Analyse
07:14 Uhr, 29.09.2008

FORTIS,WACHOVIA,HRX - Beängstigende Muster!

Erwähnte Instrumente

  • Hypo Real Estate Holding AG
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  • WACHOVIA DL 3,3333
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Bear Stearns, Merrill Lynch, Lehman Brothers, Washington Mutual, die Liste der Bankinstitute, deren Aktien von den Kurszetteln verschwinden, verlängert sich.

Immer klarer kristallisieren sich 2 Lösungsmuster heraus.

Entweder es kommt wie im Falle von Fannie Mae und Freddi Mac sowie AIG aufgrund der herausragenden Bedeutung für die Realwirtschaft zu einer kompletten oder partiellen Verstaatlichung oder aber mögliche Interessenten warten so lange ab bis das in die Bredouille geratene Institut kurstechnisch implodiert. Ab einem gewissen Ausmaß der Kursabschläge werden diese nämlich zu einem Selbstläufer. Die 0 - Linie, der Boden, das "Nichts" wirkt wie ein Magnet.

Ist das zu übernehmende Institut fast handlungsunfähig, der Kurs krankenhaus "geschlagen" und die Insolvenz unabwendbar, schneiden sich die Interessenten die wertvollen Assets heraus. So kam J.P. Morgan bei Bear Stearns und Washington Mutual zum Zuge und so kamen eine Reihe von japanischen Bankhäuser und die britische Barclays bei Lehman Brothers und Morgan Stanley zum Zuge.

Übrig bleiben die "bad Assets", die niemand haben will.

Bei Lehman Brothers hatte übrigens George Soros darauf spekuliert, dass die US Notenbank dem Geldinstitut zur Seite springen und eine Notlösung stricken werde. Wie wir wissen, kam eine solche nicht zustande. Soros blieb mit seiner Investmentgesellschaft auf hohen Verlusten sitzen.

Am Wochenende haben sich wieder einmal die Nachrichten aus dem internationalen Finanzsektor überschlagen.

Seit gestern Abend ist bekannt, dass der belgisch-niederländische Finanzkonzern Fortis teilweise verstaatlicht wird. Die Tagesschau berichtet :" Belgiens Ministerpräsident Yves Leterme erklärte am späten Abend, dass die Regierungen der drei Benelux-Staaten Anteile im Wert von 11,2 Milliarden erwerben werden. Belgien kaufe für 4,7 Milliarden Euro 49 Prozent der Anteile an dem Unternehmen. Zudem übernehme Luxemburg für 2,5 Milliarden Euro 49 Prozent der Fortis Bank Luxemburg. Die Niederlande investierten 4,0 Milliarden und erhielten dafür 49 Prozent der Fortis Holding Niederlanden. "

Anbei der mehrjährige Kursverlauf der Fortis Aktie. Die Rettung von staatlicher Seite kam in letzter Sekunde. Kurstechnisch dürfte die rechtzeitig gestern Abend verkündete Notlösung zu einer Stabilisierung führen. Die Maßnahme der Benelux-Staaten hat nämlich eine zentrale Botschaft. Der Finanzdienstleister wurde anscheinend als so grundlegend wichtig im wirtschaftlichen Gefüge dieser Staaten angesehen, dass man sich zu einem solch tiefgreifenden Schritt entschloß.

Seit vergangener Woche ist bekannt, dass auch die viertgrößte US Bank Wachovia (WB) mit hochgradigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat und mit dem Rücken zu Wand steht. Auch hier bedeutet das Ausmaß der Kursverluste eine Notsituation. Und auch hier gibt es Gespräche mit Interessenten, wie der Citigroup, Wells Fargo oder der spanischen Banco Santander. Es ist davon auszugehen, dass die Interessenten es bis zum Äußersten kommen lassen, um an die Assets zu möglichst günstigen Konditionen herankommen zu können.

Der Chart von Wachovia zeigt seit Juli dieses Jahres eine Schiebezone, die Anfang dieser Woche nach unten verlassen werden dürfte. Eine klassische charttechnische Projektion für ein Korrekturziel hätte einen theoretischen Wert unter 0 zum Ergebnis. Dies unterstreicht die Brisanz der Situation. Die massiven Kursverluste haben die fundamentale Basis des Unternehmens zerstört.

Im Verlauf dieser Woche ist laut Charttechnik tatsächlich mit weitergehenden massiven Kursverlusten zu rechnen, wenn nicht schnellstmöglich eine Notlösung für das Bankhaus präsentiert werden kann.

Ebenfalls am Wochenende wurde bekannt, dass die Münchner Hypo Real Estate (HRX) mit massiven Liquiditätsproblemen zu kämpfen hat. Financial Times, Reuters, Spiegel und Handelsblatt berichten übereinstimmend, dass die Situation äußert angespannt sei und der Kollaps drohe. Die Tagesschau berichtet, deutsche Bundesbank und die Finanzaufsicht BaFin hätten zusammen mit einer "Bankengruppe" ein Rettungspaket geschnürt. Die Informationen erscheinen jedoch noch ziemlich nebulös. Die "deutsche Finanzbranche" habe der Hypo Real Estate einen Kreditrahmen in "ausreichender Höhe" zur Verfügung gestellt. Die "Marktfähigkeit der Hypo Real Estate Gruppe "sei dadurch "gesichert". Zum jetzigen Zeitpunkt der Erstellung dieser Meldung liegen keine konkreteren Informationen vor. Es ist fraglich, ob eine bisher (!) solch allgemein gehaltene Ankündigung, den Druck auf den Aktienkurs herausnehmen kann.

Am Freitag fiel der Aktienkurs der Hypo Real Estate unter einen seit Juli bestehenden charttechnischen Sell Trigger bei 14,28 Euro. Damit liegt ein neues Verkaufssignal in dem Papier vor und eine Fortsetzung der übergeordneten Abwärtsbewegung ist hochwahrscheinlich. Das projezierte charttechnische Mindest-Kursziel liegt zunächst im 11 Euro-Bereich. Bei ca. 8 Euro verläuft eine projzierte mittelfristige Trendkanalunterkante. Bei 8 Euro wäre die Aktie aus Sicht von Countertrend-Händlern als temporärer Kauf interessant.

Wir würden dringend davon abraten, das Papier in der aktuellen Marktphase beispielsweise über Derivate zu shorten und damit auf fallende Kurse zu spekulieren. Bekanntermaßen sind Knockout Produkte auf Bankentitel von dem Shortsellingverbot ausgenommen. Es ist nach wie vor möglich, dass wir auch hier in Deutschland eine staatliche Notlösung sehen könnten. Diese würde zu einer temporären Kursstabilisierung führen und Leerverkäufer aus ihren Positionen drücken.

Außerdem muß jeder Anleger selbst wissen, ob er in einer wirtschaftlichen Notsituation einer Branche diese leerverkauft und zusätzlich unter Druck bringt. In einer gewissen Weise würde er an dem Ast sägen, auf dem er selbst sitzt.

In Asien verliert der Nikkei leicht um 39 auf aktuell 11.863 Punkte. Die US Indexfutures stehen hingegen deutlich unter Druck. Der S&P Future verliert -1,09% auf 1.201 Punkte.

Man darf gespannt sein, wie sich die Marktsituation im Verlauf dieser Woche entwickelt. Laut unseren charttechnischen Auswertungen stehen die Chancen noch immer außerordentlich gut, dass DAX und DOW Jones eine umfassende Kurserholung starten können. Voraussetzung ist aber, dass die Tiefs bei 5.800 bzw. 10.459 Punkten nicht mehr unterschritten werden.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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