Kommentar
05:55 Uhr, 07.04.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 07. April 2014

Die Aussicht auf ein QE Programm in Europa könnte Europas Aktien noch einmal deutlich und nachhaltig unter die Arme greifen. Damit wird es heute spannend, ob der DAX / FDAX die Abverkäufe vom Freitag wird abschütteln können, oder ob wir eine Zwischenreaktion sehen werden.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.695,77 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Euro-Bund Future
    ISIN: DE0009652644Kopiert
    Kursstand: 143,63 % (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Hinweis in eigener Sache: weiterführende Markteinschätzungen intraday zu DAX / FDAX und Bund-Future, aber auch interessante Beiträge zum Thema als auch zu anderen Handelsansätzen von anderen Lesern, finden Sie börsentäglich unterhttp://go.guidants.com/#c/uwe_wagner

Allgemeine Markteinschätzung

Die letzte Handelswoche endete mit einem Knalleffekt. Die FAZ meldete, dass die Europäische Zentralbank Modellrechnungen über ein Kaufprogramm für Anleihen durchführe, dessen Volumen 1 Billion Euro umfasse. Ein Händler sagte dazu gegenüber der Nachrichtenagentur DJNW am Freitagabend: „Sollte QE kommen, wäre dies extrem positiv für europäische Aktien“.

DAX und FDAX schnellten im Anschluss an diese Veröffentlichung auf ihre jeweiligen Wochenhochs und setzten damit eine ohnehin positive Wochentendenz fort, bevor es im Future nach Kasse-Schluss doch schlussendlich noch den für Freitagabend erwarteten „Abverkauf“ gab, welcher sich mir Positionsschließungen nach einer kräftigen Handelswoche begründet.

Eine weitere wichtige Veröffentlichung vom Freitagnachmittag waren die US-Arbeitsmarktdaten um 14:30 Uhr, welche jedoch eine unterschiedliche Interpretation auslösten. Wie es in Begleitkommentaren der Presse zum Wochenende dazu hieß, warfen die Zahlen für die einen ein „eher positives Licht auf die US-Konjunktur“ und sorgten kaum für Fantasie, was den geldpolitischen Kurs der US-Notenbank betrifft. „Für die anderen haben sie die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Fed die Zinserhöhung weiter hinauszögern könnte“, schieb DJNW.

Der Bericht sei nicht stark genug ausgefallen, um die Fed zu einer beschleunigten Normalisierung ihrer Geldpolitik zu bewegen, sagte ein Währungsexperte bei Westpac Banking. Im März waren mit 192.000 neu geschaffenen Stellen die Prognosen zwar knapp verfehlt worden, dafür wurden aber die Daten der beiden Vormonate nach oben korrigiert. Eine andere Marktmeinung sagte, der Arbeitsmarktbericht „sei gut, aber nicht großartig ausgefallen“. „Die Erholung nach der Winterdelle, auf die wir gehofft hatten, hat es nicht gegeben. Dafür war der Rückschlag im Winter schwächer als zunächst angenommen“, hieß es weiter.

Die US-Aktienmärkte litten am Freitagabend dann ebenfalls unter kräftigen Kursverlusten, was sich auch auf FDAX und FESX auswirkte. Befragte Händler meinten, es wären echte Verkäufe gewesen, „querbeet, angeführt von Technologie und Biotechnologie, begleitet von gutem Volumen auf dem Weg nach unten“. Ein befragter Händler betonte Freitagabend, dass es sich beim gesehenen Abverkauf auch nicht nur um einen „Käuferstreik“ gehandelt habe.

Bei DJNW konnte man lesen, es sei ein „brutaler Ausverkauf“ gewesen. Ein Großteil der Verkäufe seien auf kurzfristige Positionierungen von Hedgefonds zurückzuführen, die zu Anfang des Jahres auf eben diese Aktien noch gesetzt hätten. Die Aktienkurse schnell wachsender Internet-, Software- und Biotechnologieunternehmen hätten in den ersten Wochen 2014 dann auch deutliche Kursgewinne erzielt. Diese büßten sie nun wieder ein, hieß es dazu.

