Fakten und Geschichten über Rohstoff-Futures
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Zwei Professoren der Yale University in den USA haben eine Studie herausgegeben, die als erste wissenschaftliche Abhandlung die langfristige Entwicklung eines ganzen Rohstoffkorbes zum Aktienmarkt und zur Inflation in den USA untersuchte. Das nun wissenschaftlich belegte Ergebnis lautete: Rohstoffe weisen eine negative Korrelation zum Aktienmarkt und eine positive Korrelation zur Inflation auf.
Es wurde also in einer Rückrechnung des Rohstoffkorbes seit 1959 belegt, dass, wenn Aktien fallen, Rohstoffe steigen, und umgekehrt. Gleichzeitig wurde belegt, dass Rohstoffe steigen, wenn die Inflation gemessen am Konsumentenpreisindex in den USA, steigt. Darüber hinaus wurde auch bei einer erwarteten und bei einer unerwarteten Inflation nachgewiesen, dass Rohstoffe steigen.
Gary Gorton, Professor an der „Wharton School“ der University of Pennsylvania und Mitglied des angesehenen National Bureau of Economic Research und Professor K. Geert Rouwenhorst von der „School of Management“ an der Yale University veröffentlichten Ende Februar dieses Jahres ihre Studie „Facts and Fantasies about Commodity Futures“ in einer überarbeiteten Form. Erstmals erschien das Papier im Juni 2004.
Sie verwiesen darauf, dass sich Rohstoff-Futures, die ja eine Spekulation auf die zukünftige Entwicklung der Kassakurse darstellen, stärker als die Inflation entwickeln. Dies sei jedoch nur der Fall, wenn eine moantliche bzw. jährliche Überprüfung der Gewichtung des Rohstoffindex stattfindet. Hätte man also monatlich bzw. jährlich die Gewinner im Rohstoffkorb entsprechend ihrer gestiegenen Kurse stärker gewichtet, so hätte man eine über der Inflation liegende Performance erwirtschaftet. Hätte man die Rohstoffe physisch gekauft und liegen lassen, so habe sich nur eine Performance von +3.47% p.a. ergeben, was unter der Inflationsentwicklung von 4.13% p.a. gelegen habe. Das liege im Einklang mit der allgemeinen Überzeugung, dass Rohstoffe als Langfristinvestment dem Aktienmarkt unterliegen. Untersucht wurde das Verhalten des Rohstoffindex von Juli des Jahres 1959 bis zum Dezember 2004.
Hätte man jedoch in Rohstoff-Futures investiert (also nicht physisch in Rohstoffe selbst) und eine „Buy and Hold“-Strategie verfolgt, so hätte man annualisiert durchschnittlich 10.31% Return erwirtschaftet, was deutlich über der Inflationsrate liegt. Die größte Performance konnten die Ersteller der Studie bei einer jährlichen Index-Neuausrichtung und einer Investition in Rohstoff-Futures feststellen.
Was kann man nun daraus deuten? Nun – der Anstieg des S&P 500 Index im Untersuchtungszeitraum liegt auf der Höhe einer Investition in Rohstoffe. Gleichzeitig konnten sowohl S&P und der Rohstoffindex den Markt für Unternehmensanleihen performancemäßig übertreffen. Zudem habe es bei Aktien wie Rohstoffen in den vergangenen 45 Jahren eine höhere Volatilität als bei Anleihen gegeben. In den 70er Jahren lagen Rohstoffe mit ihrer Entwicklung über dem Aktienmarkt, eine Entwicklung, die in den 90er Jahren durch einen Bullenmarkt bei Aktien umgekehrt wurde. Aktuell liegen Aktien und Rohstoffe gleichauf.
Der Clue: Zwar haben Aktien und Rohstoffe ungefähr die gleichen annualisierten Returns, jedoch ist die Standardabweichung (=Risiko) bei Rohstoff leicht niedriger. Bei der Analyse der Verteilung der moantlichen Renditen von Aktien und Rohstoffen wurde zudem festgestellt, dass Aktien ein höheres Abwärtsrisiko haben als Rohstoffe. Der größte Verlust, der mit Aktien aufgetreten ist, überstieg den maximalen Verlust mit Rohstoff in den vergangenen 45 Jahren deutlich, so die Studie.
In Sachen Korrelation zwischen Aktien und Rohstoffen wurde herausgefunden, dass auf quartals- oder langfristiger Sicht Rohstoffe sich in die entgegengesetzte Richtung zu Aktien und Anleihen bewegen. Auch bei der Inflationsentwicklung konnte besonders auf langfristige Sicht eine deutliche positive Korrelation festgestellt werden.
Fazit: Der Diversifikationsvorteil von Rohstoffen im Portfolio wird mit dieser Studie belegt. Gleichzeitig zeigen sich Vorteile des Investments in Rohstoffe: Der maximale durchschnittliche Verlust liegt deutlich über jenem einer Investition in Aktien. Überspitzt hat dies bereits die Investment-Legende Jim Rogers ausgedrückt: „Eine Cisco Systems kann auf Null fallen, eine Worldcom kann auf Null fallen, aber der Preis von Baumwolle wird nie auf Null fallen können.“
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