Kommentar
10:30 Uhr, 02.12.2008

Finanzmarktturbulenzen verstärken sich - je schwächer die USA, desto stärker der USD …

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Der Euro eröffnet heute bei 1.2610, nachdem in Fernost Tiefstkurse bei 1.2582 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 93.15. "Carry-Trades" haben nachhaltig verloren. EUR-JPY notiert bei 117.45, während EUR-CHF bei 1.5190 oszilliert.

Die Finanzmarktturbulenzen haben den Devisenmarkt fest im Griff. Der Euro tanzt nach der Musik des Aktienmarkts. Schwacher Aktienmarkt = schwacher "Carry-Trade" = schwacher Euro.

Die Tatsache, dass die USA das Epizentrum der Krise sind und unverändert tiefer in die Krise schlittern ist dabei für die "wachen" Devisenmarktteilnehmer offensichtlich ohne Belang. Man hält sich an die aktuelle Korrelation, die oben angesprochen wurde. In der Konsequenz heißt das, je schwächer die USA, desto stärker der USD gegenüber der europäischen Hauptwährung. Wir nehmen diese Marktideologie zur Kenntnis. Irrationale Bewegungen können bisweilen länger andauern als erwartet, sie können jedoch nach menschlichem Ermessen keinen tragfähigen Trend begründen. Sie sind schlussendlich immer nur temporäre Phänomene, die als Ineffizienz definiert werden müssen.

Laut dem NBER befinden sich die USA seit Dezember letzten Jahres in einer Rezession, der längsten Kontraktionsphase seit 1982.

Offensichtlich traut das NBER damit den offiziellen Daten des Bureau of Economic Analysis oder dem Bureau of Labor Statistics ebenso wenig wie einige Analysten und wenige Ökonomen. Wir verweisen darauf, dass wir bei unseren öffentlichen Auftritten seit geraumer Zeit davon sprechen, dass sich die USA faktisch (und damit losgelöst von den Daten des BEA oder BLS) in einer Rezession bewegen.

Die Zentralbanken dieser Welt sind weiter äußerst aktiv, um stabilisierend auf Finanzmärkte und Wirtschaft zu wirken:

Die BoJ erweitert die Bandbreite der anzukaufenden Sicherheiten. Die RBA lässt sich nicht lumpen und senkt die Leitzins um 100 BPS auf 4,25%, das tiefste Niveau seit 6 Jahren.
Eine massive und vor allen Dingen global homogene konjunkturelle Entschleunigung gekoppelt mit einer globalen Deflation bei Finanzanlagen stellt eine historisch einmalige Herausforderung für den Zentralbankensektor dar. Weitere in der Amplitude als ambitioniert einzuschätzende Maßnahmen stehen hier in den kommenden Monaten auf der Agenda.

Diesbezüglich sprach Ben Bernanke gestern davon, dass die Fed hinsichtlich weiterer Zinsmaßnahmen limitiert sei. Von daher kämen auch unkonventionelle Maßnahmen in Betracht. Er erwähnte den Ankauf von US-Treasuries oder Agencies in beträchtlicher Höhe, um das langfristige Zinsniveau nach unten zu treiben. Nun denn, wir fragen uns wann die Helikopter von Ben als "ultima ratio" aufsteigen werden.

Die Tatsache, dass der Devisenmarkt derartige Einlassungen nicht in angemessener Form diskontiert ist durchaus erstaunlich. Fakt ist, dass in Zimbabwe derartige Politikansätze nachhaltige Währungsschwäche zur Folge hatten. "Food for thought!"

Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Die deutschen Einzelhandelsumsätze per Oktober verzeichneten im Monatsvergleich einen Rückgang um 1,6% nach zuvor -1,0%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,5%.

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Die Bauausgaben sanken in den USA per Oktober um 1,2%. Analysten hatten einen Rückgang um 0,9% unterstellt. Im Jahresvergleich kam es zu einer Kontraktion in der Größenordnung von 4,6%.

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Der ISM-Manufacturing Index per November sank von zuvor 38,9 auf 36,2 Punkte und markierte damit den tiefsten Stand seit 27 Jahren. Die Subindices spiegelten dieses rezessive Szenario. Der Produktionsindex sank von 34,1 auf 31,5 Zähler. Der Beschäftigungsindex verlor von 34,6 auf 34,2 Punkte. Der Auftragsindex brach von 32,2 auf 27,9 ein. Der Einkaufspreisindex kollabierte von zuvor 37,0 auf 25,5 Punkte ein. Noch im Juni markierte dieser Index einen Wert bei 91,5 Punkten.

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Heute steht lediglich die Veröffentlichung der Erzeugerpreise der Eurozone per Oktober auf der Agenda. Analysten unterstellen einen Rückgang auf Monatsbasis um 0,3%. Im Jahresvergleich soll sich der Anstieg auf 7,0% nach zuvor 7,9% stellen. Stärkere Einbrüche sind nicht ausgeschlossen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2570 -00 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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