Kommentar
08:35 Uhr, 28.01.2016

Fed-Statement: Wichtig ist, was NICHT gesagt wurde

Der Leitzinsentscheid der US Notenbank ist unspektakulär. Das Statement des Offenmarktausschusses weist im Detail einige Änderungen auf, doch sie geben keinen Hinweis auf eine veränderte Beurteilung der wirtschaftlichen Lage.

Die erste Reaktion des Marktes auf den Zinsentscheid war positiv. Die zweite war negativ und die dritte geht wieder in die andere Richtung. Ein Grund für die Unentschlossenheit des Marktes gegenüber dem Entscheid ist vermutlich die Unentschlossenheit, der Notenbank sich konkreter zu äußern.

Im Prinzip verkündet die Notenbank nichts Neues. Sie ist in ihrer Wortwahl etwas weniger bullisch, dennoch sieht sie die Wirtschaft weiterhin auf Kurs. Anstatt die Fortschritte mit Adjektiven wie signifikant und stark zu beschreiben, werden nun Worte wie moderat verwendet. Das passt zu der Einschätzung der Notenbank, dass sich das Wachstum Ende 2015 etwas abgekühlt hat.

Die Notenbank äußert sich zu den weltweiten Turbulenzen nicht anders als in ihren früheren Statements. Genau darin liegt vermutlich das Problem des Marktes, das Statement zu interpretieren. Es geht einfach überhaupt nicht auf die Lage an den Weltmärkten ein. Die meisten dürften einen Hinweis erwartet haben, ob die Turbulenzen die Politik der Notenbank beeinflussen werden. Einen solchen sucht man vergeblich.

Die Notenbank hat damit wieder einmal einen kommunikativen Geniestreich vollzogen. Anstatt sich zu dem Thema in die eine oder andere Richtung zu äußern, sagt sie einfach gar nichts. Hätte sie angedeutet, dass sie einen vorsichtigeren Weg bei der Zinsanhebung geht, dann wäre die Freude zunächst groß gewesen. Denkt man darüber jedoch noch heißt das nichts anderes, als dass es der Wirtschaft nicht mehr gut geht und die Abwärtsrisiken überwiegen.

Hätte die Notenbank klar gesagt, dass sie ihren Weg weitergeht, komme was wolle, dann wäre der Markt wahrscheinlich nervös geworden. Wenn die Notenbank auf die Turbulenzen gar nicht reagiert und ihren Kurs blind fortsetzt, dann kann das die Wirtschaft ungebührend belasten.

Nun hat sich die Fed zum Thema gar nicht geäußert. Das ist auch eine Möglichkeit der Kommunikation. Die Notenbank lässt den Markt im Unklaren, doch das ist vermutlich die bessere Alternative zu einer klaren Positionierung in die eine oder andere Richtung. Der Trend sollte durch diese Entscheidung nicht beeinträchtigt werden. Der mittelfristige Trend des Aktienmarktes ist nach wie vor abwärts gerichtet, wobei in diesen Tagen eine Konsolidierung stattfindet. Diese sollte weitergehen - zumindest bis die japanische Notenbank ihre Entscheidung verkündet.

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14 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed wird in diesem Jahr m.E. keine vier Zinsschritte durchziehen können. Maximal werden es drei, eher zwei. Die Frage ist nur wann Janet Yellen das einsieht. Neue Fed-Chefs neigten in der Vergangenheit immer dazu viel zu viel zu tun und sorgten so für einen Crash. Anschließend wurde das zerschlagene Porzellan dann mit Hilfe von Zinssenkungen bzw. QE zusammengekehrt. Mal sehen, ob Yellen als erste Frau an der Spitze nicht doch schlauer ist als ihre männlichen Vorgänger...