Hinweis: Ab sofort steht Ihnen ein Artikel zum Thema „Verluste“ und der Umgang mit ihnen als Erfahrungsbericht und den daraus gezogenen Schlüssen zur Verfügung. Sie finden diesen Artikel unter folgendem Link:

http://www.godmode-trader.de/artikel/verluste-blockieren-veraengstigen-und-demotivieren,3711880

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung

Sehen wir uns die charttechnischen Kursverlaufsmuster des letzten Handelstages der Woche an, sind diese für sich genommen in den US-Indizes, sowie im FDAX und FESX durchgehend negativ zu bewerten. Das heißt konkret, wir haben die Entwicklung vorliegen, welche wir für Freitagnachmittag erwartet hatten (siehe Handelstagebuch vom Freitag), in Europa ein bisschen zeitversetzt durch die unerwartete FAZ-Meldung, welche den erwarteten Verkauf durch Positionsschließungen fast verhindert hätte und folglich von einem höheren Niveau aus starten ließ.

Und dennoch: es steht noch immer das Thema QE im Raum, welches den übergeordneten Aufwärtstrend des Aktienmarktes grundsätzlich prägen könnte. Wir bleiben folglich bei der Kernaussage der Vortage: noch ist der übergeordnete Aufwärtstrend im DAX und EuroStoxx 50 auf Tagesbasis intakt, noch sind die errechneten Minimumkorrekturen, selbst des bisher jüngsten Bewegungsfraktals nicht erreicht, geschweige denn unterschritten. Folglich sehen wir zumindest bisher die Reaktionsabschläge vom Freitag in den Europa-Futures nur als das, was sie möglicherweise waren: (a) Positionsschließungen vor dem Wochenende nach einer zähen aber erfolgreichen Handelswoche und (b) Reaktionen auf die Abverkäufe in den USA.

Die Kursabschläge in Übersee könnten dagegen schon eher ein Problem darstellen. So scheiterten letzten Endes die Kursausbrüche aus den auf Tagesbasis laufenden Konsolidierungszonen, wobei Dow Jones und S&P nach einem neuen historischen Hoch wieder deutlich in diesen Bereich zurückfielen. Markttechnisch gesehen, ist in diesen Börsenbarometern jedoch noch nichts passiert. Somit wollen wir unterstreichen: Dow Jones und S&P 500 wurden am Freitag angeschossen, aber noch ist es zu früh für einen Abgesang. Noch wäre eine Fortsetzung der Konsolidierung der Vorwochen ein realistisches Szenario.

Marktbeurteilung nach dem Conviction Circle

(1) Einschätzung der grundsätzlichen Ausrichtung der Aktienmärkte: Skizzieren wir einmal ein mögliches Szenario: in Europa nimmt ein mögliches QE Formen an. Setzt sich die EZB mit einer solchen geldpolitischen Maßnahme tatsächlich durch, wäre dies ein klarer Treibsatz für Europas Aktien, die laufenden Aufwärtstrends fortzusetzen. In den USA wird sich zeigen dagegen müssen, wie nachhaltig die am Freitag gesehenen Verkäufe tatsächlich sind. Könnte es nicht sein, dass jetzt ein Wechsel stattfindet, wonach Kapital aus den US-Märkten wieder in die europäischen Märkte fließt? Könnte sich jetzt nicht ein entgegengesetzter Spread aufbauen, in dem Europas Dividendenpapiere besser laufen, als Aktien aus den USA?

Die charttechnischen Ausgangslagen der Europa-Indizes, im Vergleich zu den Kursverläufen in den USA lassen bisher jedenfalls ein solches Szenario offen. In einem solchen Falle könnten Dow Jones & Co. ihre übergeordnete Seitwärtstendenz, welche seit Anfang März das Gesamtbild beherrschte und erst in der letzten Handelswoche temporär unterbrochen wurde, wieder aufnehmen. DAX und EuroStoxx 50 bewegen sich dagegen bisher unverändert innerhalb gültiger Aufwärtstrends. Ja, uns liegen im FDAX und im FESX per Freitag Tagesmuster vor, welche der Kategorie der Erschöpfungsmuster zuzuordnen sind. Aber eine Erschöpfung muss nicht zwangsläufig eine Trendgefährdung nach sich ziehen, sondern könnte auch Bestandteil einer normalen Zwischenreaktion sein.

