Kommentar
17:08 Uhr, 08.09.2022

EZB-Sitzung lässt DAX kurz einbrechen, anschließend macht er sämtliche Verluste wett, Euro bleibt unten – Wie geht’s weiter?

In den vergangenen Quartalen ist die EZB zurecht häufig dafür kritisiert worden, nichts gegen die Bekämpfung der hohen Inflation zu unternehmen. Nun beginnt die Notenbank das Ruder kräftig herumzureißen.

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Dabei dürfte aufgrund der hohen Inflation, des massiven Anstiegs der Strom- und Gaspreise und der drohenden Gasrationierung im Winter eine Rezession mit großen Schritten heraufziehen.

Geht in dem Umfeld die Talfahrt bei DAX und Euro weiter?

Vor der rekordhohen Inflation von 9,1 Prozent kann die EZB nicht länger ihre Augen verschließen: Nach der heutigen Sitzung hat die EZB daher angekündigt, dass die Zinsen um jeweils 75 Basispunkte angehoben werden, obwohl sich die Aussichten für die Konjunktur wegen der hohen Inflation und dem Gas-Stopp aus Russland rasant eingetrübt haben. Das ist die stärkste Zinserhöhung seit der Gründung der EZB. Damit liegt der Leitzins nun bei 1,25 Prozent, während der Einlagenzins für die Banken bei 0,75 Prozent liegt.
Zwar hat die EZB die Prognose für das Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr etwas angehoben von 2,8 auf 3,1 Prozent. Das liegt allerdings nur daran, dass die Konjunktur im zweiten Quartal etwas besser gelaufen ist als erwartet. Umso trüber sind die Aussichten für den Rest des Jahres.

„Nach einer Erholung des Wirtschaftswachstums im Euroraum im ersten Halbjahr 2022 deuten jüngste Daten auf eine erhebliche Verlangsamung hin. Für den weiteren Jahresverlauf und das erste Quartal 2023 wird mit einer wirtschaftlichen Stagnation gerechnet. Sehr hohe Energiepreise schmälern die Kaufkraft der Menschen“, schrieb die EZB in ihrer Pressemeldung. Ich gehe hingegen weiterhin davon aus, dass die Wirtschaftsleistung ab dem vierten Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal schrumpfen dürfte und sich das im ersten Quartal 2023 fortsetzt, womit eine neue Rezession beginnen würde.

Gleichzeitig hat die EZB die Konjunkturaussichten für 2023 und 2024 kräftig eingedampft. Für 2023 geht die Notenbank von einem Wirtschaftswachstum von lediglich 0,9 Prozent aus, 2024 soll es sich auf 1,9 Prozent beschleunigen. Ich hingegen halte die Prognosen der EZB einmal mehr für viel zu optimistisch, vielmehr dürfte die Wirtschaftsleistung im Jahr 2023 schrumpfen.

Inflationsprognosen kräftig angehoben

Hingegen hat die EZB die Inflationsprognose kräftig nach oben geschraubt. So sollen die Verbraucherpreise im laufenden Jahr um herbe 8,1 Prozent (zuvor 6,8 Prozent) nach oben schießen, für 2023 sind 5,5 Prozent (3,5 Prozent) geplant und für 2024 2,3 Prozent (2,1 Prozent). Damit wird die EZB, soweit das Auge reicht, ihr Inflationsziel verfehlen. „Der Preisdruck hat in der gesamten Wirtschaft weiterhin an Stärke und Breite gewonnen. Auf kurze Sicht könnte die Inflation zudem weiter anziehen“, warnte die EZB.

Das zwingt die EZB zum Handeln: „Der EZB-Rat geht auf Grundlage seiner aktuellen Einschätzung davon aus, dass er die Zinsen in den nächsten Sitzungen weiter erhöht, um die Nachfrage zu dämpfen und dem Risiko einer andauernden Aufwärtsverschiebung der Inflationserwartungen vorzubeugen“, schreibt die Pressemeldung. Weitere Zinsanhebungen würden von den Konjunkturdaten abhängen und „werden von Sitzung zu Sitzung festgelegt“.

Nach der Veröffentlichung der Pressemeldung um 14.15 Uhr und gerade nach dem Start der Pressekonferenz mit EZB-Chefin Christine Lagarde war der DAX vom Stand von knapp 12.900 Punkten aus nach unten gerauscht, hat anschließend aber einen Großteil der Verluste wieder wettgemacht. Die Ankündigung einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte sollte vor dem Hintergrund der rekordhohen Inflation eigentlich nur die wenigsten Investoren überrascht haben. Und auch die Ankündigung weiterer Erhöhungen bei den nächsten Sitzungen sollte eigentlich niemanden überrascht haben.

Wie könnte es bei DAX und Euro weitergehen?

Meiner Meinung nach bleibt der größte Belastungsfaktor für die Märkte die bevorstehenden weiteren Zinserhöhungen durch die Fed, was immer mehr Gegenwind für die US-Aktienmärkte, gerade die Growth-Aktien, sprich die Technologieaktien, und damit den DAX bedeutet. Inzwischen ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) bei der nächsten Sitzung am 21. September auf 84 Prozent gestiegen.

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Sollte die Fed tatsächlich das 3. Mal in Folge eine Erhöhung um 75 Basispunkte durchziehen, würden die Leitzinsen bei 3,0 bis 3,25 Prozent liegen. Das würde die hochverschuldete Privatwirtschaft enorm belasten und die Rezessionssorgen zurückkehren lassen. Umso mehr dürften die Bullen hoffen, dass die US-Inflationsdaten, die am kommenden Dienstag, 13. September veröffentlicht werden, einen deutlichen Rückgang der Inflationsrate zeigen werden, nachdem sie im Juli auf 8,5 Prozent zurückgegangen war.

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Wie lange wird die EZB die Zinsen erhöhen?

Der zweite wichtige Belastungsfaktor für die Märkte bleibt der Gas-Stopp aus Russland, womit im Winter eine Gas-Rationierung droht, was eine weitere Drosselung der Produktion durch viele hiesige Industriebetriebe bedeuten würde. Dabei leiden sie schon ohnehin enorm durch die Explosion der Gas- und Strompreise.

Damit steigt das Risiko einer Rezession in Deutschland und der Euro-Zone rapide. In dem Umfeld steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB innerhalb weniger Monate die Zinserhöhungen auf Eis legen könnte, weil die EZB keine Absicht haben dürfte, die Rezession zu verschärfen, woraufhin die Arbeitslosenquote steigen würde.

Diese zwei Risiken, also mögliche weitere deutliche Zinserhöhungen durch die Fed in einem anhaltend rezessionsähnlichen Umfeld in den USA, bei gleichzeitig stark zunehmenden Risiko einer Rezession in der Euro-Zone und der Weltwirtschaft ist meiner Meinung im DAX – und im S&P500 - in keinster Weise eingepreist. Ich fürchte daher, dass in den kommenden Wochen der Abwärtsdruck auf DAX und S&P500 zunehmen sollte.

In dem Umfeld sollte zudem die Talfahrt des Euro klar weitergehen, weil einerseits die Fed in den nächsten Monaten die Zinsen stärker anheben könnte als die EZB es tut. Und weil andererseits in einem Umfeld voller Rezessionssorgen Investoren weiterhin in den sicheren Hafen Dollar flüchten dürften.

In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!

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