Kommentar
09:13 Uhr, 25.10.2019

Fällt die letzte Bastion der US-Konjunktur?

Die letzte Bastion der US-Konjunktur ist der Konsum. Genau hier scheint der Trend zu drehen.

Nach einigen hervorragenden Konsummonaten gingen die Einzelhandelsumsätze im September deutlich zurück. Lässt man statistisch unerklärbare Rückgänge wie zum Jahreswechsel 2018/19 unberücksichtigt, war es einer der schwächsten Werte der letzten Jahre. Zuletzt ging es 2015 stärker nach unten. 2015 gab es einen guten Grund für den Rückgang. In den Umsätzen sind auch Ausgaben für Treibstoff enthalten. 2015 ging es mit dem Ölpreis steil bergab. Einen solchen Einbruch gab es in diesem Jahr nicht. Daher wiegt der Rückgang heute schwerer als 2015.


Nun sollte man einen einzelnen Monat nicht unbedingt überbewerten. Es gibt immer wieder Ausreißer. Es ist zudem nicht ungewöhnlich, dass sich Konsumenten einmal in einem Monat zurückhalten, dafür im nächsten wieder mehr einkaufen.

Man könnte die Daten also abtun. So einfach ist die Sache allerdings nicht. Betrachtet man die Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr und nicht dem Vormonat (Grafik 2), zeigt sich ein beunruhigender Trend. Vor einem Jahr wurde beim Konsumwachstum ein zyklisches Hoch erreicht. Seither zeigt der Trend nach unten.


Das Wachstum steuert trotz einer guten ersten Jahreshälfte 2019 auf einen der schwächsten Werte seit Jahren zu. Eine nominale Wachstumsrate von 3 % ist noch nicht zum Fürchten. Bei einer Inflationsrate von knapp 2 % bleibt unterm Strich nicht viel reales Wachstum übrig.

Geht es nach dem Privatkonsum, reicht es gerade noch für ein Gesamtwirtschaftswachstum von 1 % bei der derzeitigen Konsumrate. Bedenkt man, dass die Industrie bereits schrumpft, sind das keine guten Vorzeichen. Das Wirtschaftswachstum wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach aber deutlich höher ausfallen als 1 %.

Dafür sorgt das gute erste Halbjahr und eine Regierung, die die Ausgaben erhöht. Es muss bis Jahresende viel schiefgehen, damit das Wachstum unter die Marke von 2 % fällt. Das ist alles andere als beängstigend, doch ohne höhere Staatsausgaben läge das Wachstum sehr viel tiefer.

Ohnehin scheinen sich Amerikaner auf härtere Zeiten vorzubereiten. Zuletzt sparten Amerikaner annualisierte 1,35 Billionen Dollar (Grafik 3). Das sind 400 Mrd. mehr als noch vor zweieinhalb Jahren. Eine so starke Sparneigung zeigt sich seit den 80er Jahren nur während einer Rezession und kurz danach.


Obwohl die US-Wirtschaft also noch angeblich boomt, verhalten sich Amerikaner wie zu Rezessionszeiten. Das ist eine schlechte Neuigkeit, aber gleichzeitig auch eine gute. Eine schlechte ist es, weil zu enthusiastisches Sparen in den Abschwung führt. Eine gute ist es, weil Amerikaner ihre Schulden abbauen und Geld zur Verfügung haben, um es in härteren Zeiten ausgeben zu können.

Vieles deutet darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstum weiter abschwächen wird. Es deutet jedoch nichts darauf hin, dass es zu einem plötzlichen und starken Einbruch kommen wird. Vielmehr ist eine weiche Landung zu erwarten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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