Fed: Keine Zinserhöhung erwartet
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Der Druck, die Zinsen zu erhöhen, scheint im Vorfeld der nächsten US-Notenbanksitzung etwas nachgelassen zu haben. Jüngste öffentliche Äußerungen von Zentralbankern deuten darauf hin, dass sich ihre Risikoeinschätzung von einer rein inflationsfokussierten Perspektive hin zu einer ausgewogeneren Sichtweise verschoben haben könnte. Diese könnte nun auch Abwärtsrisiken für die Konjunkturdynamik einschließen. Die jüngsten Daten deuten bereits darauf hin, dass die Anspannung am Arbeitsmarkt (langsam) nachlässt und sich die Konjunktur nach einem starken Sommer tatsächlich etwas abschwächt. Zudem sank die für die Geldpolitik relevante Kerninflation trotz einer überraschend höheren Gesamtinflation im August weiter. Diese Überraschung wird die Fed wahrscheinlich nicht dazu veranlassen die Zinsen entgegen den Erwartungen nächsten Woche anzuheben – aber sie unterstreicht das anhaltende Inflationsrisiko. Sollten die Energiepreise weiter steigen, könnte der mögliche Aufwärtsdruck auf die Kerninflation in die "datenabhängige" Reaktionsfunktion der US-Notenbank einfließen. Die Notenbanker werden daher wachsam bleiben und höchstwahrscheinlich an ihrem bekannten falkenhaften Motto der „länger höheren Zinsen“ festhalten.
Diese falkenhafte Tendenz wird sich wahrscheinlich auch weiterhin in den aktualisierten Wirtschaftsprognosen widerspiegeln. Was potenzielle Revisionen angeht, so könnten sich die Wachstumszahlen für 2023 deutlich ändern – ähnlich wie bei den Konsensprognosen der Wall Street. Darüber hinaus werden die Teilnehmer höchstwahrscheinlich weiterhin ein Szenario einer "sanften Landung" mit einer Rückkehr der Inflation in die Nähe des Zielwerts im Jahr 2025 präsentieren. Daher erwarten wir keine wesentliche Änderung der projizierten Leitzinsentwicklung. Dies wiederum lässt die Tür für einen weiteren Zinsschritt in diesem Jahr offen – sollten die eingehenden volkswirtschaftlichen Daten dies erfordern. Es ist unwahrscheinlich, dass die jüngsten Diskussionen über das längerfristige Zinsniveau (oder den neutralen Zinssatz) kommentiert werden. Wir gehen davon aus, dass die Medianprognose der Notenbanker bei den üblichen 2,5% bleiben wird. Wir stellen jedoch fest, dass sich die zentrale Tendenz der Prognosen in den letzten Projektionen (Juni) bereits von 2,4-2,6 % auf 2,5-2,8 % verschoben hat, was unserer Einschätzung eines etwas höheren neutralen Zinssatzes nahekommt. Unserer Ansicht nach könnten strukturelle Faktoren wie die demografische Entwicklung und ein sich veränderndes globales Umfeld in Zukunft leicht höhere Zinssätze rechtfertigen.
Wir gehen davon aus, dass Jay Powell erneut darauf hinweisen wird, dass der aktuelle geldpolitische Kurs ausreichend restriktiv sein könnte und dass – angesichts der unerwartet langen geldpolitischen Wirkungsverzögerungen – höhere Zinsen für einen längeren Zeitraum erforderlich sein werden. Er wird wahrscheinlich auch erneut auf Aufwärtsrisiken bezüglich der Inflation hinweisen. Dies dürfte dann die Markterwartungen einer weiteren Zinserhöhung auf der November-Sitzung weiterhin auf einem etwas höheren Niveau halten. Wir hingegen rechnen nicht mit einer weiteren Zinserhöhung durch die Fed und erwarten erste Anpassungen nach unten ab dem zweiten Quartal 2024.
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