    19:46 Uhr, 28.01. 2016
  • netzadler
    netzadler

    Unwissenheit = Geniestreich

    FED ist mit der richtigen Interpretation der Situation überfordert.

    und wenn die FED überfordert ist, sind es wohl viele andere auch.

    das wird big fish freuen, dann kann man ja weiter mit FED spielen und vor sich hertreiben

    10:57 Uhr, 28.01. 2016
  • whynot
    whynot

    Die USA befinden sich bereits auf dem Weg in die nächste Rezession. Das möchte eine Fed derzeit nicht eingestehen, das käme auch einem Gesichtsverlust gleich in Hinsicht auf ihre kürzlich vorgenommene 1. Zinserhöhung, die eigentlich nur vollzogen wurde, um Zuversicht zu verbreiten. Das morgen bekannzugebende US GDP für Q4/2015 wird ein 1. böses Erwachen bringen (wird vermutl. wieder auf den strengen Winter geschoben). Wohin will dann die Fed noch zurückrudern, die Erhöhung von 0,25% wieder rückgängig machen?) Damit fängt man doch keine strauchelnde Wirtschaft mehr auf. Die Märkte setzen die Fed-Verlautbarung heute (zumindest aktuell noch) postiv um, keine Ahnung warum. Vielleicht ist es einfach nur die reflexmäßige Entscheidung: Öl steigt, also gut für die Aktien, da bislang positiv korreliert. Dabei übersehen die Märkte aber den Grund für den Ölpreisanstieg. Dieser ist nämlich nicht nachfrageinduziert, sondern das Angebot wird (u. U.) verknappt werden (s. Äußerungen OPEC, Russland). Die Erholung beim Ölpreis kann somit aber nicht als Indiz für wirtschaftliche Erholung gedeutet werden (Preiserhöhung nicht, weil etwa die Nachfrage stiege). Im Nu können wir dann übrigens wieder bei einer "schönen" Inflationsrate stehen, aber diese möchten ja alle Zentralbanken. Die Zentralbanken können über kurz oder lang daher sogar in das Dilemma kommen, dass sie die Zinsen anheben müssen, um die Inflation im Zaum zu halten, obwohl das wirtschaftliche Wachstum eigentlich diese Zinserhöhungen gar nicht zulässt. Oder das Inflationsziel von 2% wird kurzerhand aufgeweicht, indem man sagt: "Kurzfristig ist auch ein Überschießen auf (z. B.) 4% ok" und verschweigt dabei, wie schwierig es ist, Inflation zurückzuführen, hat man sie erst einmal in Gang gesetzt. Gold und EURUSD vollziehen die bislang positive Interpretation der Aktienmärkte nicht nach, beide bleiben auf hohem Niveau stabil bzw. EURUSD steigt sogar über 1,09.

    10:06 Uhr, 28.01. 2016
  • hohlraumduebel
    hohlraumduebel

    Was wurde gestern denn NICHT gesagt?

    Ich sags Ihnen:

    "Sorry, aber wir wissen nicht mehr weiter. Macht was draus."

    09:30 Uhr, 28.01. 2016
  • rdd75
    rdd75

    ;-)

    07:42 Uhr, 28.01. 2016
  • rdd75
    rdd75

    Next stop for hints: Yellen Testimony am 10. Feb in Kongress und am 17. Feb die Minutes...

    07:42 Uhr, 28.01. 2016
  • RArmbruster
    RArmbruster

    Eigentlich ist es ja bloss 1 Seite und ziemlich klar. Solange der Ausblick auf Inflation und Arbeitsmarkt positiv bleibt, wird es weitere Zinsschritte geben. Nichts zum Finanzmarkt zu sagen bedeutet nichts anderes als: Marktberuhigung ist nicht unsere Aufgabe.

    07:20 Uhr, 28.01. 2016
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Die Aktienmärkte haben die Genialtät des FED-Statements anscheinend missverstanden. :-))

    22:59 Uhr, 27.01. 2016
  • Oliver Dolezel
    Oliver Dolezel

    G-E-N-I-E-S-T-R-E-I-C-H? Habe ich das soeben wirklich gelesen?

    22:56 Uhr, 27.01. 2016
  • hohlraumduebel
    hohlraumduebel

    Geniestreich??

    sorry.. das müssen Sie erst beweisen, das in dieser Runde Genies sitzen.

    Ein Geniestreich wäre folgendes:Die Ankündigung, das der Fed sich auflöst und den freien Marktkräften ihren LAUF LÄSST:

    Alles andere ist Kaperletheater.

    22:42 Uhr, 27.01. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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