Kommentar
15:13 Uhr, 11.06.2015

Für den Euro gibt es kein gutes Ende der Griechenland-Verhandlungen

Egal wie die Verhandlungen mit Griechenland ausgehen. Für den Euro gibt es kein wirklich gutes Ende. Es gibt drei Szenarien, die alle negativ für die Gemeinschaftswährung sind.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,1235 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,1235 $ (FOREX)

Die weitere Entwicklung in der griechischen Schuldenkrise ist von enormer Bedeutung für die europäische Gemeinschaftswährung, sowohl kurz- als auch langfristig. Nach Ansicht von DZ-Bank-Analyst Sören Hettler wird es für den Euro – unabhängig vom Ausgang – aber kein wirklich gutes Ende der Verhandlungen geben. Vielmehr stehen für die Gemeinschaftswährung nur noch Szenarien zur Diskussion, die entweder kurzfristig für Turbulenzen sorgen oder längerfristig erhebliche Fallstricke aufweisen, so der Devisenexperte.

Es gebe drei Szenarien:

Ein Austritt Griechenlands aus dem Euroraum dürfte auf kurze Sicht die größten Kursverluste für die Gemeinschaftswährung nach sich ziehen. Und dennoch sollte dieses "Ende mit Schrecken" das (im Vergleich) beste der zur Verfügung stehenden Szenarien darstellen, so Hettler. Wenn von diesem Schritt eine abschreckende Wirkung auf andere, ebenfalls klamme Euro-Staaten ausgeht, könnte der Zusammenhalt der Gemeinschaft und damit die Stabilität des Euro längerfristig gestärkt werden.

Gelänge es Griechenland, trotz der Einstellung des Schuldendienstes gegenüber öffentlichen Gläubigern, Mitglied des Euroraums zu bleiben, wären die kurzfristigen Auswirkungen auf den Wechselkurs der Gemeinschaftswährung weniger dramatisch. Die mittel- bis langfristigen Folgen könnte jedoch umso gravierender sein. Zum einen wären weitere, zähe Verhandlungen notwendig. Zum anderen dürften die Regierungen anderer Länder künftig wenig Anreiz verspüren, in der eigenen Bevölkerung unbeliebte Sparmaßnahmen und Reformen durchzusetzen.

Der derzeit wahrscheinlichste Ausgang der Verhandlungen ist laut Hettler eine erneute Einigung, die zwar die bestehenden Probleme Griechenlands nicht löst, aber erneut Zeit kauft. Kurzzeitig könnte dies dem Euro Auftrieb geben. Eher früher als später würde die Krise jedoch wieder an den aktuellen Punkt zurückkehren, so der DZ-Bank-Analyst. Und dann hieße es wieder: Grexit, Zahlungsausfall oder erneut Zeit kaufen, mit den bekannten Folgen für den Wechselkurs der Gemeinschaftswährung.

Zugunsten einer derzeit hohen Bedeutung der griechischen Tragödie für das Wohl und Wehe der Gemeinschaftswährung spreche auch der Blick auf die Entwicklung des Risikoaufschlags griechischer gegenüber deutschen Staatsanleihen verglichen mit dem Verlauf des handelsgewichteten Euro-Wechselkurses. Die Korrelation erreichte in den letzten Wochen immer wieder ausgeprägt negative Niveaus. Zunehmende Befürchtungen eines Zahlungsausfalls Griechenlands gingen demnach meist mit einer Abwertung der Gemeinschaftswährung auf breiter Front einher, geringere Risikoaufschläge griechischer Wertpapiere gaben dem Euro hingegen Auftrieb.

Für-den-Euro-gibt-es-kein-gutes-Ende-der-Griechenland-Verhandlungen-Kommentar-Thomas-Gansneder-GodmodeTrader.de-1

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten