Kommentar
06:45 Uhr, 22.05.2017

Fataler Herdentrieb: Sind wir zusammen dümmer?

Eigentlich heißt es Schwarmintelligenz. Eine Gruppe von Menschen ist zusammen intelligenter als jeder für sich. Es geht aber auch umgekehrt.

Kaum an einer anderen Stelle kann man den Herdentrieb so gut beobachten wie an der Börse. Der Herdentrieb hat dabei wenig mit kollektiver Intelligenz zu tun. Man kann sogar schon fast sagen, dass der Herdentrieb das Gegenteil der Schwarmintelligenz ist.

Theoretisch sollten die Aktienkurse an der Börse „intelligent“ sein, weil sie von einer großen Anzahl an Anlegern gemacht werden. Jede Aktie und das dahinterstehende Unternehmen wird von hunderten und tausenden Anlegern analysiert. Jeder kommt zu einem etwas anderem Schluss. Der eine sieht eine Gelegenheit und kauft, der andere denkt, dass die Luft draußen ist und verkauft.

Kommt eine Mehrheit in ihrer Analyse zu dem Schluss, dass eine Aktie günstig ist und die Nachfrage nach der Aktie steigt, so steigt auch der Kurs. Es reicht nicht, wenn ein einzelner Kleinanleger zu dieser Schlussfolgerung kommt. Es müssen schon hunderte oder tausende sein. Wie falsch kann das mehrheitliche Ergebnis von hunderten Analysen schon sein?

Es kann ziemlich gehörig danebenliegen. Theoretisch ist der Markt effizient und kommt zu den richtigen Schlussfolgerungen. In der Praxis lässt sich das so nicht bestätigen, denn es kommt immer wieder zum Herdentrieb. Dieser Herdentrieb löst den im Normalfall „intelligenten“ Markt ab.

Ein Herdentrieb beginnt durchaus aufgrund solider Fakten. Anleger hatten in den 90er Jahren absolut Recht in der Annahme, dass das Internet ein großes Ding werden würde und Unternehmen durch das Internet horrende Summen verdienen könnten. Vor lauter Begeisterung über die Aussichten wurde jede Aktie gekauft, die irgendwie mit dem Internet in Verbindung stand. Anleger hörten auf, die jeweiligen Geschäftsmodelle unter die Lupe zu nehmen. Da die Kurse einfach stiegen – auch wenn niemand mehr so genau wusste, weshalb eigentlich – wollte jeder dabei sein. Aus der Schwarmintelligenz wurde der Herdentrieb.

Derzeit ist der Markt in den USA hoch bewertet. Andere Märkte sind da auf den ersten Blick deutlich günstiger, darunter auch der europäische Markt. Ich hatte bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass europäische Indizes gegenüber den US-Pendants mittelfristig weiter outperformen dürften.

Das sehen auch immer mehr Investmentbanken so. Anleger sind derzeit noch in US-Aktien über- und in europäischen Märkten unterinvestiert. Das sollte sich dank der Werbung der Investmentbanken mit ihren Analysen in den kommenden Monaten ändern.

In Bezug auf Europa kommt ein immer größerer Konsens zustande. Nachdem den Markt jahrelang niemand anfassen wollte – nicht einmal mit einer Zange – kommt nun Aufbruchsstimmung, ja vielleicht sogar ein wenig Euphorie auf. Die Kollegen von Market Anthropology orten hier den Beginn eines Herdentriebs, der böse enden könnte.

Der Grund für die Skepsis ist schnell erklärt. Europa lässt gerade erst eine Phase der Deflation hinter sich. So eine Periode kommt nicht von ungefähr. Deflation folgt oftmals einem wirtschaftlichen Boom und einer damit einhergehenden Übertreibung auf dem Aktienmarkt. Die Korrektur erfolgt wirtschaftlich über Deflation und an den Märkten über einbrechende Kurse.

Europa steht bei vielen nun hoch im Kurs, weil man glaubt, dass die Misere abgehakt werden kann. Entsprechend strömen Anleger in den Markt. Nun stellt sich die Frage, ob das wirklich Hand und Fuß hat oder hier lediglich ein dummer Herdentrieb vorliegt.

Endgültig kann man diese Frage nicht beantworten. Man kann aber die Historie bemühen. Vergleicht man den Dow Jones, Nikkei und IBEX (Spanien) in der Übertreibung und folgenden Deflation, so zeigen sich viele Parallelen. Market Anthropology sieht große Parallelen zu einem japanischen Szenario. Der Kursverlauf spanischer Aktien (trifft genauso auf italienische und eingeschränkt auf andere Euroländer wie Frankreich zu) weist größere Ähnlichkeit zum Nikkei auf als zum Dow Jones. Das lässt Böses erahnen.