(2) Technische Beurteilung DAX / FDAX: Der DAX / FDAX weist uns im Tageschart weiterhin einen intakten Aufwärtstrend aus, chart-, wie auch markttechnisch bestätigt. Konkret im FDAX lässt sich ein gültiger Aufwärtstrendkanal anlegen, der unterlegte Richtungsfilter ist aufwärts ausgerichtet, die Schwungkraft bewegt sich auf hohem Niveau, flacht sich hier im Anstiegswinkel auffällig ab, signalisiert aber noch kein mögliches Ende des Kursanstieges.

Und dennoch lässt der Tageschart auch kritische Indikationen zu: dem neutral zu interpretierenden Doji vom Donnerstag schloss sich am Freitag ein klassischer shooting star an (statistisch zu bewertendes Erschöpfungsmuster). Der FDAX läuft auf der Oberseite in ein ganzes Bündel von möglichen Widerständen hinein, welche sich zumindest formal im Tageschart herleiten lassen. Inwieweit die Bereiche oberhalb der 9.700 tatsächlich noch „alte“ Positionsschieflagen „enthalten“, können wir an dieser Stelle nicht quantifizieren, sollten sich jedoch in Grenzen halten.

Wir errechnen die neu anzupassenden Reaktionspotenentiale (a) auf die gesamte Wegstrecke des Aufwärtstrends seit Mitte März und (b) auf das letzte Bewegungsfraktal der laufenden Aufwärtstendenz. Für (a) lauten die Reaktionsziele demnach: 9.472 / 9.433 (Minimumkorrektur), 9.338 (Normalkorrektur) und 9.242 / 9.204 (Maximumkorrektur). Für die Wegstrecke unter (b) errechnen wir die Minimumkorrektur bei 9.559 / 9.533, die Normalkorrektur bei 9.469 und die Maximumkorrektur bei 9.404 / 9.378 Punkten.

FDAX-und-Bund-Future-Handelstagebuch-vom-07-April-2014-Kommentar-Uwe-Wagner-GodmodeTrader.de-1

(3) Wie sieht das Tagesmuster im FDAX aus? Wie interpretieren wir den FDAX intraday? Losgelöst vom fundamentalen Umfeld, einem möglichen QE in Europa, welches starke Abverkäufe sicherlich verhindern sollte, sind sowohl das am Freitag generierte Tagesmuster im FDAX, als auch dessen Zweitages-Kombination von Donnerstag / Freitag kritisch zu bewerten. Das Freitagsmuster gehört als shooting star den klassischen Verkaufs- bzw. Erschöpfungsmustern an. Dennoch hält sich dessen Trefferquote als tatsächliches Verkaufssignal statistisch gesehen im Tageschart in Grenzen. Kritischer sehen wir dagegen die Zweitageskombination an. Das Hoch vom Freitag liegt oberhalb des Hochs vom Donnerstag, das Tagestief vom Freitag liegt oberhalb des Tagestiefs vom Donnerstag, alles innerhalb eines intakten Aufwärtstrends. Hier liegt der Fokus auf dem Tagestief vom Donnerstag bei 9.610,50 Punkten. Wird dieses unterschritten, läge uns im Sinne eines systembasierten Regelwerkes ein Verkaufssignal vor, welches bei einem Kurs-Ziel von 30 Punkten und einen Stopp-Kurs von 25 Punkten in den letzte vier Jahren eine Trefferquote von 57,88 Prozent erreichte. Ein Kurs-Ziel von 30 Punkten wäre die 9.580,50, was noch immer nicht der errechneten Minimumkorrektur, bezogen auf die Wegstrecke des jüngsten Bewegungsfraktals entsprechen würde, damit wäre auch eine erfolgreiche Vollendung dieses potentiellen Verkaufssignals keine Trendgefährdung.

