Kommentar
15:00 Uhr, 08.03.2017

Freihandel: Bauernopfer!

Donald Trump brachte es unlängst auf den Punkt. Er sei nicht gegen den Handel per se. Er wolle nur keinen freien Handel, sondern fairen Handel. Das Problem: auch im fairen Handel gibt es viele Verlierer.

Wer an Handel denkt, der denkt im Zusammenhang mit den USA vor allem über Autos, Öl und Konsumgüter aus China nach. Das ist etwas zu kurz gegriffen. Zwar können möglicherweise bessere Handelsbedingungen die Handelsbilanzdefizite einzelner Branchen verkleinern, doch dafür gibt es auch eine ganze Menge Verlierer.

Die größten Verlierer werden wohl die Bauern sein. Ihre Einkommen sind in den letzten Jahren ohnehin schon gesunken, weil die Weltmarktpreise für viele Güter rückläufig waren. Würde dann noch fairer Handel eingeführt werden, wäre dies wohl der Todesstoß für viele Farmer.

Grafik 1 zeigt die Entwicklung des Einkommens und den Anteil der Exporte am Gesamteinkommen. Seit 2008 exportieren Farmer ein knappes Drittel ihrer Produkte. Das entspricht einem Gegenwert von mehr als 120 Mrd. Dollar pro Jahr

.

Die USA exportieren nicht nur große Mengen an landwirtschaftlichen Produkten, sie importieren auch vergleichsweise wenig. Grafik 2 zeigt die Importe und Exporte. Seit Jahrzehnten produziert die Landwirtschaft einen positiven Außenhandelsbeitrag. Über 15 % der Exporte bleiben als Handelsbilanzüberschuss übrig. Fallende Preise haben den Überschuss sinken lassen. Für 2017 wird ein Rebound erwartet.

Besonders stark sind US-Farmer auf eine Reihe von Ländern angewiesen, denen unfaire Handelspraktiken vorgeworfen werden. So wuchsen die Exporte nach China zwischen 1995 und 2013 um knapp 9 % pro Jahr. Die Exporte in die nordamerikanischen Nachbarstaaten (NAFTA Staaten) legten knapp 6 % pro Jahr zu.

Auf Kanada und China entfiel zuletzt mehr als ein Drittel aller US-Exporte. Würde nun das nordamerikanische Freihandelsabkommen neu aufgesetzt, könnten Kanada und Mexiko den USA in diesem Bereich richtig wehtun. Mexiko importiert aus den USA so viele Milchprodukte, dass geschätzte 30.000 Jobs daran hängen.

Verhängen die USA hohe Einfuhrzölle auf Autos aus Mexiko oder auf chinesische Produkte, dürften die ersten Opfer von Gegenmaßnahmen Bauern sein. In den USA sind ca. 5 Mio. Menschen im Bereich der Landwirtschaft direkt tätig. Werden US Produkte mit hohen Zöllen belegt, drohen nicht nur ein paar tausend, sondern zehntausende, wenn nicht gar hunderttausende Jobs verloren zu gehen.

Mexiko beschäftigt seinerseits knapp 1 Mio. Menschen in der Autoindustrie. Ein Teil der Jobs würde wegfallen. Daran besteht kein Zweifel. Die USA würden den meisten Handelspartnern ein bisschen Schaden. Dafür aber sind es viele Länder gleichzeitig, die den USA schaden können. Unterm Strich dürften die USA netto Jobs verlieren, insbesondere, weil die Landwirtschaft nach wie vor viele Menschen beschäftigt.

In der Autoindustrie werden vielleicht 20.000 bis 30.000 Jobs neu entstehen. Dafür würden mehr als 30.000 Jobs andernorts, z.B. in der Landwirtschaft, wegfallen. Jobs in der Autoindustrie sind besser bezahlt. Ökonomisch kann das also durchaus Sinn machen, doch wann ging es bei der Landwirtschaft schon jemals um ökonomische Prinzipien?

Wie dem auch sei, fairer Handel würde auch den USA harte Zugeständnisse abringen. Die gigantischen Subventionen in der Landwirtschaft müssten gestrichen werden. Andernfalls dürften sich andere Länder weigern, die Produkte abzunehmen. Das vernichtet Jobs und verärgert gleich mehrere Millionen Wähler. Man kann immer nur wieder aufs Neue sagen: die Angelegenheit scheint noch nicht von Anfang bis Ende durchdacht worden zu sein.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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  • jurist
    jurist

    Was heißt "Freihandel" und "Weltmarktpreise"? Freihandel heißt hier nur, dass die Länder, die ihren Landwirten die größten Subventionen zahlen, mit massiven Druck alle anderen Länder, insbesondere die afrikanischen, zur Aufgabe ihrer landwirtschaftlichen Produktion zwingen! Aber dafür dürfen sie ua Rosen anbauen! Verkehrte Welt!

    16:28 Uhr, 08.03.2017
  • Dax-Martin
    Dax-Martin

    "Die größten Verlierer werden wohl die Bauern sein."

    Bei den Preisen sind sie das lange schon.

    16:08 Uhr, 08.03.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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