Kommentar
17:17 Uhr, 01.10.2018

Für die US-Notenbank ist wieder alles in Ordnung

Es hat zwar lange gedauert – 10 Jahre – aber jetzt scheint wieder alles in Ordnung zu sein. QE ist beendet, die Zinsen steigen wieder. Man soll den Tag aber nicht vor dem Abend loben.

Es war ein harter und langer Kampf, doch jetzt sieht wieder alles in Ordnung aus. Die Notenbank kann sogar einen Erfolg feiern, den kaum noch jemand für möglich gehalten hatte. Bis vor kurzem gab es nämlich ein großes Rätsel. Im Normalfall steigt die Inflation, wenn die Arbeitslosigkeit zurückgeht. Viele Jahre ließ sich das nicht beobachten.

Der Zusammenhang, der als Phillips-Kurve bekannt ist, ist für die Notenbank ein wichtiges Instrument. Steigt die Inflation, wenn die Arbeitslosigkeit fällt, ist klar, was zu tun ist. Man hebt die Zinsen an, damit die Inflation nicht außer Kontrolle gerät. Was aber, wenn die Inflation einfach nicht mitzieht? Hebt man dann trotzdem die Zinsen an?

Im Zentrum der Geldpolitik steht die Preisstabilität. Zu hohe Inflation ist ein Hinweis auf die Überhitzung der Wirtschaft. Das soll vermieden werden, denn ist die Wirtschaft erst einmal überhitzt, ist die Anpassung danach (Rezession) umso schmerzhafter.

Neben hoher Inflation ist auch sehr niedrige Arbeitslosigkeit ein Hinweis auf Überhitzung. Die Arbeitslosenrate ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Trotzdem bliebt die Inflation niedrig. Das ist für die Notenbank ein Dilemma. Wonach soll sie nun ihre Geldpolitik ausrichten, nach der Inflation (keine Zinsanhebung) oder der Arbeitslosenrate (Zinsanhebung)?

Die US-Notenbank hat einen Kompromiss gefunden, indem sie die Zinsen im Schneckentempo von der Nullgrenze ausgehend angehoben hat. Jetzt kann sie sich aber wieder sicherer fühlen, denn die Korrelation zwischen Inflation und Arbeitslosenrate ist wieder im Lot (Grafik 1).

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Aktuell sinkt die Arbeitslosenrate und die Inflation steigt. Die Korrelation ist daher negativ – so wie es sein sollte. Bevor nun aber die Sektkorken knallen, muss man sich eines Umstandes bewusst sein. Die Korrelation aus Überhitzung der Wirtschaft und Phillips-Kurve bleibt schwach (Grafik 2).

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Bis in die 80er-Jahre hinein war die Sache klar. Wenn die Phillips-Kurve funktionierte, dann war die Wirtschaft auch deutlich über Potenzial. Seit Mitte der 80er-Jahre ist dieser Zusammenhang so nicht mehr gültig. Man kann sogar das Gegenteil beobachten. Immer dann, wenn die Phillips-Kurve Gültigkeit hatte, war die Wirtschaft ganz und gar nicht am Überhitzen. Sie operierte nur knapp über Potenzial oder darunter.

Das macht überhaupt keinen Sinn. Immer dann, wenn Arbeitslosigkeit in den letzten Jahrzehnten niedrig war und die Inflation hoch, war die Wirtschaft nicht am Überhitzen, sondern eher schwach. Das ist schon ein starkes Stück. Theoretisch macht das wenig Sinn. Irgendwie ist doch nicht alles in Ordnung und es zeigt, dass die Theorien, die die Geldpolitik bestimmen, alles andere als solide sind. Vieles bleibt Zufall.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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