Fahrplan für alle Anlageklassen bis Sommer 2022 steht fest
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Der Bullenmarkt seit März 2020 und die hohe Bewertung von Aktien werden gerne mit einem Faktor begründet: Zinsen. Die Zinsen sind überall auf der Welt historisch niedrig. Es mag zwar intuitiv sein, dass Zinsen die Kurse bestimmen, aber die Korrelation zwischen Zinsen und Aktienkursen ist bestenfalls schlecht. Zinsen sind nicht vollkommen irrelevant (aber nahe dran). Viel wichtiger als Zinsen ist die Liquidität. Geld muss irgendwo hin. Je mehr Geld es gibt, desto eher fließt ein Teil davon auch in Aktien. Ob der Zinssatz dabei nun bei 0 % oder 0,5 % steht, spielt kaum eine Rolle. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist ein gutes Beispiel. China schraubt selten an der Zinsschraube. Trotzdem verändert sich die Liquidität permanent. Die Notenbank hat andere Instrumente, um diese zu steuern, z.B. indem sie den Prozentsatz senkt, den Banken an Reserven halten müssen. Liquidität lässt sich messen. Am einfachsten geht das über den Kreditimpuls. Dieser zeigt, ob das Kreditwachstum höher oder niedriger als das Wirtschaftswachstum ist. Ist das Kreditwachstum höher, steigt die Liquidität. Dass die Liquidität mit den außerordentlichen Maßnahmen der Notenbanken gestiegen ist, überrascht nicht. Inzwischen hat der Wind jedoch gedreht...
Der Kreditimpuls der G20 Länder befindet sich inzwischen im negativen Bereich. Deswegen fallen Aktien und andere Anlageklassen nicht sofort. Der Kreditimpuls ist ein Vorlaufindikator und geht der Entwicklung der Anlageklassen mehrere Monate voraus.
Da Liquidität der treibende Faktor ist und wir bereits jetzt wissen, wie sich der Impuls bis Sommer 2022 entwickelt (er läuft der Börse ja voraus), kann man auch erahnen, wohin die Reise bei unterschiedlichen Anlageklassen geht.
Wer gerne in Emerging Markets investiert, sollte sich auf schwierige Zeiten einstellen. Emerging Markets Währungen folgen dem Kreditimpuls (Grafik 1). Werten die Währungen ab, helfen auch Kursgewinne bei Aktien wenig. Sie werden durch die Abwertung der Währungen aufgefressen.
Auch der Euro folgt dem Kreditimpuls bis zu einem gewissen Grad (Grafik 2). Andere Faktoren spielen hier allerdings auch eine wichtige Rolle. Dazu gehört die Realzinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone. Nichtsdestotrotz darf man nicht erwarten, dass der Euro gegenüber dem Dollar in naher Zukunft deutlich aufwertet. Das ist unwahrscheinlich.
Abgabedruck gilt auch für Rohstoffe (Grafik 3). Rohstoffe handeln in Dollar und ein stärkerer Dollar drückt die Preise. Kredit ist auch ein guter Maßstab für Investitionen. Wird weniger investiert, braucht es auch weniger Rohstoffe.
Der Kreditimpuls bestimmt die ganze Wirtschaft. Entsprechend überrascht auch eine Korrelation mit dem globalen Einkaufsmanager nicht (Grafik 4). Die Aussage ist überall die gleiche. Die Zeit bis Sommer 2022 wird kein Spaziergang. Der Gegenwind hat gerade erst begonnen und wird in den kommenden Monaten nur stärker.
Durch diese schwierige Phase müssen Anleger hindurch. Es gibt aber nicht nur schlechte Neuigkeiten. China bereitet den nächsten, expansiven Schritt vor (Grafik 4). Die Entwicklung der Überschussreserven der Banken laufen dem chinesischen Kreditimpuls voraus. Anfang 2022 sollte das Umfeld in China nach oben drehen. China ist dem Rest der Welt für gewöhnlich voraus. Dieser Rückenwind kommt einige Monate später bei uns an.
Clemens Schmale
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Hallo Herr Schmale, das heißt, die Kurse werden demnächst in USA & DE fallen, während sich in China der Aktienmarkt wieder erholen wird?