Persönlich mache ich mir wegen der größeren Ähnlichkeit zum Nikkei keine Sorgen. Die Probleme der Eurozone sind nicht verschwunden. Die Wirtschaft läuft in vielen Ländern noch lange nicht so wie vor der Krise. Die Eurozone wird deswegen vermutlich trotzdem nicht den japanischen Weg gehen. Für einzelne Länder mag das zutreffen (z.B. Italien). Für viele Länder sehe ich diese Gefahr nicht (Spanien, Irland, Deutschland usw.). Trotz des mahnenden Vergleichs bleibe ich für die Eurozone als Ganzes optimistisch und favorisiere eine Outperformance gegenüber US-Aktien.

Clemens Schmale

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7 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Ahh....wieder Bloedcoin Selbstgespraeche.

    09:58 Uhr, 22.05. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • geht_wen_an
    08:45 Uhr, 21.05. 2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    während das Propagandaminsterium um Frau Merkel durch de Ex-Politiker Thiele warnen lässt das der Bitcoin kein geigneter Wertspeicher ist flieht Japan aus dem YEN in den Bitcoin

    mit 80% des weltweiten Bitcoinhandels

    und die versammelte Schwarmintelligenz hier, schwärmt immer noch von Aktien höchstständen durch das uneendliche Geld der Fiat's und der unendlichen Schulden, dabei ist die Welt, mit 325 Billionen über Bruttosozialprodukt verschuldet also faktisch pleite. google nutzen hilft

    .

    Der Deutsche der sich von Politikern und Massenmedien verarschen
    lässt guckt in die Röhre und finanziert Italiensbanken

    dazu noch mal verfeinert #20863

    "Der Berliner Notausgang zur Rettung vor dem Euro-Sozialismus könnte sein, die EZB weiter die Zeche der europäischen Konjunktursanierung bzw. Schuldenfinanzierung zahlen zu lassen."


    Die Lüge

    "Unsere vorrangige Aufgabe ist es, Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten und so die Kaufkraft der gemeinsamen Währung zu erhalten. "

    https://www.ecb.europa.eu/ecb/html/index.de.html

    2% Infaltion und keine Zinsen als Ausgleich + Erhebung von Gebühren auf Konten ca. +1%, ist also eine Lüge und die Menschen raffen diese Lüge nicht, bzw verschliesen sie ihre Augen. Sie wollen es nicht erkennen!

    Macht in Summe ca. -3% Kaufkraftverlust also -3% Zinsen

    .

    Rothschild

    "Die Wenigen, die das System verstehen, werden so sehr an seinen Profiten interessiert oder so abhängig sein von der Gunst des Systems , dass aus deren Reihen nie eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, mental unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne zu mutmaßen, dass das System ihren Interessen feindlich ist."

    Heute ist die Profitabilität des minens deutlich höher.
    Wenn ich immer von Mining und Rendite spreche, dann war mein invest 12.12.2016
    1 x BTC zu ca. 750 Dollar das heut bei ca. 2050 USD liegt also ca. +273,33 %

    Dazu als Bonus!!!! bekommen habe ich bisher dazu 0,043997 BTC x 2050 USD = 90,14 USD also in USD ein Zinssatz von 12,02 % zum Basisinvest.
    Leider habe ich mir bei PPLNS Vertrag nicht mehr zu getraut. ;)

    aber ich fasse zusammen, Basisinvest um gestiegen +273,33% + Rendite aus Mining 12,02%

    Stand heute habe ich also 750 USD =1 BTC investiert, und sitze nun auf 2140,19 USD also also meine Kaufkraft gegenüber Dollar ist um +285,359% gestiegen

    Bei der Banken und EZB hätte es in diesem ca. -3% Prozent geben Kaufkraftverlust. hahaha

    Aber man muss ganz klar sagen, Bitcoin/ Cryptos eigenen sich nicht als Wertspeicher^^ Satire off

    Und weil es sich nicht lohnt, Achtung Satire, machen der McAffee das im ganz großen Stil

    http://www.newsbtc.com/2016/11/13/john-mcafee-sees...

    http://ir.stockpr.com/mgtci/company-news/detail/90...

    Aber wie die Propagandamedien des Staatsapparates gestern berichteten, wird der Bitcoin und Co. nur also ausschliesslich von Kriminellen benutzt^^, zu mindestens so lange, bis ALLE Banken und Versicherer FETT INVESTIERT sind.

    Oh Gott, jetzt verstehe ich, es hat klick gemacht, bei Kriminelle dachte ich immer an Drogen- Waffenhändler.^^

    Achtung Satire

    Ich muss mich muss mich für meine Äusserungen beim unseren Propagandamedien entschuldigen und auch ein Entschuldigungsschreiben an den Intendanten der GEZ schicken. Satire off

    Die meinen gar nicht Drogenhändler und Co. mit Kriminelle, sondern DIE BANKEN! :D

    Dann haben sie recht!!! :D :D :D

    08:41 Uhr, 21.05. 2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    test1

    08:33 Uhr, 21.05. 2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    test

    08:12 Uhr, 21.05. 2017
  • Gargol
    Gargol

    Ja !

    16:18 Uhr, 20.05. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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