Fundamentale Nachricht
12:27 Uhr, 21.09.2015

FX Mittagsbericht - Euro wird von der EZB ausgebremst

Der jüngste Höhenflug des Euro zum Dollar wurde durch Aussagen des EZB-Chefvolkswirts Praet gestoppt. Dieser stellte klar, dass die EZB bereit sei, ihr Konjunkturprogramm im Bedarfsfalle auszuweiten, um den Abwärtsrisiken durch die weltweiten wirtschaftlichen Verwerfungen entgegenzutreten.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,1279 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • AUD/USD
    ISIN: XC000A0E4TC6Kopiert
    Kursstand: 0,7164 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Zum Wochenbeginn kann sich der Euro zum US-Dollar nicht mehr über der Marke von 1,14 Dollar halten. Nach dem Zinsentscheid in den USA am vergangenen Donnerstagabend war der Kurs des Währungspaares über diese Marke gesprungen und hielt sich zeitweise auf diesem Niveau. Aber bereits am vergangenen Freitag waren die Zugewinne dahin und der Euro rutschte wieder deutlich unter die Marke von 1,13 Dollar. Zu Wochenbeginn kam die Gemeinschaftswährung in der Spitze bis auf 1,1310 US-Dollar zurück, gegen Mittag zeigt sich das Cross EUR/USD aber praktisch unverändert bei 1,1287.

Der Höhenflug des Euro wurde durch die jüngsten Aussagen des Chefvolkswirts der Europäischen Zentralbank (EZB), Peter Praet, gestoppt. Praet stellte noch einmal klar, dass die EZB bereit sei, ihr Konjunkturprogramm im Bedarfsfalle auszuweiten, um den Abwärtsrisiken durch die weltweiten wirtschaftlichen Verwerfungen entgegenzutreten. „Noch wäre dies verfrüht, aber die Risiken in der Weltwirtschaft haben deutlich zugenommen“, betonte der EZB-Chefvolkswirt in einem Interview. Daher habe die EZB Anfang September auch ihre Wachstumsprognosen gesenkt. Diese Anpassung sei aber nicht groß ausgefallen und hauptsächlich der Entwicklung in den Schwellenländern geschuldet, sagte Praet.

Der Wahlausgang in Griechenland prallte am Wechselkurs indes überraschend ab. Medienberichten zufolge soll die bisherige Koalition der linksgerichteten Syria und der rechtspopulistischen Partei der „Unabhängigen Griechen“ weitergeführt werden. Der Wahlsieg von Syriza sei grundsätzlich als marktfreundlich zu werten, kommentierte die HSBC. „Er beseitigt einige Unsicherheiten über die Regierungsbildung und unterstreicht Griechenlands Zusage, in der Eurozone zu bleiben“, heißt es in einer Studie. Die Neuwahl war nötig geworden, weil es innerhalb des Linksbündnisses Streit wegen der Auflagen für neue Finanzhilfen gegeben hatte.

In dieser Woche dürften laut den Devisenexperten der National-Bank am ehesten neue Entwicklungen aus der Eurozone das Währungspaar EUR/USD bewegen. Mit den Einkaufsmanagerindizes und dem ifo-Geschäftsklimindex aus Deutschland stehen gleich zwei Schwergewichte auf der Agenda. In beiden Fällen rechnen die Experten mit einem Rückgang, da die „wirtschaftlichen Unsicherheiten in den Schwellenländer ihre Spuren hinterlassen haben dürften“.

Der australische Dollar gehörte zu den Profiteuren der ausgeblieben Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten. Am Freitag kletterte der Aussie auf 0,7272, rettete die Zugewinne aber nicht in die neue Woche. Am Montag gastiert das Cross auf einem Niveau unter 0,71. Zum Euro hat sich der australische Dollar deutlich von den Jahrestiefständen bei 0,6068 gelöst. Aktuell tendiert AUD/EUR allerdings leichter bei 0,6363. Unterstützt wurde die Bewegung von Aussagen des Gouverneurs der Reserve Bank of Australia, Glenn Stevens. Dieser betonte, dass die Wirtschaft in Down Under außerhalb des Bergbaus wächst und der handelsgewichtete Wert des australischen Dollars im Rahmen der Erwartungen liegt. Bislang hatte Stevens den Aussie immer als zu hoch bewertet bezeichnet. Laut der NationalBank hat der Markt die Aussagen so aufgefasst, dass die Reserve Bank of Australia auch mit den Zinsen zufrieden ist. Dies habe zusätzliche Beruhigung in den AUD-Kurs gebracht.

Zahlreiche Konjunkturdaten in Russland für August ergaben ein durchzogenes Bild. Die Einzelhandelsumsätze wuchsen wie erwartet um 3,0 Prozent gegenüber dem Vormonat, schrumpften aber um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Dynamik der Einzelhandelsumsätze verbessert sich zwar, doch sind die verfügbaren Einkommen von Haushalten (–4,9 % ggü 2014) und die realen Löhne (–9,8 % ggü 2014) schneller geschrumpft, was auf Abwärtsrisiken für die privaten Konsumausgaben hindeutet. Bemerkenswerterweise ist die Arbeitslosenquote trotz des Wirtschaftsabschwungs bei 5,3 Prozent vergleichsweise niedrig geblieben. Die Unternehmen führen offensichtlich keine groß angelegten Personalentlassungen durch, sondern kürzen ihre Investitionen weiter. Diese habe sich im August um 6,8 Prozent zum Vorjahr verringert. Der Rubel gewinnt heute ein knappes Drittel Prozent zum Euro und notiert am Montagmittag bei 0,0134 Euro. EUR/RUB verbilligt sich entsprechend auf 74,7472. Das Währungspaar sieht sich am Allzeithoch vom 24. August 2015 bei 83,6030 dem nächsten markanten Widerstand gegenüber. Die nächste wichtige Unterstützung findet sich am Tief vom 31. August 2015 bei 71,4905.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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