Fundamentale Nachricht
18:19 Uhr, 10.06.2022

EZB: Startpunkt für Zinserhöhungen

Hohe Inflationsraten werden die EZB nach Einschätzung von Ulrike Kastens, DWS-Volkswirtin Europa, zu einer aggressiveren Gangart zwingen. Die US-Notenbank könnte dabei ein Vorbild sein.

Nach mehr als elf Jahren will die EZB im Juli das erste Mal die Leitzinsen wieder erhöhen. Das Überraschende dabei ist die Vorfestlegung auf Datum und Höhe, denn alle Leitzinsen sollen dann um 25 Basispunkte angehoben werden. Damit beraubt die EZB sich jedes Handlungsspielraums für die kommende Sitzung. Dies wirft auch die Frage auf, warum die EZB nicht bereits heute diesen Schritt vollzogen hat.

Des Weiteren plant sie eine Anhebung der Leitzinsen im September. Mit 50 Basispunkten könnte sie dann kräftiger ausfallen als im Juli, falls sich der derzeitige Inflationstrend bestätigen sollten, wovon auszugehen ist. Über September 2022 hinaus strebt die Notenbank weitere graduelle Zinserhöhungen an. Dies scheint zum jetzigen Zeitpunkt lediglich ein Kompromiss innerhalb des Führungsgremiums der EZB zu sein. Doch wie lange können sie daran festhalten?

Unserer Meinung nach ist die EZB dabei in ihrer Argumentation nicht schlüssig. Einerseits spricht sie selbst von einer Verbreiterung des Inflationstrends und sieht Anzeichen von höheren Lohnsteigerungen, womit sie ihre eigenen Projektionen für die Kernrate in Höhe von 3,3 Prozent für 2022 und 2,8 Prozent für 2023 in Frage stellt. Nach unserer Einschätzung dürfte der Inflationsdruck kräftiger und nachhaltiger sein, was die EZB zwingen wird, beherzter und aggressiver die Zinsen zu erhöhen. Die US- Notenbank könnte dabei ein Vorbild sein.

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