Kommentar
16:22 Uhr, 23.11.2005

Fed Minutes deuten Veränderung der Kommunikationspolitik an

1. Auf ihrem Meeting am 1. November kamen die Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC) übereinstimmend zu der Einschätzung, dass sich die amerikanische Konjunktur trotz der Hurrikane „Katrina“ und „Rita“ robust entwickelt. Um Sondereinflüsse wie die Hurrikane und den Streik bei Boeing bereinigt haben die Industrieproduktion und die Beschäftigung in etwa mit dem gleichen Tempo zugenommen wie in den 12 Monaten zuvor. Die Investitionen sind im Sommer nur wenig gestiegen, gute Investitionsbedingungen sowie Unternehmensbefragungen und Auftragseingänge signalisieren jedoch eine bevorstehende Belebung. Die privaten Konsumausgaben waren im dritten Quartal zwar stark, verlangsamten sich jedoch im September spürbar, einhergehend mit einem Rückgang des Verbrauchervertrauens. Für 2006 erwartet das FOMC zunächst eine weitere Zunahme des Wachstums, da die Wiederaufbaumaßnahmen nach den Hurrikanen die Effekte der strafferen Geldpolitik mehr als kompensieren werden. Erst für 2007 wird mit einer konjunkturellen Abkühlung gerechnet. Ein starker Anstieg der Energiepreise hat im September zwar zu einer erheblichen Zunahme der Verbraucherpreise geführt, die Kernrate und die langfristigen Inflationserwartungen blieben davon jedoch weitgehend unberührt. Darüber hinaus sind auch die Lohnkosten im dritten Quartal nur moderat angestiegen. Die dem FOMC vorgelegten Prognosen des Beraterstabs beinhalten für die nahe Zukunft einen deutlichen Rückgang der Inflation infolge einer Normalisierung der Energiepreise. Die Kernrate wird demnach zwar vorübergehend ansteigen, jedoch schon im Verlauf des Jahres 2007 auf das heutige Niveau zurückkehren. Trotzdem blieben die FOMC-Mitglieder besorgt wegen des anhaltend hohen Inflationsdrucks, insbesondere aufgrund des Risikos, dass sich der starke kumulierte Anstieg der Energiepreise auf die Kernrate niederschlagen könnte.

2. Vor dem Hintergrund dieser Lageeinschätzung hat das FOMC am 1. November einstimmig beschlossen, die Federal Funds Target Rate auf 4,0 % anzuheben. Ebenso einhellig fiel die Entscheidung über den Inhalt des nach dem Meeting veröffentlichten Statements. Wie schon in den vergangenen Monaten wurde von Risiken für die Preisstabilität und für das Wirtschaftswachstum gesprochen, die nach oben wie nach unten etwa gleichermaßen stark sind. Auch die Ankündigung, die akkommodierende Ausrichtung der Geldpolitik mit maßvollem Tempo zurückzuführen, wurde beibehalten. Größere Kontroversen sind demgegenüber in Bezug auf die zukünftige Kommunikationspolitik der Fed festzustellen. Dies betrifft vor allem die oben angesprochenen Teile der Statements, die einen vorausschauenden Charakter bezüglich bevorstehender Änderungen der Leitzinsen besitzen. Vor dem Ende der derzeitigen Folge von Zinserhöhungen wird es unvermeidlich sein, bei den Sitzungen des FOMC auch über die Gefahr zu sprechen, dass sich die Straffung der Geldpolitik als zu stark für die amerikanische Volkswirtschaft erweist. Aus diesem Grund wollen sich zumindest Teile des FOMC ihren zukünftigen Entscheidungsspielraum nicht dadurch einschränken lassen, dass sie in den kommenden Statements weitere Anhebungen des Leitzinses ankündigen. Daher wurde gefordert, vorausschauende Aussagen in den Statements nur explizit vor dem Hintergrund der Vorhersagen von Inflation und Wachstum zu machen. Während die Sorge über die Kommunikation scheinbar nur eine Minderheit betrifft, sind sich sämtliche Mitglieder des FOMC darin einig, dass die kurzfristigen wirtschaftlichen Aussichten mit starken Unsicherheiten behaftet sind und die in naher Zukunft anstehenden geldpolitischen Entscheidungen daher zunehmend von der weiteren Entwicklung der ökonomischen Datenlage abhängen.

3. Aufgrund der in den Minutes zum Ausdruck kommenden Unsicherheit der Mitglieder des FOMC über die Fortsetzung der Leitzinserhöhungen ist eine diesbezügliche Prognose schwieriger geworden. Da die Unterschiede in den Ansichten in erster Linie die Kommunikation der Fed und noch nicht ihre konkrete Geldpolitik betreffen, sehen wir im Augenblick keine Veranlassung, von einem früheren Ende der Zinserhöhungen auszugehen. Wir behalten daher unsere Leitzinsprognose bei und erwarten in den kommenden vier Sitzungen des FOMC jeweils eine Anhebung um 25 Basispunkte auf 5,0 % im Mai 2006. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass die Unsicherheit, mit der diese Vorhersage behaftet ist, zugenommen hat. Wie das FOMC selbst betont, wird es seine zukünftigen Entscheidungen sehr stark von der Entwicklung der Datenlage am aktuellen Rand abhängig machen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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