EZB: Riskante Strategie
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Basel (BoerseGo.de) - Einmal mehr hat die EZB mit entschiedenem Handeln, Zinssenkungen und neuen Programmen zur Ausweitung ihrer Bilanz überrascht. Ähnlich wie im Juni ging die EZB weiter als vom Markt erwartet und zeigte damit, dass sie weiter fallende Inflationserwartungen und eine längere Konjunkturschwäche auf jeden Fall verhindern möchte. Auf den ersten Blick mag das positiv erscheinen und sollte die Konjunkturbelebung unterstützen. Auf den zweiten Blick ist die Strategie aber riskant, wie Karsten Junius, Chefvolkswirt bei der Bank J. Safra Sarasin, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Erstens sei es nicht sicher, ob die EZB mit den geplanten Käufen von verbrieften Papieren ihre Bilanz tatsächlich so stark ausweiten könne wie geplant. Zweitens seien die Risikoaufschläge von vielen dieser Wertpapiere bereits so gering, dass die Stärke des zusätzlichen Stimulus nicht offensichtlich sei. Auch nicht, dass er in den Ländern ankomme, die ihn benötigten. Vor allem gehe die EZB aber ähnlich wie die Bank of Japan erneut in Vorleistung, ohne dass sie sich darauf verlassen könne, dass auch die anderen Politikbereiche ihren Beitrag zu einer Lösung der konjunkturellen und strukturellen Probleme in der Währungsunion leisteten. Das schwäche die Währungsunion in der mittleren Frist, denn leider habe der Reformwille der einzelnen Mitgliedstaaten in der Vergangenheit meist genau dann nachgelassen, wenn die EZB ihnen dazu die nötige Luft und Liquidität verschafft habe, heißt es weiter.
„Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass die EZB mit jeder neuen geldpolitischen Maßnahme weitere Optionen für zünftige Schwächephasen verliert. Noch geht es der US-Wirtschaft prächtig und auch China hält sich dieses Jahr besser als erwartet. Der nächste zyklische Abschwung der Weltkonjunktur wird allerdings nicht ausbleiben. Die EZB könnte dann sehr schnell wieder in die Defensive geraten und starkem Druck ausgesetzt sein, im großen Umfang Staatsanleihen zu kaufen. Dieses Mal hat es gerade einmal zwei Monate schlechter Konjunktur- und Inflationsdaten bedurft, um die EZB zu erneutem Handeln zu bewegen. Beim Ankauf von Staatsanleihen mag der Widerstand länger dauern. Helfen würde das der Währungsunion kaum, es kann Strukturreformen allenfalls noch weiter verschieben. In jedem Fall wäre es aber ein politischer Spaltpilz für die Währungsunion“, so Junius.
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