Kommentar
18:18 Uhr, 14.09.2018

Funktioniert die neue US-Handelspolitik?

Die ersten Zusatzzölle wurden Anfang 2018 verhängt. Das ist lang genug her, um ein erstes Fazit zu ziehen.

Für besonders große Aufregung haben die höheren Zölle auf Stahl und Aluminium gesorgt. Stahl und Aluminium scheinen sehr viel mehr Emotionen geweckt zu haben als die Sonderzölle auf Waschmaschinen und Solarzellen Anfang 2018. Vermutlich hängen an der Stahlindustrie noch mehr Jobs als an anderen Branchen.

Ein Blick auf die Stahlimporte der USA zeigt, dass die Zölle gewirkt haben. Die USA importierten in den letzten Monaten deutlich weniger als vor einem Jahr. Die Menge ist um 15-30 % zurückgegangen. Der Wert der Importe ist hingegen nicht so stark gefallen, sondern teils fast konstant geblieben.

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Die Zölle setzen einen Anreiz, die Importmengen zu verringern. Genau das war ja auch gewünscht. Es soll mehr heimischer Stahl verwendet werden. Die Importe, die nach wie vor getätigt werden, sind durch die Zölle aber teurer geworden. Es gibt viel weniger Menge für den gleichen Preis.

Das war auch der größte Kritikpunkt an den Zöllen. Am Ende muss mehr gezahlt werden und am Schluss bedeutet das, dass der Endverbraucher mehr zahlt. Für Verbraucher ist das negativ. Allerdings entstehen an anderer Stelle eventuell mehr Jobs. Man kann nicht sagen, ob netto ein Gewinn erzielt wurde oder nicht. Dafür ist es zu früh. Historisch gesehen muss man aber davon ausgehen, dass unterm Strich kein Gewinn erzielt wird.

Trotzdem, die Zölle auf Stahl tun derzeit das, was sie tun sollten. Die Importmengen sinken. Das kann man von den Gesamtimporten nicht behaupten. Die Handelsbilanz erreichte zuletzt ein neues zyklisches Tief mit einem Fehlbetrag von 50 Mrd. Dollar (Grafik 2). Ende 2017 bis Anfang 2018 war der Fehlbetrag noch höher. Das lag allerdings an Sonderfaktoren. Nach den Milliardenschäden durch die Hurrikans vor einem Jahr musste mehr für den Wiederaufbau importiert werden.

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Von diesem Sonderfaktor abgesehen ist die Handelsbilanz so tiefrot wie zuvor nur einmal in diesem Aufschwung. Bestimmte Importmengen gehen zurück, doch dafür wird an anderer Stelle mehr eingeführt. Unterm Strich scheint die Handelspolitik noch nicht zu fruchten.

Dieser Trend ist besonders schmerzlich, weil derzeit noch ein positiver Effekt vom Wechselkurs ausgeht. Die Aufwertung des Dollars schlägt sich für gewöhnlich mit einem Jahr Verzögerung nieder. Aktuell wachsen die Exporte daher noch überdurchschnittlich schnell (Grafik 3). Ab 2019 wird das anders. Dann kommt Gegenwind von der Dollaraufwertung seit Jahresbeginn.

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Der Handelskonflikt ist noch lange nicht ausgestanden. Das erste Fazit ist aber klar: viel Lärm um nichts. Das Defizit steigt munter weiter. Daran ändern die bisher erlassenen Zölle nichts und auch die kommenden werden das nicht ändern.

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4 Kommentare

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  • Erdhexe
    Erdhexe

    Ich kann nur hoffen, dass Trumps Aktionen sich nicht so auswirken werden, wie der Smoot-Hawley Tariff Act von 1930. Damals schien es auch, als seien diese Zölle erfolgreich, dabei hatten sie alles noch verschlimmert. Laßt uns auch nicht Nixon vergessen, der mit seinen 10% Zusatzsteuer auf Importe richtig Mist gebaut hatte.

    18:39 Uhr, 16.09.2018
  • Zukunft21
    Zukunft21

    also munter weiter mit Strafzöllen !

    18:43 Uhr, 14.09.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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