EZB: Die große Umverteilung hat begonnen - es geht um eine Billion Euro!
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Bevor das neue Transmission Protection Instrument (TPI) eingesetzt wird, sollen die Anleihen, die im Pandemiekaufprogramm PEPP erworben wurden, als erste Verteidigungslinie dienen. Diese erste Linie wurde bereits benötigt. Der Markt wurde mit dem nahenden Ende des Quantitative Easing Programms nervös. Die Renditen für italienische und andere Anleihen stiegen stark an.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die EZB TPI noch nicht. Das hielt sie von Interventionen nicht ab. Das Pandemiekaufprogramm wurde genutzt, um Anleihen von den ehemaligen Krisenländern Italien, Portugal, Griechenland und Spanien zu kaufen. Woher das Geld kam, wird sofort ersichtlich. Im Juni und Juli verkaufte die EZB Anleihen von Deutschland, den Niederlanden und Frankreich (Grafik 1).
Die große Umschichtung begann im Juni und Juli. In diesem Zweimonatsfenster wurden für knapp 10 Mrd. Euro italienische Anleihen gekauft. Auch Spanien profitierte mit knapp 6 Mrd., Griechenland mit 1 Mrd. und Portugal mit 500 Mio. (Grafik 2). Damit wird fleißig umgeschichtet.
Ursprünglich sollte die Flexibilität unter dem PEPP Programm für Verwerfungen bestimmt sein, die mit der Pandemie in Zusammenhang standen. Dieser Grundsatz wurde nicht durchgehalten. Der Renditeanstieg im Juni konnte kaum auf die Pandemie zurückgeführt werden.
Unter dem PEPP Programm wurden insgesamt 1,66 Billionen Euro an Anleihen erworben. Länder mit hoher Bonität, deren Anleihen verkauft werden können, um andere Anleihen zu erwerben, machen in etwa eine Billion Euro aus. Ob man Frankreich mittelfristig zu den Ländern zählen kann, die keine Probleme bekommen werden, sei dahingestellt.
Kurzfristig jedoch kann die EZB viele Anleihen verkaufen, um andere zu stützen. Zumindest in naher Zukunft sollte dies ausreichend sein. Während der jüngsten Turbulenzen wurden 18 Mrd. umgeschichtet. Es gibt also noch viel Luft und früher oder später wird der Spielraum benötigt werden.
In Italien haben mögliche Wahlgewinner der vorgezogenen Neuwahlen zwar angekündigt, dass sie sich an die Haushaltsdisziplin halten wollen, doch es wäre nicht das erste Mal, dass im Wahlkampf das eine gesagt und in der Regierung das andere gemacht wird. Wenn die vergangenen Jahre eines gelehrt haben, dann sicherlich, dass politische und damit Finanzmarktkrisen regelmäßig vorkommen.
Die Umverteilung in der EZB Bilanz hat begonnen und wird vermutlich auch nicht mehr enden. Ob das langfristig tragbar ist oder der Widerstand aus Ländern wie Deutschland und den Niederlanden zu groß wird, muss man abwarten. Die Umverteilung ist eine Art Solidarität. Hier geht es um Geld.
Deutschland könnte in den kommenden Monaten auf eine andere Art der Solidarität angewiesen sein: Erdgas. In jedem Krisenfall heißt Solidarität, dass einige gewinnen, andere verlieren. Solidarität löst die Grundprobleme nicht, macht im Einzelfall aber Sinn. Zu Spannungen führt es dennoch und von diesen dürften wir in den kommenden Monaten ausreichende haben.
Clemens Schmale
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