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Die intraday Charts des FDAX im 30 und 60 Minuten Zeitfenster interpretieren wir temporär „angeschlagen“. Das gilt charttechnisch, aber auch für die Markttechnik. Wir legen unser Augenmerk auf die Unterstützung im Bereich um 9.637 bis 9.633, darunter auf die 9.626,50 / 9.624 als orientierende Unterstützung und darunter auf die 9.611 / 9.610,50. Fällt dieses Kursniveau, läge uns formal oberes Verkaufssignal vor. Der unterlegte Richtungsfilter im 30 Minuten-Chart ist short zu interpretieren, im 60 Minuten-Chart werten wir diesen neutral, in Richtung der Ausbildung eines short-set-ups.

(4) Geplante Handelsrichtung: Halten wir fest: grundsätzlich gilt, dass wir übergeordnet optimistisch bleiben, solange der FDAX die errechnete Minimumkorrektur des letzten Bewegungsfraktals bei 9.559 / 9.533 nicht unterschreiten. Solange das nicht passiert, sprechen wir bei jeder Aufwärtsbewegung von einem Impuls, bei jeder Abwärtsbewegung von einer Reaktion. Zu beachten gilt auch, dass die Chance auf ein QE in Europa ein gewichtiges Argument für stabile Aktienkurse ist und bleibt. Kurzfristig können wir uns dennoch Reaktionsabschläge vorstellen, welche sich jedoch derzeit nur aus dem Tagesmuster vom Freitag, der vorliegenden Zweitageskombination Donnerstag / Freitag und der markttechnischen Ausrichtung der intraday-Charts herleiten. Folglich sollten wir bei möglichen Reaktionsabschlägen im Hinterkopf behalten, dass es sich hier um Kursbewegungen handeln könnte, welche rasch und vor allen Dingen plötzlich enden.

Folglich handeln wir die Short-Seite heute strenggenommen wieder nur auf ein sich ausbildendes Signal hin. Das wäre die 9.610,50 – wie aus dem Regelwerk heraus abgleitet mit Kurs-Ziel bei 9.580,50 und einem Stopp-Kurs bei 9.635,50. Darüber hinausgehende Short-Positionierungen leiten wir kurzfristig intraday aus sich ausbildenden Kursmustern her und informieren darüber im Stream. Für die Long-Seite gilt heute die gleiche Aussage. Auch hier muss sich erst eine handelbare Konstellation ableiten, bevor wir aktiv werden können.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Der Bund-Future profitierte am Freitag auffällig vom möglichen QE Programm der EZB. Mit Überwindung der 142,99 und dann der 143,05 wurde ein klares Kaufsignal nach Vollendung einer Bodenbildung im Stunden-Chart generiert (wir berichteten im Stream darüber), welches in der Spitze bis 143,70 trug. Der Stunden-Chart weist uns jetzt einen intakten Aufwärtsimpuls aus, welcher in den letzten Handelsstunden am Freitag auch kaum korrigierte. Die unterlegte Markttechnik im Stunden-Chart ist ebenfalls in jeder Hinsicht bullish, einzig die Schwungkraft signalisiert ein deutlich überkauftes Niveau.

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Wir errechnen die Reaktionspotentiale auf den jüngsten Aufwärtsimpuls wie folgt: 143,34 / 143,29 (Minimumkorrektur), 143,16 (Normalkorrektur) und 143,03 / 142,98 (Maximumkorrektur). Auch hier gilt: solange die errechnete Minimumkorrektur nicht unterschritten wird, bleiben wir optimistisch und schließen weitere Kursgewinne im FGBL nicht aus. Mit einer möglichen Unterstützung rechnen wir im Bereich um 143,50 / 143,42 – darunter kommt die 143,24 bis 143,12 zum Tragen. Widerstände erwarten wir in den Bereichen um 143,69 und dann um 143,79.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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