Fintechs statt Bankenzykliker
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London (GodmodeTrader.de) - Kürzlich hat die US-Notenbank ihre Pläne zum Bilanzabbau bekannt gegeben und die Federal Funds Rate um 0,25 Prozent erhöht. Dies war der zweite und voraussichtlich auch nicht der letzte Schritt dieser Art in sechs Monaten. Ein zunehmend angespannter Arbeitsmarkt hat Fed-Präsidentin Janet Yellen dazu veranlasst, die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Eine Kombination aus Trump-Effekt und normalisierender Geldpolitik führte zu einem Ansturm auf zyklische Finanzwerte – vor allem bei Banken. Die Leidtragenden dieser Entwicklung waren Unternehmen, die sich auf den weltweiten Zahlungsverkehr spezialisiert haben sowie Fintechs, wie Guy de Blonay, Fondsmanager des Jupiter Global Financials SICAV bei Jupiter Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Bankaktien hätten zuletzt aus gutem Grund zulegen können, denn Zinserhöhungen schlügen sich in einer verbesserten Nettozinsmarge nieder. Was Anleger aber hinterfragen sollten, sei die Tatsache, dass Fintechs reflationsbedingt ins Hintertreffen geraten seien. In meinen Augen bedürfe es eines ausgeglichenen Investmentansatzes, da zyklisches Wachstum in dem einen Bereich nicht zwingend strukturellem Wachstum in einem anderen Bereich widerspreche, heißt es weiter.
„Im Zuge der Finanzkrise wurde die Frage laut, ob Großbanken ‚too big to fail‘ seien, also zu wichtig, um zu scheitern. Der Fintech-Sektor wirft eine andere Frage auf: Sind die Großbanken ‚too big to change‘ – sprich zu groß für Veränderung? Jahrzehntelang haben Großbanken von der Kundenträgheit profitiert, die sie quasi wie ein Schutzwall umgeben hat. Die Gründe hierfür waren mangelnde Transparenz sowie praktische Produktpakete, die es den Banken ermöglichten, Finanzdienstleistungen aus einer Hand anzubieten. Technologische Entwicklungen, neue Regelungen für verbesserte Transparenz sowie die große Zahl digital versierter Millennials, die bereits nicht-klassische Zahlungsdienstleister wie Apple, Google, PayPal und Facebook nutzen, läuten jedoch das Ende der Bankenträgheit ein“, so de Blonay.
In einigen Ländern hätten Aufsichtsbehörden bereits Maßnahmen zur Wettbewerbsförderung eingeführt. So solle zum Beispiel die Open-Banking-Initiative, die von der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde ins Leben gerufen worden sei, zu erheblichen Veränderungen der Interaktion zwischen Kunde und Bank führen. Diese Initiative vereinfache den Datenaustausch und ermögliche Kunden mehr Freiheit bei der individuellen Anpassung ihrer Bankdienstleistungen. Die oftmals genutzten Produktpakete dürften für Banken künftig weniger rentabel sein, heißt es weiter. „Dies wird sich auf die derzeitige Praxis auswirken, wonach margenstarke Produkte genutzt werden, um margenschwache Produkte zu subventionieren“, so de Blonay.
Große Banken seien häufig komplexe Organisationen – und viele von ihnen hätten die Investition in IT sträflich vernachlässigt. Einer Analyse von Redburn zufolge hätten Banken in Nordamerika, Europa, Asien-Pazifik und Lateinamerika im vergangenen Jahr 241 Milliarden US-Dollar für ihre IT-Infrastruktur ausgegeben, wovon nur ein Viertel auf Innovationen entfallen sei. Drei Viertel der Ausgaben seien für Wartungsarbeiten aufgewendet worden, heißt es weiter.
„Die spannendsten Entwicklungen im Fintech-Bereich spielen sich derzeit in China ab, wo die Technologieriesen Alibaba (E-Commerce), Tencent (Messenger) und Baidu (Suchmaschine) umfassende digitale Zahlungsdienste betreiben. Ihre Größe ist beeindruckend: So verfügt Alipay über einen Kundenstamm von etwa 400 Millionen Personen. Die Entwicklungen in China sollten die westlichen Banken wachrüttelten, bei denen kulturelle Faktoren das größte Innovationshindernis bilden“, so de Blonay.
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