weiter.

„Wir glauben also, dass der Markt positiv reagieren, aber die Reaktion gedämpft sein könnte. Wir gehen nicht von einer starken Erholung der Aktienmärkte in den Industrieländern aus. Es sollte vor allem für Anlagen in Schwellenländern mehr Entlastung bringen und wahrscheinlich den handelssensibelsten Namen zugutekommen, die in den letzten Wochen gelitten und unterdurchschnittlich abgeschnitten haben. Es wird erwartet, dass die Staatsanleihen aus Kernländern zunächst für einen kurzen Zeitraum abgestoßen werden“, so Chatot.

Das Eskalationsszenario sei jedoch nicht auszuschließen, das ein Scheitern der Verhandlungen impliziere. In einem solchen Fall würden die USA weiterhin Druck auf China ausüben, indem sie mehr Zölle erhöben. Es wären sehr schlechte Nachrichten, das Vertrauen der Unternehmen würde sich schneller verschlechtern und die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen. Dieses Ergebnis berge eindeutig ein sehr hohes Risiko für die Märkte und würde eine längere Zeit der Unsicherheit bedeuten. Alle risikoreichen Anlagen würden abgestoßen werden und „Safe-Haven“-Anlagen sich stark erholen (vor allem US-Treasuries und Gold). Der Grund: Die Märkte würden in den kommenden Monaten einen vollständigen Handelskrieg sowie eine globale Rezession einpreisen. Dies sei das unwahrscheinlichste Szenario, weil es sehr starke negative wirtschaftliche Auswirkungen für beide Länder sowie für das globale Wirtschaftswachstum hätte, heißt es weiter.

„Zusammenfassend ist festzustellen, dass wir vor diesem Treffen vorsichtig bleiben, da es sehr schwierig ist, ein politisches Ergebnis vorherzusagen. Aber, wenn der Handelskrieg eskaliert, erwartet der makroökonomische Konsens, dass das globale Wachstum um etwa 70 Basispunkte reduziert wird“, so Chatot.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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