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10:00 Uhr, 21.05.2025

EZB: Globale Unsicherheit könnte Finanzstabilität gefährden

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Der deutliche Anstieg der Unsicherheit in Bezug auf Welthandel, Verteidigung, internationale Zusammenarbeit und Regulierung könnte nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) zu einer Herausforderung für die Finanzstabilität werden. "Zunehmende Handelsfriktionen und damit verbundene Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum belasten die Aussichten für die Finanzstabilität", erklärte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos bei der Vorlage des Berichts.

Die EZB verwies darauf, dass die Finanzmärkte Anfang April weltweit einen Ausverkauf von beunruhigender Geschwindigkeit erlebt hätten, wodurch es zu einer merklichen Verschärfung der Finzierungsbedingungen gekommen sei. "Obwohl sich risikoreiche Vermögenswerte bis Mitte Mai vollständig von ihren anfänglichen Verlusten erholt hatten, reagieren die Märkte immer noch sehr empfindlich auf zollbezogene Nachrichten", konstatiert die EZB.

Insbesondere Aktienmärkte blieben anfällig für plötzliche und starke Anpassungen, denn die Bewertungen seien immer noch hoch und Bedenken hinsichtlich Risikokonzentrationen bestünden fort. "In einem Umfeld erhöhter Marktvolatilität könnten die Schwachstellen von Nicht-Banken bezüglich Liquidität und Hebelung offengelegt werden, was Marktschocks verstärken würde", warnt die EZB.

Sorge bereitet ihr auch, dass die Handelsspannungen exportorientierte Unternehmen treffen dürften, die darauf mit Entlassungen reagieren könnten, was zu steigenden Kreditrisiken führen würde. "Obwohl die Staatsschuldenquoten im Euroraum nach ihrem Anstieg während der Pandemie erheblich gesunken sind, bleiben die fiskalischen Fundamentaldaten in einigen Ländern fragil", warnt sie außerdem. Pläne zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben könnten zwar das Wirtschaftswachstum ankurbeln, wenn sie auf produktive Investitionen ausgerichtet seien, sie könnten aber angesichts eines höheren Emissionsbedarfs in Zeiten steigender Finanzierungskosten auch Risiken bergen.

Die EZB rät den makroprudenziellen Behörden vor diesem Hintergrund, die Kapitalpufferanforderungen und kreditnehmerbezogenen Anforderungen beizubehalten. Darüber hinaus erforderten der wachsende Markteinfluss und die Vernetzung von Nicht-Banken ein umfassendes Paket politischer Maßnahmen, das die Widerstandsfähigkeit dieser Nicht-Banken erhöhen würde. Zu den Nicht-Banken zählen unter anderem Investmentfonds und Versicherungen.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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