Kommentar
12:18 Uhr, 29.04.2010

Fed: In der Warteschleife

1. Die Fed hat ein in weiten Teilen unverändertes Statement abgegeben. Wesentliche Änderungen im Vergleich zum Text vom 16. März finden sich lediglich im ersten Paragraphen, der sich auf die realwirtschaftliche Entwicklung bezieht. So betonen die Notenbanker, dass die Bedingungen am Arbeitsmarkt beginnen sich zu verbessern. Historisch betrachtet war eine solche Trendwende am Arbeitsmarkt regelmäßig ein entscheidendes Signal dafür, dass die Fed – mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung – mit einer Straffung ihrer Geldpolitik beginnen wird. Im derzeitigen Kontext sollte dieser Zusammenhang jedoch nicht überinterpretiert werden, da die Arbeitslosenquote im Vergleich zu früheren konjunkturellen Schwächephasen außergewöhnlich hoch ist. Außerdem konterkariert die Fed ihre positivere Einschätzung zum Arbeitsmarkt, indem sie nach wie vor davon ausgeht, dass die Unternehmen nur zögerlich Beschäftigung aufbauen werden.

2. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sieht die Fed ebenfalls in einem etwas freundlicheren Licht. So spricht sie nicht mehr von einem „moderaten“ Wachstum, sondern einer Belebung. Allerdings nennt sie mit der hohen Arbeitslosigkeit, der schwachen Einkommensentwicklung, dem gesunkenen Immobilienvermögen und strengen Kreditbedingungen die gleichen Belastungsfaktoren für die private Konsumtätigkeit wie schon bei den vorangegangenen Zinsentscheiden. Auch den Anstieg der Baubeginne seit Jahresanfang relativiert die Fed, indem sie von einem nach wie vor niedrigen („depressed“) Niveau spricht. Trotz der stellenweise positiveren Formulierungen hat sich der wirtschaftliche Ausblick der Notenbanker damit nicht gravierend verändert, sodass sie weiterhin von einer wirtschaftlichen Erholung mit „moderatem Tempo“ ausgehen.

3. Der Paragraph zur Inflation blieb exakt unverändert gegenüber dem Statement vom 16. März. Demnach werden der niedrige Auslastungsgrad der Wirtschaft und stabile Inflationserwartungen zu einer für einige Zeit gedämpften Inflation führen. Bereits die Minutes zum Zinsentscheid im März hatten gezeigt, dass zumindest ein Teil der Notenbanker im Begriff ist, seine Einschätzung zur zukünftigen Entwicklung der Inflation nach unten zu korrigieren. Dennoch haben die seither veröffentlichten, sehr niedrigen Verbraucherpreiszahlen für Februar und März das FOMC nicht zu einer entsprechenden Änderung seines Statements bewogen. Wir gehen jedoch davon aus, dass die in drei Wochen erscheinenden Minutes zu diesem Meeting zum Ausdruck bringen werden, dass eine Fortsetzung des zuletzt sehr geringen Preisauftriebs ein ernsthafter Hinderungsgrund für eine Anhebung der Leitzinsen wäre.

4. Die Fed kündigt nach wie vor eine „ausgedehnte Periode“ außergewöhnlich niedriger Leitzinsen an und knüpft dies – wie schon seit November 2009 – an die Bedingungen einer niedrigen Auslastung der Ressourcen, schwacher Inflationstrends und stabiler Inflationserwartungen. Wie schon im Januar und März stimmte Thomas Hoenig gegen das Statement, da er durch diese Formulierung die Flexibilität der Fed als zu stark eingeschränkt betrachtet. Von den derzeit stimmberechtigten Mitgliedern des FOMC halten wir jedoch allenfalls James Bullard für geneigt, sich der Position Hoenigs anzuschließen. Die derzeitige Mehrheit im FOMC dürfte somit relativ stabil sein. Auch sollten die genannten Bedingungen für niedrige Leitzinsen noch für längere Zeit in Kraft bleiben. Wir gehen deshalb nach wie vor von einer ersten Leitzinserhöhung frühestens gegen Ende des Jahres aus.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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