Facebook-Skandal dürfte Tencent kaum vom Thron stoßen
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London (GodmodeTrader.de) - Daten sind das neue Öl, wie es so schön heißt. Letzten Monat ist Facebook einem Leck zum Opfer gefallen, das mit der unerlaubten Datensammlung von 50 Millionen Nutzern im Ausmaß so katastrophal ist wie damals das Ölleck von BP. Es ist nicht das erste Mal, das der US-Internetkonzern durch Datenmissbrauch im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Während Technologieunternehmen in den westlichen Ländern wegen dieser Affäre nun unter Druck sind, ergibt sich für Asien ein positiveres Bild. Dies gilt vor allem für den Liebling asiatischer Softwaretechnologie: Tencent, wie Jason Pidcock, Fondsmanager des Jupiter Asia Pacific Income SICAV bei Jupiter Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten 2017 seien immer wieder Vorwürfe gegen Facebook wegen Datenmissbrauchs laut geworden. Nach den jüngsten Enthüllungen, wonach sich die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica unerlaubt Zugang zu den Daten von Millionen Facebook-Nutzern verschafft habe, habe die Aktie nun jedoch ihren stärksten Kursverlust seit vier Jahren hinnehmen müssen. Der Einbruch scheine die Technologiemärkte auf breiter Front verängstigt zu haben, zumindest kurzfristig, heißt es weiter.
„Ein anderes, freundlicheres Bild zeigt sich indessen in Asien, wo der Internetriese Tencent weiter gute Fortschritte macht. Er gilt häufig als der chinesische Facebook-Rivale schlechthin und ist das wertvollste Unternehmen der Region. Tencent hat vor kurzem Ergebnisse vorgelegt, die alle Analystenerwartungen übertrafen. Dabei lag der Nettogewinn, der im vierten Quartal erwirtschaftet wurde, mit 20,8 Milliarden Yuan (rund 2,7 Milliarden Euro) noch über der höchsten Schätzung von 18,05 Milliarden Yuan. Die Dividende ist zwar weiterhin niedrig, doch entspricht die Gesamtjahresausschüttung von 0,88 Hongkong-Dollar je Aktie immerhin einer jährlichen Steigerung von 44,3 Prozent“, so Pidcock.
Der Aktienkurs sei dennoch gesunken, was auf die Investitionsvorgaben der Geschäftsleitung sowie den Großaktionär Naspers zurückzuführen sei. Dieser habe entschieden, seine Tencent-Beteiligung zu verringern. In fundamentaler Hinsicht stehe das Unternehmen unverändert solide da. Die Brokerhäuser seien daher generell bei ihrer positiven Einschätzung geblieben, wobei einige ihr Kursziel für Tencent sogar erhöht hätten. So hätten etwa die Analysten von HSBC ihr Zwölfmonatskursziel von 454 auf 527 Hongkong-Dollar nach oben korrigiert, während die Credit Suisse den Kurs weiter bei 540 Hongkong-Dollar sehe, heißt es weiter.
„Tencent hat in der Vergangenheit regelmäßig die Erwartungen übertroffen. Auch wenn dies kaum für immer so bleiben dürfte, sehen wir das Unternehmen mit mittlerweile mehr als einer Milliarde Nutzern doch weiterhin in einer beneidenswerten Position. Zudem muss es zurzeit kaum fürchten, Gegenstand scharfer Maßregelungen zu werden, wie sie Facebook nun treffen könnten. In Ländern wie China können hiesige Social-Media-Unternehmen keine Wahlen beeinflussen und sind somit gegen Vorwürfe der Wahleinmischung geschützt. Dies sind Anschuldigungen, denen sich Facebook jetzt in den USA und zum Teil auch in Großbritannien stellen muss. Anders als bei Facebook verhält es sich außerdem so, dass chinesische Internetfirmen Daten mit der Regierung teilen“, so Pidcock.
Schließlich betrachte er Tencent auch nicht bloß als einen weiteren Technologieanbieter. Er sehe in ihm vielmehr den weltweit größten Unterhaltungskonzern. Er dominiert den Online-Games-Markt mit Blockbuster-Computerspielen wie Honour of Kings, welches seinen Umsatz aus 200 Millionen registrierten Nutzern generiere. Den Analystenerwartungen zufolge werde Tencent im Geschäft mit Online-Spielen weitere Marktanteile hinzugewinnen und höhere Umsätze durch Werbung in seinen sozialen Netzwerken WeChat und QQ erwirtschaften, heißt es weiter.
„Insgesamt beurteilen wir die weiteren Aussichten für Tencent und weite Teile des breiten asiatischen Technologiesektors nach wie vor positiv, auch wenn es für den US-Konkurrenten Facebook gerade nicht so gut läuft“, so Pidcock.
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