Fed: Den Geldhahn zu schließen, ist schwieriger als erwartet
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Weshalb tut sich die Fed so schwer, die Liquiditätsflut wieder einzudämmen? Im September sprachen sich die Währungshüter für eine Weiterführung ihrer Anleihenkäufe in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar pro Monat aus, obwohl die Kommunikation der Notenbank zuvor auf ein Zurückfahren dieses Programms schließen ließ, wie Vontobel-Chefstratege Christophe Bernard in einem Marktkommentar schreibt.
Die anstehenden Verhandlungen über den Staatshaushalt und die Schuldenobergrenze in den USA sowie die unter den Erwartungen liegenden Daten für den Arbeitsmarkt im August dürften hier eine wesentliche Rolle gespielt haben. Mit Blick auf die Fundamentaldaten zeige sich, dass der Anstieg der Marktzinsen ab Mai 2013 ein weniger lockeres Marktumfeld zur Folge hatte. Zudem habe in diesem Zusammenhang die Unsicherheit hinsichtlich der kurzfristigen Wirtschaftsaussichten zugenommen. Daher wolle die Fed eine abwartende Haltung einnehmen, bis eindeutigere Anzeichen für eine nachhaltige Konjunkturerholung vorlägen. Einmal mehr stelle sich hier aber die klassische Frage, ob das Huhn oder das Ei zuerst kam: Hatte nicht die Ankündigung der Fed, ihre unorthodoxen Maßnahmen allmählich auslaufen zu lassen (‚Tapering‘), die Treasury-Renditen erst in die Höhe getrieben? Die Normalisierung der Geldpolitik stelle die Fed und mit ihr die meisten Notenbanken in den Industrieländern vor das Problem, dass die Börsen hierdurch einbrechen könnten. Ein bloßer Hinweis auf ‚Tapering‘-Pläne habe im Mai bereits eine Verkaufswelle in den Zins- und Schwellenlandmärkten ausgelöst und gezeigt, in welchem Ausmaß die Finanzmärkte von der Liquiditätszufuhr abhängen – der Begriff ‚schwere Liquiditätssucht‘ dränge sich auf, heißt es weiter.
„Dennoch gehen wir davon aus, dass die US-Wirtschaft an Fahrt gewinnen wird. Die (über)vorsichtige Haltung der amerikanischen Notenbank, die sich durch die Fortsetzung des Kaufprogramms äußert, erhöht in der Tat die Chancen auf eine positive Entwicklung der Wirtschaft. Ganz allgemein erholt sich die Konjunktur weltweit, der Inflationsdruck ist gering und die Zentralbanken betreiben nach wie vor eine lockere Geldpolitik. Dies ist ein guter Nährboden für die Aktienmärkte und die risikobehafteten Anlagen. Allerdings könnte eine solche Situation auch die Entstehung von Anlageblasen begünstigen. Vernünftige Bewertungen und anhaltend bessere Einkaufsmanager-Indexdaten haben uns veranlasst, im Verlauf des letzten Monats unsere Engagements in Aktien aus der Eurozone weiter auszubauen. Im Zuge der massiven Verkaufswelle von Zinspapieren aus Schwellenländern in Lokalwährung haben wir bestehende Positionen vorsichtig aufgestockt – diese Märkte dürften bald von der Erholung der Industrieländer profitieren. Zudem sorgen stabilere Renditen bei US-Treasuries bei den schwächsten Ländern für eine Atempause, in der sie ihre Leistungsbilanzdefizite angehen können. Gold bewegt sich inzwischen in einer breiten Preisspanne zwischen 1.200 und 1.450 US-Dollar. Geschickte Anleger dürften hier Chancen realisieren können. Die kurzfristige Kursschwäche des US-Dollar ist eine logische Folge der Haltung der Fed. Mittel- bis langfristig halten wir an unserer positiven Einschätzung des «Greenback» fest. Daher verzeichnen unsere Portfolios eine Übergewichtung in Aktien und Kreditmärkten – insbesondere von hochverzinslichen Unternehmens- und Schwellenländeranleihen –sowie eine Untergewichtung in Staatsanleihen und Rohstoffen“, so Bernard.
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