Frust statt Lust bei der Altersvorsorge
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Das Verhältnis der Bundesbürger zur Altersvorsorge ist von Freudlosigkeit und Angst geprägt. Die Deutschen beschäftigen sich zwar intensiver mit dem Thema als die meisten anderen Europäer - allerdings nur widerwillig, wie das Fidelity Vorsorge-Barometer Europa zeigt. Demnach empfindet mehr als die Hälfte der Deutschen die finanzielle Planung für den Ruhestand als zeitraubend und lästig; jedem Zweiten macht sie sogar Angst. Darunter leidet die Qualität der getroffenen Vorsorgemaßnahmen.
Für das Fidelity Vorsorge-Barometer Europa befragte das Meinungsforschungsinstitut TNS Sofres im Auftrag von Fidelity International Berufstätige in acht Ländern. Das Ergebnis zeigt ein gravierendes Gefälle im Vorsorgeverhalten zwischen dem Norden und dem Süden Europas. In den nord- und mitteleuropäischen Ländern hat die Mehrheit der Bevölkerung bereits begonnen, privat für das Alter vorzusorgen. Bei den Südeuropäern hat bislang jeweils weniger als die Hälfte der Bevölkerung mit der Vorsorge angefangen. Die Deutschen sind nach eigenen Angaben besonders aktiv. Rund drei Viertel von ihnen (77 Prozent) haben sich schon für ein Vorsorgeprodukt entschieden.
Während die Deutschen bei der privaten Vorsorge mit 71 Prozent Spitzenreiter in Europa sind, haben sie bei der betrieblichen Altersvorsorge noch erheblichen Nachholbedarf. Nur rund ein Drittel der Befragten (35 Prozent) sorgt über den Arbeitgeber vor. Die Schweden, Schweizer und Niederländer übertreffen diesen Wert deutlich. Die Unternehmen stehen somit vor der Herausforderung, ihren Beschäftigten flexible und transparente Instrumente anzubieten, damit die Mitarbeiter bei der Vorsorge mehr Eigenverantwortung übernehmen können.
Die Deutschen sehen in der Beschäftigung mit dem Thema Altersvorsorge ein notwendiges Übel: Mehr als die Hälfte von ihnen empfindet sie als zeitraubend und störend; jedem Zweiten macht sie sogar Angst. In Europa ist dies ein Rekordwert. "Die Diskussionen über die Rentenlücke und die Appelle zur Privatvorsorge zeigen offensichtlich Wirkung, die Deutschen sorgen vor. Doch die weit verbreitete Angst verstärkt das Bedürfnis nach Sicherheit und risikoarmen Produkten - auf Kosten der Rendite. Wer Vorsorge stattdessen als Chance begreift, hat bei der Auswahl der richtigen Geldanlage bessere Karten", sagte Klaus-Jürgen Baum, Sprecher der Geschäftsführung von Fidelity International in Deutschland.
Im Hinblick auf die Rendite bieten die von den Deutschen bevorzugten Anlageformen nur begrenzte Erfolgschancen. 78 Prozent der Befragten tendieren trotz niedriger Verzinsung zu Produkten, die eine möglichst hohe Sicherheit versprechen. Die Bundesbürger gehören damit zu den Europäern mit der größten Angst vor einem möglichen Wertverlust ihrer Anlagen.
Immobilien scheinen diesem Sicherheitsbedürfnis entgegenzukommen. Wohneigentum besitzt im Hinblick auf die Altersvorsorge in Deutschland einen höheren Stellenwert als in allen anderen untersuchten Ländern: 43 Prozent der Bundesbürger setzen bei der Altersvorsorge auf eine eigene Immobilie. Dahinter folgen weit abgeschlagen die Franzosen (19 Prozent), die Schweizer (18 Prozent) und die Österreicher (17 Prozent).
Der Glaube an die Immobilie könne allerdings in die Irre führen, betonte Baum. "Angesichts der demographischen Entwicklung verliert das Betongold deutlich an Glanz. So sind Wertverluste bei Immobilien außerhalb von Top-Lagen bereits abzusehen."
Eine negative Grundhaltung erschwert den Weg in einen solide finanzierten Ruhestand. "Das vorherrschende Geklapper mit dem Sargdeckel sollte niemandem die Freude an der Planung der eigenen Zukunft nehmen. Schließlich ist eine aktive Lebensvorsorge etwas grundsätzlich Positives, denn sie schafft die materielle Grundlage für mehr Lebensqualität im Alter. Wenn dann noch einfach verständliche und berechenbare Produkte hinzukommen, wird die Lust den Frust bei der Altersvorsorge verdrängen können", so Baum.
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