Kommentar
15:31 Uhr, 31.07.2019

Fed-Zinsentscheid: Wird die US-Notenbank den Markt schockieren?

Am Abend wird die US-Notenbank den Leitzins zum ersten Mal seit dem Jahr 2008 wieder senken. Alles, was man zum Termin des Jahres wissen muss, finden Sie in diesem Artikel.

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Es wird spannend: Beim heutigen Zinsentscheid (20.00 Uhr) wird die US-Notenbank zum ersten Mal seit dem Jahr 2008 wieder eine Leitzinssenkung verkünden. Die Fed Funds Target Rate, die sich bisher in der Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent befand, dürfte um 0,25 Prozentpunkte gesenkt werden und sich dann in der Spanne 2,00 bis 2,25 Prozent befinden.

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Dass es zu einer Zinssenkung kommen wird, gilt praktisch als sicher, weil auch Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell darauf hindeuten. Zeitweise wurde sogar eine Zinssenkung um gleich 0,50 Prozentpunkte als wahrscheinlich eingepreist. Aktuell signalisieren die Zinsfutures am Terminmarkt in Chicago laut CME FedWatch Tool eine Wahrscheinlichkeit von 78,1 Prozent, dass der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt wird und eine Wahrscheinlichkeit von 21,9 Prozent, dass der Zins gleich um 0,50 Prozentpunkte gesenkt wird. Ein "großer Zinsschritt" ist also nicht völlig ausgeschlossen, gilt aber nicht als Basisszenario.

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Obwohl bereits feststeht, dass der Leitzins gesenkt wird, dürften der heutige Zinsentscheid und die anschließende Pressekonferenz (20.30 Uhr) sehr spannend werden. Denn die US-Notenbank wird den Leitzins senken, obwohl es der US-Wirtschaft einigermaßen gut geht (auch wenn sich das Wachstum im zweiten Quartal verlangsamt hat), auf dem Arbeitsmarkt beinahe Vollbeschäftigung herrscht und die Aktienmärkte nahe den Rekordhochs stehen. Auf den ersten Blick ist also kaum auszumachen, warum jetzt die Geldpolitik wieder gelockert werden soll.

Folgt man den jüngsten Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell, so dürfte die Zinssenkungen mit zwei Aspekten begründet werden:

  • globale Unsicherheiten, insbesondere die wirtschaftliche Abschwächung in China und Europa sowie die möglichen Folgen der Handelskonflikte der USA mit dem Rest der Welt
  • dem weiterhin relativ geringen Inflationsdruck.

Zwar liegt die Kerninflationsrate mit zuletzt 2,13 Prozent knapp über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed, nicht aber die Kernrate des sogenannten PCE-Preisindex, die aktuell bei 1,6 Prozent liegt und die von der Fed als Inflationsmaß bevorzugt wird. Zudem hat sich seit Mitte 2018 eine deutliche Abschwächung bei beiden Inflationsindizes gezeigt.

Die Fed wird mit großer Sicherheit versuchen, den Eindruck zu vermeiden, dass sie mit ihrer Zinssenkung auf den politischen Druck von US-Präsident Donald Trump reagiert. Trump hat die US-Notenbank immer wieder zu Zinssenkungen aufgefordert. Die Fed dürfte aber, wie in der Vergangenheit, ihre Unabhängigkeit betonen und mit keiner Silbe auf die Forderungen des US-Präsidenten eingehen. Heute forderte US-Präsident Donald Trump die Fed explizit zu einem großen Zinsschritt auf. Eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte sei nicht genug, erklärte der US-Präsident. Zudem forderte Trump neue Anleihekäufe.

Wie die US-Notenbank bereits in den vergangenen Monaten mitgeteilt hatte, wird sie ihr Programm zum Abbau der Bilanzsumme im September einstellen. Zuletzt war spekuliert worden, dass die Fed das Programm vielleicht sogar schneller beenden könnte. Dies würde vom Markt aber womöglich als Warnzeichen interpretiert werden und dürfte deshalb nicht sehr wahrscheinlich sein.

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Relativ wahrscheinlich dürfte sein, dass der Leitzins zwar heute wie erwartet gesenkt wird, die Fed aber gleichzeitig signalisiert, dass weitere Zinssenkungen keineswegs sicher sind. Der Markt preist bis Jahresende insgesamt zwei bis drei Zinssenkungen ein, während die im sogenannten Dot Plot vermerkten Erwartungen der einzelnen FOMC-Mitglieder zuletzt nur eine Zinssenkung andeuteten. Beim Zinsentscheid im Juni erwarteten bis Jahresende sieben FOMC-Mitglieder zwei Zinssenkungen, acht Mitglieder keine Veränderung beim Leitzins und jeweils ein Mitglied eine Zinssenkung bzw. eine Erhöhung bis Jahresende. Bis Ende 2020 rechneten zudem nur neun von 17 Mitgliedern des Offenmarktausschusses damit, dass die Zinsen überhaupt gesenkt würden.

Mit Alan Greenspan und Janet Yellen hatten sich zuletzt auch zwei ehemalige Fed-Präsidenten dafür ausgesprochen, den Leitzins zwar zu senken, aber vorerst nur ein einziges Mal.

Die Aussage, dass weitere Zinssenkungen keineswegs sicher sind, könnte den Markt aber durchaus verunsichern. Denn damit würde die Fed eine deutlich "hawkishere" Haltung einnehmen, als das am Markt zuletzt erwartet worden war.

Einen regelrechten "Schock" für den Markt würde es wohl bedeuten, wenn die Fed den Leitzins heute doch nicht wie erwartet senkt oder doch eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte vornimmt. Letzteres könnte als Zeichen von Panik missverstanden werden und eine entsprechende Reaktion zur Folge haben.

Lesen Sie auch: Fed-Effekt: So verdient man Geld mit dem Zinsentscheid! (Godmode-PRO-Artikel)

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12 Kommentare

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  • Siegfried75
    Siegfried75

    Alle warten auf das Licht (die Fed). Fürchtet euch, fürchtet euch nicht... Gleich wissen wir mehr.

    19:58 Uhr, 31.07.2019
  • new-agens
    new-agens

    Kluger Beitrag!

    16:09 Uhr, 31.07.2019
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Schockieren kann man den Markt eigentlich nur, wenn man die Zinsen erhöht. Ich gehe davon aus, dass auch gleich bleibende Zinsen mittelfristig keine Auswirkungen haben würden.

    15:50 Uhr, 31.07.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Firmin
    Firmin

    Guter Artikel, zusammengefasst verstehe ich das so: Abwarten und Tee trinken

    15:35 Uhr, 31.07.2019

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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