Kommentar
14:30 Uhr, 07.12.2009

„Faktor“-Zertifikate – die "zahmere" Alternative zu „Rolling-Turbos“

Der sogenannte “Short-DAX” der Deutschen Börse ist gerade in einem so wechselvollen Jahr wie diesem in aller Munde, hat sich dieser über diverse Zertifikate und ETFs investierbare Basiswert doch besonders für kurzfristig orientierte „Börsen-Bären“ heuer bereits mehrfach als ideales Strategie-Konzept ausgezahlt. Der große Vorteil: Der Hebel wird hier täglich auf Schlusskursbasis auf minus eins readjustiert, indem der Finanzierungslevel jeweils auf 200 Prozent des Schlusskurses zurückgestellt wird. Dies beschert dem Anleger immer wieder eine nahezu 1:1-Partizipation an der umgekehrten Entwicklung des Deutschen Aktienindex. Durch diese Anpassung werden erwünschte Gewinne im Gegensatz beispielsweise zu einfachen Short-Trackern, bei denen sich der „Bezugspunkt“ nicht verändert, nicht verwässert, während im anderen Fall, wenn der Markt gegen einen läuft und steigt, das Risiko nicht weiter erhöht wird. Dieser tägliche Rolling-Ansatz kann allerdings nicht nur zur Optimierung von Engagements bei fallenden Kursen dienen, sondern in gleicher Weise auch bei gehebelten Long-Investments angewendet werden, wie das ebenfalls von der Deutschen Börse lancierte LevDAX-Konzept zeigt, bei dem der Hebel auf täglicher Basis bei Plus zwei fixiert wird, d.h. Gewinne und Verluste des DAX tagesaktuell doppelt an den Anleger weitergegeben werden.

Die Commerzbank hat das Konzept, die täglichen Renditen mit einem konstanten Hebel abzubilden, jetzt auch auf alle 30 DAX-Werte erweitert. Dabei kann der Investor bei den neuen mit einer unlimitierten Laufzeit ausgestatteten „Faktor“-Zertifikaten gleich zwischen fünf verschiedenen Varianten wählen (Allianz und Münchener Rück jedoch nur als Long-Version!). Im Einzelnen besteht hier die Möglichkeit, mit einem Hebel von zwei (Double-Long) oder drei (Triple-Long) auf steigende, bzw. mit Hebeln von minus eins (Single-Short), zwei (Double-Short) oder drei (Triple-Short) auf fallende Kurse der einzelnen DAX-Titel zu setzen. Wie bereits bei Short-DAX oder LevDAX müssen allerdings auch bei den tagesaktuellen Rolling-Indizes der Commerzbank einige konstruktionsbedingte Punkte beachtet werden. So spielt beispielsweise neben den Indexgebühren von 0,7 Prozent p.a. und weiterer Abwicklungskosten der aktuelle Tagesgeldzinsatz eine nicht ganz unwichtige Rolle für die Indexberechung. Da bei Short-Produkten die Zinszahlung sowohl für das investierte Anlagevolumen und den Leerverkauf berücksichtigt werden muss, wirkt sich diese Komponente positiv auf den Kurs aus. Im Gegensatz dazu fallen bei Long-Indizes zusätzliche Kosten an, da für den eingesetzten Hebel zusätzliches Kapital aufgenommen werden muss, was den Preis des jeweiligen Papiers zusätzlich verteuert. Die Dividendenzahlungen der jeweiligen Aktien werden sowohl bei der Short- als auch Long-Variante berücksichtigt.

Eine weitere Besonderheit besteht in dem zusätzlichen Schutzmechanismus bei extremen Intraday-Entwicklungen der einzelnen Basiswerte. So wird im Falle eines Anstieges des Aktienkurses um 30 Prozent bzw. bei einem ebenso hohen Absturz während eines Tages automatisch eine zusätzliche Indexanpassung vorgenommen, die den jeweiligen Kurs dann als neuen Referenzwert fixiert. Diese Maßnahme führt im weiteren Tagesverlauf zu einer Abschwächung weiterer Verluste, dämpft auf der anderen Seite aber auch eine mögliche Erholungsbewegung.

So positiv sich der tägliche Rolling-Mechanismus im Falle einer deutlichen Trendentwicklung gegenüber herkömmlichen Reverse- oder Outperformance-Papieren mit höheren Renditen im Aufwärts- und geringeren Verlusten im Abwärtsmarkt auch auswirkt, so negativ fällt das Ergebnis bei stärkeren Zick-Zack-Bewegungen ohne klare Richtung aus. Anleger sollten diese Gesetzmäßigkeiten vor einer möglichen Investition unbedingt ins Kalkül ziehen

Der BörseGo Tipp:
Die neuen Faktor-Zertifikate der Commerzbank eignen sich vor allem für Anleger, die sich nur vorübergehend in einer bestimmten Aktie auf der Short- oder Longseite mit einem (etwas höheren) Hebel engagieren möchten, ohne gleich zu den spekulativeren „Rolling-Turbos“ mit Stop-Loss-Risiko zu greifen. Darüber hinaus lässt sich damit zumindest temporär ein klarer Aufwärts- oder Abwärtstrend gewinnbringend spielen.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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