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12:25 Uhr, 19.01.2018

Fed liegt in den letzten Zügen, das Risiko steigt

2018 könnte für Investoren nach Meinung von Jupiter-Fondsmanager Ariel Bezalel ein herausforderndes und volatiles Jahr werden.

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London (GodmodeTrader.de) - Indem die Federal Reserve (Fed) ihre Geldpolitik so lange so lockergelassen hat, schuf sie eine Reihe neuer Vermögensblasen. Bei solch rekordverdächtigen Bewertungen sind Risikoaktiva verwundbar, gerade da die Zentralbank nun versucht, ihre Politik zu verschärfen, wie Ariel Bezalel, Head of Strategy, Fixed Income und Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond SICAV, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Im vergangenen Jahr habe sich die Wirtschaftstätigkeit weltweit zum ersten Mal seit Beginn der Finanzkrise deutlich gesteigert. Obwohl die Wirtschaftsdaten in den USA eher gemischt seien, halte die Fed sie für stark genug, um Maßnahmen zur Reduzierung ihrer massiv aufgeblähten Bilanz zu ergreifen. Diese sei bekanntlich durch die geldpolitischen Impulse in den Krisenjahren aufgebläht worden. Die Fed plane auch, an den langsam steigenden Zinsen festzuhalten und unterstreiche damit ihre Zuversicht, dass die seit Jahren stagnierende Inflation wieder zurückkehren werde, heißt es weiter.

„Für einen globalen Anleiheinvestor ist die Auflösung des größten geldpolitischen Experiments der Geschichte verbunden mit Zinserhöhungen ein signifikantes Risiko - vor allem in diesem späten Stadium des Konjunkturzyklus. Bis heute kam es in den letzten zehn Jahren zu Zentralbankkäufen im Umfang von unglaublichen 15 Billionen Dollar. Dieser Impuls ist unserer Meinung nach der wichtigste Treiber für Risikoaktiva seit der Finanzkrise“, so Bezalel.

In letzten Jahr seien an den Anleihemärkten einige markante Warnsignale für potenzielle Vermögensblasen zu beobachten gewesen. Dazu zählten zum einen europäische Hochzinsanleihen, die zum ersten Mal in der Geschichte übereinstimmend mit US-Treasuries gehandelt worden seien. Zum anderen habe Argentinien überzeichnete 100-jährige Anleihen verkauft, obwohl es sich dabei um einen seriellen Zahlungsausfall gehandelt habe. Zudem sei die US-Zinskurve trotz eines verbesserten BIP-Wachstums abgeflacht, was normalerweise eher als Zeichen einer Verlangsamung gelte. Dies werfe die Frage auf, ob die Zinskurve auch verzerrt sei, heißt es weiter.

„Nun sind die Fed und andere Zentralbanken auf der ganzen Welt im Begriff, die mit Liquidität gefüllte sprichwörtliche ‚Punschschüssel‘ wieder zu entfernen. Da die Bewertungen der meisten Risikoaktiva wie Unternehmensanleihen und Aktien auf Rekordhöhen liegen, könnte 2018 für Investoren ein herausforderndes und volatiles Jahr werden. Die Begründung der Fed, mit der Normalisierung der Zinsen zu beginnen, gehe auf die temporär schwache Inflation zurück. Mein Team und ich gehen jedoch davon aus, dass der Abwärtsdruck auf die Inflation die Weltwirtschaft weiterhin heimsuchen wird. Wir sind der Meinung, dass langfristige Trends wie die Überalterung der Bevölkerung, eine übermäßige, weltweite Verschuldung und die durch die Technologie verursachten Disruptionen allesamt Faktoren sind, die das Wirtschaftswachstum und die Inflation länger beherrschen werden, als allgemein angenommen. Im Gegenzug dürften diese langfristigen Strukturprobleme die Anleiherenditen noch für einige Zeit im Zaum halten“, so Bezalel.

Der US-amerikanische Unternehmensanleihemarkt zeige immer deutlicher spätzyklische Merkmale. Zahlungsausfälle im Bereich der Kreditkartenschulden seien gestiegen und die Kreditfinanzierungen für Autos gingen zurück. Zudem habe es eine massive Verschlechterung in der Qualität der Anleiheverträge von High Yield-Emittenten in den USA gegeben, was eine große Verschiebung vom Kreditgeber hin zum Kreditnehmer darstelle. Tatsächlich seien heute in den USA etwa drei Viertel der Leveraged Loans mit sehr geringem Covenant-Schutz ausgegeben worden, heißt es weiter.

„Wo also kann ein Anleiheinvestor in einem derart unsicheren Umfeld noch Investmentchancen finden? Glücklicherweise erlaubt uns unsere uneingeschränkte Strategie eine Vielzahl von Möglichkeiten. Angesichts der Risiken im Markt halten wir es zunächst für ratsam, vorsichtig vorzugehen. Wir haben die Anleihequalität in unseren Portfolios erhöht und das High Yield Exposure reduziert. Während wir derzeit qualitativ hochwertige Staatsanleihen der Industrieländer wie US-Treasuries bevorzugen, sehen wir auch einige Lichtblicke bei Schwellenländeranleihen“, so Bezalel.

So sei Indien eines der wenigen Länder, von dem er überzeugt sei und wo ein erhöhtes Risiko gerechtfertigt erscheine. Die Renditen von indischen Staats- und Unternehmensanleihen seien attraktiv und trotz kurzfristiger Währungsschwäche erwarte er, dass sich die Rupie bei anziehender Wirtschaftstätigkeit, nach weiteren Reformen und sinkenden indischen Zinsen wieder festigen werde, heißt es weiter.

„Wir haben zudem Geld in Anleihen investiert, die als eine Art Bargeldersatz fungieren (Cash Proxies) und von denen wir überzeugt sind, dass sie potentiell bessere Renditen erzielen können, ohne das investierte Kapital einem unangemessenen Risiko auszusetzen. Schließlich sind wir in verschiedene Sondersituationen investiert, von denen wir der Ansicht sind, dass sie von den kurzfristigen und kapitalbringenden Ereignissen profitieren werden. In diesem fortgeschrittenen Stadium des Kreditzyklus sind dies die richtigen Strategien für 2018“, so Bezalel.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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